Schwäbische Zeitung (Biberach)
Der Mönch lebt nicht vom Brot allein
Kulinarische Sachverhalte werden im christlichen Zusammenhang allzu oft nur im Dunstkreis des Fastens verhandelt. Dabei gibt es gerade unter Vertretern des Klerus’ weiß Gott nicht nur Kostverächter. Es kann unmöglich Zufall sein, dass so viele Speisen und Gerichte in ihrem Namen einen starken Bezug zu Kirchen und Klöstern haben. Die Herrgottsbscheißerle getaufte Maultasche ist da das berühmteste Beispiel. Aber es gibt noch eine Menge mehr.
Etwa die bei uns weniger bekannte Kardinalschnitte. In Österreich wird diese verführerische Mischung aus Sahne, Biskuit und Zucker außerordentlich gerne gegessen. Sie ist sozusagen der Mehlspeise gewordene Gegenentwurf zum Fasten, die ausdrückliche Bejahung von Fülle und Lebensfreude. Das Nonnenfürzle steht dem bei uns im Prinzip in nichts nach, obwohl diese im Fett herausgebackene Mehlspeise deutlich kleinteiliger ist. Was der gottserbärmlich gewaltigen Kalorienmenge natürlich nicht abträglich ist.
Dass es vor allem die Klöster waren, die das Bier brauten, wirft ebenfalls ein etwas schummriges Licht auf die Fähigkeiten vergangener Mönche ihre Fastenstärke betreffend. Fassstärke war da schon eher ein Begriff, mit dem die gottesfürchtigen Diener des Herrn etwas anfangen konnten. Immerhin steht schon in der Bibel im Buch Deuteronomium, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt. Womit das Leben auch eine allzu trockene Angelegenheit wäre. In diesem Geiste brauen zum Beispiel die Franziskaner seit 1363 ihr Bier, damit selbst das Fasten auch ein bisschen Spaß macht. (nyf )