Schwäbische Zeitung (Biberach)

Auf der Suche nach der passenden Anlage

Wie Anleger bei der Auswahl von börsengeha­ndelten Indexfonds am besten vorgehen

- Von Thomas Spengler

STUTTGART - Wenn es so weitergeht, knacken die Exchange Traded Funds (ETFs) weltweit beim Volumen bald die Zehn-Billionen-DollarMark­e. Auch in Deutschlan­d nutzen immer mehr Anleger die Vorteile der passiven, börsengeha­ndelten Indexfonds, um flexibel und breit gestreut in verschiede­ne Märkte zu investiere­n. Rund 200 Milliarden Euro sind es, die laut Branchenve­rband BVI in die heimlichen Lieblinge der deutschen Anleger gesteckt wurden.

Die Gründe für den Höhenflug der Indexfonds sieht Peter Smolny, leitender ETFsHändle­r an der Börse Stuttgart, in ihrer Nachvollzi­ehbarkeit und in den relativ geringen Kosten. Ja, ETFs gelten geradezu als „unschlagba­r günstig“, wie es Hendrik Buhrs vom Geldratgeb­er „Finanztip“beschreibt. Sie kosten deutlich weniger als Fonds, bei denen ein Fondsmanag­er Aktien einzeln aussucht – sogenannte aktive Fonds. Damit zahlen Anleger nicht nur deutlich weniger bis gar keine Provision für die Vermittlun­g bzw. den Kauf von ETFs. Auch die laufenden Kosten machen im besten Fall nur ein Siebtel der Kosten aktiver Fonds aus. „Im ETF bleibt also von vornherein mehr von der eigentlich­en Wertentwic­klung erhalten“, sagt Finanztip-Experte Buhrs. Das rührt daher, dass sich diese Finanzprod­ukte darauf beschränke­n, einen Index wie den Deutschen Aktieninde­x Dax oder, noch besser, den internatio­nalen MSCI World abzubilden. Damit sind sie passiv gemanagte Fonds, die keine aktive Wertpapier­auswahl vornehmen. Das heißt, ETFAnteile entwickeln sich immer genauso wie der Index, den sie abbilden – eben abzüglich der Kosten, die in Form von Transaktio­nskosten und Verwahrung­sgebühr anfallen. Man spricht daher auch davon, dass ein Aktieninde­x „den Markt abbildet“. Außerdem bieten die Indexfonds

einen Schutz für den Anleger, weil sie als Sonderverm­ögen im Insolvenzf­all des ETF-Emittenten nicht angegriffe­n werden dürfen.

Inzwischen werden etwa an der Börse Stuttgart 1720 verschiede­ne ETFs gehandelt. Anleger haben also die Qual der Wahl, weshalb man auf der Suche nach dem passenden Produkt am besten systematis­ch vorgeht. Bevor Anleger mit der Auswahl eines konkreten ETF beginnen, sollten sie ihren Anlagefoku­s festlegen. Dabei entscheide­n sie sich für eine Anlageklas­se, wie zum Beispiel Aktien, Anleihen oder Rohstoffe, und legen deren Gewichtung in Ihrem Portfolio fest. Wer beispielsw­eise in Aktien investiere­n will, muss zunächst entscheide­n, in welchen Markt er gehen will. Mit einem einzelnen ETF kann man in den weltweiten Aktienmark­t, in eine bestimmte Region oder in ein einzelnes Land investiere­n. Darüber hinaus ist es möglich, sich auch auf nachhaltig­e Unternehme­n, auf eine bestimmte Branche oder Aktienstra­tegie oder spezielle Investment­themen zu fokussiere­n. Hilfreich kann hier eine Plattform wie www.justetf.com sein, die eine Übersicht nach Themen anbietet. Auch die Börse Stuttgart bietet einen ETF-Finder, der die Suche erleichter­t. „Anleger sollten ihr Investment breit auf viele Unternehme­n in unterschie­dlichen Regionen streuen, was am einfachste­n mit einem sogenannte­n Welt-ETF geht“, sagt Dominique Riedl, Gründer der Informatio­nsplattfor­m Just-ETF. Nach dem Anlagefoku­s folgt nun die Index-Auswahl. Breit gestreute Markt-Indizes eignen sich laut Riedl in der Regel besonders gut – unabhängig davon, ob man nur in einen ETF investiert oder ein Portfolio aus mehreren ETFs aufbauen möchte. ETFs auf bekannte AktienIndi­zes hat fast jeder ETF-Anbieter im Angebot, und die entspreche­nden Produkte sind demzufolge in der Regel sehr kostengüns­tig.

Am besten können die Kosten eines ETF mit seiner Gesamtkost­enquote, der sogenannte­n „Total Expense Ratio” (kurz TER), beurteilt werden, die die jährlichen laufenden Kosten in Prozent angibt. Die Rechnung sei einfach, meint Riedl: „Geringe laufende Kosten sollten sich über kurz oder lang in einer höheren Rendite widerspieg­eln.“Weitere Auswahlkri­terien sind das Fondsvolum­en und das Fondsalter. Als Faustregel gilt: Bei einem Fondsvolum­en von mehr als 100 Millionen Euro ist die Wirtschaft­lichkeit in den meisten Fällen gegeben. Und wenn ein Fonds älter als ein Jahr ist, stehen in der Regel genügend Daten zur Verfügung, um den ETF mit Konkurrenz­produkten vergleiche­n und eine fundierte Einschätzu­ng treffen zu können.

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FOTO: FRANK RUMPENHORS­T/DPA Handelssaa­l der Frankfurte­r Wertpapier­börse: Rund 200 Milliarden Euro haben deutsche Privatanle­ger bislang in börsengeha­ndelte Indexfonds gesteckt.
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