Schwäbische Zeitung (Biberach)
Turmmotive in der Gegenwartskunst
Die Ausstellung „Getürmt“kann noch bis 26. November in der Galerie der Stiftung BC – pro arte besucht werden
BIBERACH (sz) - In der Galerie der Stiftung BC – pro arte gibt es seit 23. September die neue Ausstellung „Getürmt“zu sehen. Noch bis 26. November kann sie besucht werden. Türme haben auf uns eine besondere Anziehungskraft. In Legenden, Mythen und Märchen spielt der Turm als ein Ort existenzieller Erlebnisse oft eine Schlüsselrolle, was nahelegt, dass es sich um einen starken Archetyp mit metaphysisch-geistiger Bedeutung handelt. Gleichzeitig ist der Turm ein Symbol, das für ganz Gegensätzliches steht: für Schutz und Gefangenschaft, Abwehr und Aufstieg, Fortschritt und Tradition, Aufstreben und Beharren, Weitsicht und Selbstüberhöhung, Erkenntnis und Hochmut, Sicherheit und Sturz, Verbannung und Inspiration.
Turmarchitektur hat einen exzentrischen Charakter, das beweisen die zeitgenössischen Skyscrapers nur allzu deutlich: die phallisch aufragenden Türme sind Gesten patriarchaler Macht. Der Turm ist seit den frühen Hochkulturen eine Ikone des menschlichen Willens und Höherstrebens. Der Turmbau zu Babel als alttestamentarisches Sinnbild menschlicher Hybris hat zu Beginn des 21. Jahrhunderts eine dramatische Entsprechung im Sturz der Twin Towers des New Yorker World Trade Centers gefunden.
Aus diesem reichen Fundus an Bedeutungen schöpft auch die Gegenwartskunst, die den Gestaltungsspielraum des Turmes vor allem in formaler Hinsicht immens erweitert hat. Die Ausstellung zeigt Collagen, digitale Grafiken, Holzschnitte, Skulpturen, Reliefs und Installationen in Wellpappe, Ziegelbruch, Holz, Stahl, Keramik und Beton. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen mit zahlreichen farbigen Abbildungen.
Die Galerie hat dienstags, donnerstags und freitags jeweils von 13 bis 17 Uhr geöffnet und nach Vereinbarung unter Telefon 07351/570 3316. Weitere Infos online unter www.sbc-pro-arte.de.