Schwäbische Zeitung (Biberach)
Auf der Suche nach der passenden Anlage
Wie Anleger bei der Auswahl von börsengehandelten Indexfonds am besten vorgehen
STUTTGART - Wenn es so weitergeht, knacken die Exchange Traded Funds (ETFs) weltweit beim Volumen bald die Zehn-Billionen-DollarMarke. Auch in Deutschland nutzen immer mehr Anleger die Vorteile der passiven, börsengehandelten Indexfonds, um flexibel und breit gestreut in verschiedene Märkte zu investieren. Rund 200 Milliarden Euro sind es, die laut Branchenverband BVI in die heimlichen Lieblinge der deutschen Anleger gesteckt wurden.
Die Gründe für den Höhenflug der Indexfonds sieht Peter Smolny, leitender ETFsHändler an der Börse Stuttgart, in ihrer Nachvollziehbarkeit und in den relativ geringen Kosten. Ja, ETFs gelten geradezu als „unschlagbar günstig“, wie es Hendrik Buhrs vom Geldratgeber „Finanztip“beschreibt. Sie kosten deutlich weniger als Fonds, bei denen ein Fondsmanager Aktien einzeln aussucht – sogenannte aktive Fonds. Damit zahlen Anleger nicht nur deutlich weniger bis gar keine Provision für die Vermittlung bzw. den Kauf von ETFs. Auch die laufenden Kosten machen im besten Fall nur ein Siebtel der Kosten aktiver Fonds aus. „Im ETF bleibt also von vornherein mehr von der eigentlichen Wertentwicklung erhalten“, sagt Finanztip-Experte Buhrs. Das rührt daher, dass sich diese Finanzprodukte darauf beschränken, einen Index wie den Deutschen Aktienindex Dax oder, noch besser, den internationalen MSCI World abzubilden. Damit sind sie passiv gemanagte Fonds, die keine aktive Wertpapierauswahl vornehmen. Das heißt, ETFAnteile entwickeln sich immer genauso wie der Index, den sie abbilden – eben abzüglich der Kosten, die in Form von Transaktionskosten und Verwahrungsgebühr anfallen. Man spricht daher auch davon, dass ein Aktienindex „den Markt abbildet“. Außerdem bieten die Indexfonds
einen Schutz für den Anleger, weil sie als Sondervermögen im Insolvenzfall des ETF-Emittenten nicht angegriffen werden dürfen.
Inzwischen werden etwa an der Börse Stuttgart 1720 verschiedene ETFs gehandelt. Anleger haben also die Qual der Wahl, weshalb man auf der Suche nach dem passenden Produkt am besten systematisch vorgeht. Bevor Anleger mit der Auswahl eines konkreten ETF beginnen, sollten sie ihren Anlagefokus festlegen. Dabei entscheiden sie sich für eine Anlageklasse, wie zum Beispiel Aktien, Anleihen oder Rohstoffe, und legen deren Gewichtung in Ihrem Portfolio fest. Wer beispielsweise in Aktien investieren will, muss zunächst entscheiden, in welchen Markt er gehen will. Mit einem einzelnen ETF kann man in den weltweiten Aktienmarkt, in eine bestimmte Region oder in ein einzelnes Land investieren. Darüber hinaus ist es möglich, sich auch auf nachhaltige Unternehmen, auf eine bestimmte Branche oder Aktienstrategie oder spezielle Investmentthemen zu fokussieren. Hilfreich kann hier eine Plattform wie www.justetf.com sein, die eine Übersicht nach Themen anbietet. Auch die Börse Stuttgart bietet einen ETF-Finder, der die Suche erleichtert. „Anleger sollten ihr Investment breit auf viele Unternehmen in unterschiedlichen Regionen streuen, was am einfachsten mit einem sogenannten Welt-ETF geht“, sagt Dominique Riedl, Gründer der Informationsplattform Just-ETF. Nach dem Anlagefokus folgt nun die Index-Auswahl. Breit gestreute Markt-Indizes eignen sich laut Riedl in der Regel besonders gut – unabhängig davon, ob man nur in einen ETF investiert oder ein Portfolio aus mehreren ETFs aufbauen möchte. ETFs auf bekannte AktienIndizes hat fast jeder ETF-Anbieter im Angebot, und die entsprechenden Produkte sind demzufolge in der Regel sehr kostengünstig.
Am besten können die Kosten eines ETF mit seiner Gesamtkostenquote, der sogenannten „Total Expense Ratio” (kurz TER), beurteilt werden, die die jährlichen laufenden Kosten in Prozent angibt. Die Rechnung sei einfach, meint Riedl: „Geringe laufende Kosten sollten sich über kurz oder lang in einer höheren Rendite widerspiegeln.“Weitere Auswahlkriterien sind das Fondsvolumen und das Fondsalter. Als Faustregel gilt: Bei einem Fondsvolumen von mehr als 100 Millionen Euro ist die Wirtschaftlichkeit in den meisten Fällen gegeben. Und wenn ein Fonds älter als ein Jahr ist, stehen in der Regel genügend Daten zur Verfügung, um den ETF mit Konkurrenzprodukten vergleichen und eine fundierte Einschätzung treffen zu können.