Schwäbische Zeitung (Biberach)

Erste Niederlage für Nagelsmann-Bayern

Gegen Frankfurt scheitert der Rekordmeis­ter vor allem an Eintrachts Torhüter Trapp

- Von Christian Kunz

MÜNCHEN (dpa) - Die frustriert­en Bayern-Stars verdrückte­n sich nach der ersten Niederlage unter Trainer Julian Nagelsmann schnell und kopfschütt­elnd in die Kabine. Nach neun Pflichtspi­elerfolgen unter ihrem neuen Coach mussten die Münchner zu Hause mit 1:2 (1:1) gegen Eintracht Frankfurt ein lange nicht mehr erlebtes Gefühl verarbeite­n. „Niederlage­n schmerzen immer“, sagte Nagelsmann und bemängelte das Abwehrverh­alten seiner Mannschaft und die Vermeidbar­keit der Niederlage: „Wir hatten sehr vieles selber in der Hand und demnach kann man auch viele Lehren daraus ziehen.“

Ausgelasse­n feierten die Gäste ihren herausrage­nden Keeper Kevin Trapp, der den Rekordmeis­ter schier zur Verzweiflu­ng gebracht hatte. „Ein bisschen Glück hat auch dazu gehört“, sagte Trapp. „Es haben nicht viele daran geglaubt, dass wir hier was holen“, meinte Trapp, der von Bundestrai­ner Hansi Flick nicht für die Länderspie­le in der WM-Qualifikat­ion nominiert worden war. „Natürlich bin ich enttäuscht. Natürlich ist mein Ziel, bei der Nationalma­nnschaft dabei zu sein.“

Nur Leon Goretzka gelang es, Trapp zu überwinden (29. Minute). Martin Hinteregge­r (32.) bestrafte einen Münchner Abwehrfehl­er fast postwenden­d mit dem Ausgleich. Filip Kostic (83.) ließ die Gäste über ihren ersten Liga-Saisonsieg unter Trainer Oliver Glasner und den ersten Erfolg in München seit 21 Jahren jubeln. „Ich muss der Mannschaft ein Riesenkomp­liment ausspreche­n“, so Glasner: „Das freut mich mega.“

„Wir sind natürlich enttäuscht. Oder sauer, verärgert – ich weiß nicht, was man am besten verwenden kann. Das ist ein Spiel, das wir auf keinen Fall verlieren müssen. Es hat an der Effektivit­ät gemangelt“, sagte Thomas Müller und bemängelte die Chancenaus­wertung. „Wenn wir das 2:1 machen, dann kann es auch 3:1 ausgehen oder 4:1. Dann stehen wir wieder und singen SuperBayer­n. Und so ist es nix mit SuperBayer­n. Jetzt haben wir auch noch zu

Hause verloren. Das ist eine ungewohnte Situation, ein ungewohnte­s Gefühl.“

Vier Tage nach dem 5:0-Torfest in der Champions League gegen Dynamo Kiew kamen die Münchner nach einem sehr schwungvol­len Beginn vor 25 000 Zuschauern in der Allianz Arena nicht wie sonst in Fahrt. Das lag nicht nur am nicht zum aktuellen DFB-Aufgebot zählenden Trapp, sondern auch am eigenen Chancenwuc­her und defensiven Nachlässig­keiten. Nach dem 1:1 zum Saisonstar­t in Gladbach war es der erste richtige Dämpfer der noch jungen Amtszeit von Nagelsmann.

Bei Goretzkas erstem Saisontref­fer war Trapp machtlos. Serge Gnabry hatte Hinteregge­r unter Druck gesetzt, nach dessen Ballverlus­t an Goretzka kam der Ball über Müller und Robert Lewandowsk­i wieder zu Goretzka, der mit einem Direktschu­ss

abschloss. Eine Minute später hätte es wohl 2:0 geheißen, wenn Leroy Sané auf Gnabry quer gelegt hätte. Sané versuchte es aus guter Position alleine – und scheiterte an Trapp.

Die Antwort der Hessen, die in der Europa League beim 1:0 in Antwerpen ihren Premierens­ieg unter Trainer Glasner gefeiert hatten, folgte beeindruck­end. Nach einem Eckball von Kostic ließen die Bayern dem kopfballst­arken Hinteregge­r überrasche­nd viel Gestaltung­sfreiraum, was der Österreich­er gegen den zögerliche­n Dayot Upamecano per Kopf ausnutzte. Wieder einmal Hinteregge­r, der im Mai 2020 beim 2:5 seiner Eintracht zwei Treffer und ein Eigentor in der Allianz Arena erzielt hatte.

Zwar drängten die Bayern auf das 2:1 und rauften sich die Haare nach einem Pfostentre­ffer von Gnabry (44.). Doch sie hätten ebenso mit einem Rückstand in die Pause gehen können, nachdem Almamy Touré Alphonso Davies übertölpel­t hatte und am glänzend parierende­n Manuel Neuer scheiterte (42.). In der Nachspielz­eit rollte eine Hereingabe von Kostic durch den Münchner Strafraum – seine Mitspieler kamen nicht mehr an den Ball.

Bayern dominierte nach der Pause weiter das Geschehen, die Eintracht lauerte auf Konter. Per Fußabwehr parierte Trapp einen Lewandowsk­i-Kopfball aus kürzester Distanz zur Überraschu­ng aller (56.), weniger Mühe hatte er mit Sanés Distanzsch­uss (57.). Spektakulä­rer rettete Trapp gegen Gnabry (64.) und erneut gegen Sané (66.). Kostic stellte dann nach einem Konter das Spiel auf den Kopf – und sorgte für frustriert­e Münchner. In den letzten Minuten war es wieder Trapp, der den Überraschu­ngssieg sicherte.

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Torhüter Kevin Trapp (vorn) hatte einen Glanztag und brachte den FC Bayern zur Verzweiflu­ng.
FOTO: IMAGO IMAGES Torhüter Kevin Trapp (vorn) hatte einen Glanztag und brachte den FC Bayern zur Verzweiflu­ng.

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