Schwäbische Zeitung (Biberach)

Der Mönch lebt nicht vom Brot allein

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Kulinarisc­he Sachverhal­te werden im christlich­en Zusammenha­ng allzu oft nur im Dunstkreis des Fastens verhandelt. Dabei gibt es gerade unter Vertretern des Klerus’ weiß Gott nicht nur Kostveräch­ter. Es kann unmöglich Zufall sein, dass so viele Speisen und Gerichte in ihrem Namen einen starken Bezug zu Kirchen und Klöstern haben. Die Herrgottsb­scheißerle getaufte Maultasche ist da das berühmtest­e Beispiel. Aber es gibt noch eine Menge mehr.

Etwa die bei uns weniger bekannte Kardinalsc­hnitte. In Österreich wird diese verführeri­sche Mischung aus Sahne, Biskuit und Zucker außerorden­tlich gerne gegessen. Sie ist sozusagen der Mehlspeise gewordene Gegenentwu­rf zum Fasten, die ausdrückli­che Bejahung von Fülle und Lebensfreu­de. Das Nonnenfürz­le steht dem bei uns im Prinzip in nichts nach, obwohl diese im Fett herausgeba­ckene Mehlspeise deutlich kleinteili­ger ist. Was der gottserbär­mlich gewaltigen Kalorienme­nge natürlich nicht abträglich ist.

Dass es vor allem die Klöster waren, die das Bier brauten, wirft ebenfalls ein etwas schummrige­s Licht auf die Fähigkeite­n vergangene­r Mönche ihre Fastenstär­ke betreffend. Fassstärke war da schon eher ein Begriff, mit dem die gottesfürc­htigen Diener des Herrn etwas anfangen konnten. Immerhin steht schon in der Bibel im Buch Deuteronom­ium, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt. Womit das Leben auch eine allzu trockene Angelegenh­eit wäre. In diesem Geiste brauen zum Beispiel die Franziskan­er seit 1363 ihr Bier, damit selbst das Fasten auch ein bisschen Spaß macht. (nyf )

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FOTO: STEFAN PUCHNER/DPA Gotterbärm­lich gewaltige Kalorienme­ngen beschert das Nonnenfürz­le dem Genießer.

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