Schwäbische Zeitung (Biberach)
Merkels schwieriger Abschied beim Papst
Die Kanzlerin ist ein letztes Mal im Amt im Vatikan – Gespräche über Kindesmissbrauch und Klimakrise
ROM (dpa) - Angela Merkel hat ihre letzte Privataudienz als Bundeskanzlerin bei Papst Franziskus für Gespräche über den Kampf gegen Kindesmissbrauch und die Klimakrise genutzt. Die Politikerin machte bei ihrem Besuch im Vatikan am Donnerstag deutlich, dass die Themen höchste Priorität haben müssten. Deshalb besichtigte sie vor dem Treffen mit dem Pontifex ein Institut der Päpstlichen Universität Gregoriana, wo sie sich mit dem Kinderschutzbeauftragten Hans Zollner unterhielt. „Ich wollte mit meinem Besuch dort unterstreichen, dass wir glauben, dass die Wahrheit ans Licht kommen muss und dass das Thema Kindesmissbrauch aufgearbeitet werden muss“, sagte sie danach.
Erst in dieser Woche hatte eine Untersuchung ergeben, dass seit der Mitte des vergangenen Jahrhunderts in der katholischen Kirche in Frankreich
Hunderttausende Kinder sexuell misshandelt worden waren. Der Papst selbst sprach dabei von einem „Moment der Schande“.
Zum fünften Mal in seinem Pontifikat empfing er die Kanzlerin zu privaten Gesprächen. Diesmal stand bei der Diskussion auch der Kampf gegen die Klimakrise im Fokus, wie Merkel sagte. Papst Franziskus setzt sich seit Jahren für einen besseren Klimaschutz ein. Zuletzt hatte er mit knapp 40 anderen Kirchenführern einen gemeinsamen Appell an die Weltgemeinschaft vor dem Weltklimagipfel COP26 in Glasgow. Merkel kündigte bereits an, auch als Privatperson zurückzukehren in die Ewige Stadt. „Meine Liebe zu Italien werde ich in ganz anderer Form noch leben können, wenn ich nicht mehr Bundeskanzlerin bin“, sagte sie. Nur ein Tag Aufenthalt in Rom habe ihr gezeigt, dass man eigentlich mehr als ein Leben haben müsste, um die Stadt ganz zu erfassen.