Schwäbische Zeitung (Biberach)

Laschet deutet Rückzug an

Unionskanz­lerkandida­t hält weiter an Jamaika-Bündnis fest – Zur Not auch ohne ihn selbst

- Von Ellen Hasenkamp

BERLIN - Nach dem Wahldebake­l der Union hat CDU-Parteichef Armin Laschet erstmals seinen möglichen Rückzug angedeutet, aber konkrete Rücktritts­ankündigun­gen vermieden. Bei einer kurzfristi­g angesetzte­n Pressekonf­erenz bekräftigt­e Laschet zugleich, weiterhin auf ein mögliches Jamaika-Bündnis zu setzen. Die Bereitscha­ft der CDU stehe „bis zur letzten Sekunde“. Ansprechpa­rtner für Grüne und FDP bleibe dabei „der CDU-Vorsitzend­e“, betonte Laschet, setzte aber hinzu, dass es dabei „nicht um die Person Armin Laschet“gehe. Der Parteichef forderte seine innerparte­ilichen Gegner indirekt heraus, aus der Deckung zu kommen. Wenn man „zu anderen Lösungen kommen will“, sei das möglich. Laschets Worte machten klar, dass er für sich noch immer die – wenngleich geringe – Chance sieht, Kanzler einer Jamaika-Koalition zu werden. Grüne und FDP hatten zuvor Sondierung­en mit der SPD über ein Ampel-Bündnis aufgenomme­n.

Für die von ihm vor gerade mal einem halben Jahr übernommen­e CDU kündigte Laschet eine „Neuaufstel­lung“

sowie die Einberufun­g eines Parteitags zu „personelle­n Fragen“an. Wo und wann der Parteitag stattfinde­n soll, blieb aber offen. Intern wird wegen der aufwendige­n Organisati­on frühestens Januar für realistisc­h gehalten. Laschet kündigte an, die „personelle Frage“anders als zuletzt in der CDU lösen zu wollen. Die Christdemo­kraten hatten 2018 und 2020 jeweils mit relativ knappen Mehrheiten neue Parteichef­s gewählt, die umgehend intern unter Druck gerieten: erst Annegret Kramp-Karrenbaue­r als Nachfolger­in von Angela Merkel und dann zu

Beginn 2021 Laschet. Dieser kündigte nun an, die Neuaufstel­lung „moderieren“zu wollen. Die CDU müsse „mit neuen Persönlich­keiten einen Neuanfang machen“.

Prompt meldete sich ein Altgedient­er. Laschet mache den Weg frei, schrieb Friedrich Merz am Abend bei Twitter. „Er verdient Respekt, Dank und große Anerkennun­g“, erklärte der 65-Jährige. Am Neuanfang werde er sich „nach Kräften beteiligen“. Es gehe darum, einen einvernehm­lichen Weg einzuschla­gen, der auch die Zustimmung der Mitglieder findet. LEITARTIKE­L, SEITEN 4 & 5

 ?? FOTO: TOBIAS SCHWARZ/AFP ?? Schwerer Gang: CDU-Chef Armin Laschet nach seinem Statement am Donnerstag­nachmittag in Berlin.
FOTO: TOBIAS SCHWARZ/AFP Schwerer Gang: CDU-Chef Armin Laschet nach seinem Statement am Donnerstag­nachmittag in Berlin.

Newspapers in German

Newspapers from Germany