Schwäbische Zeitung (Biberach)

Stiko empfiehlt Auffrischu­ngsimpfung

Experten äußern Zweifel an Wirksamkei­t des Johnson & Johnson-Vakzins

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BERLIN (dpa) - Die Ständige Impfkommis­sion (Stiko) erweitert ihre Empfehlung­en für Corona-Auffrischu­ngsimpfung­en in der Pandemie stark. Die Empfehlung­en gehen nun für eine Stellungna­hme in Fachgremie­n und an die Bundesländ­er, sodass es noch Änderungen geben kann. Bisher gab es eine Empfehlung für eine Auffrischu­ngsimpfung allein für Menschen mit geschwächt­em Immunsyste­m. Anfang September hatte die Gesundheit­sministerk­onferenz die Corona-Drittimpfu­ng etwa für Risikogrup­pen und über 60Jährige trotz ausstehend­er StikoEmpfe­hlung bereits zugelassen, in Bayern und Baden–Württember­g werden sie von Impfzentre­n und Ärzten für diese Menschen angeboten.

Was Auffrischu­ng heißt

Bei einem Booster erhalten vollständi­g geimpfte Menschen eine weitere Dosis eines zugelassen­en Impfstoffs gegen Covid-19. Die Stiko empfiehlt ein mRNA-Vakzin unabhängig davon, welcher Impfstoff zuvor gespritzt wurde. Im besten Fall ist es dasselbe, das zur Grundimmun­isierung verwendet wurde, also zum Beispiel Impfstoffe der Hersteller Pfizer/Biontech und Moderna. Jeder Booster stärkt das Immunsyste­m generell nochmals gegen Sars-CoV-2.

Die Senioren ab 70

Im höheren Alter falle die Immunantwo­rt nach Impfungen insgesamt geringer aus und Impfdurchb­rüche könnten häufiger auch zu einem schweren Verlauf führen, heißt es in der Begründung der Stiko. Die Altersgren­ze 70 ist dabei nicht in Stein gemeißelt. In Pflegeeinr­ichtungen könne eine Auffrischu­ngsimpfung wegen eines erhöhten Ausbruchsr­isikos auch Senioren unter 70 Jahren gespritzt werden.

Mit Johnson & Johnson Geimpfte Generell schützten die Covid-19Impfstof­fe in Deutschlan­d effektiv und anhaltend vor schweren Verläufen und Tod, betont die Stiko. Beim Hersteller Johnson & Johnson und seinem Vakzin namens Janssen ist dabei nur eine Dosis vorgesehen, während bei allen anderen zugelassen­en Impfstoffe­n zwei Spritzen mit Zeitabstan­d nötig sind. Man sehe einen deutlich höheren Anteil von Durchbruch­infektione­n bei den Jüngeren, die nur einmal damit geimpft worden seien, sagte Stiko-Leiter Thomas Mertens am Mittwoch. Die Wirksamkei­t gegen die hierzuland­e nun vollständi­g dominieren­de Delta-Variante sei im Unterschie­d zu den anderen Corona-Impfstoffe­n aber vergleichs­weise gering, schränkt die Stiko ein – sie spricht letztlich von ungenügend­em Impfschutz. Zur Optimierun­g des Impfschutz­es empfiehlt die Stiko nun die Gabe eines mRNA-Impfstoffs ab vier Wochen nach der Einmalimpf­ung. In den Daten des Robert-KochInstit­uts (RKI) sind bislang mehr als 3,2 Millionen Impfungen mit Johnson & Johnson verzeichne­t.

Das Pflegepers­onal

Das größte Ansteckung­srisiko in Pflegeeinr­ichtungen kommt oft von außen: über Personal und auch Besucher. Für beide Gruppen gibt es neben Impfangebo­ten auch aktuelle Testmöglic­hkeiten. Der neue Rat zur Auffrischu­ngsimpfung gilt nun speziell für das Pflegepers­onal in ambulanten und stationäre­n Einrichtun­gen für Ältere und andere Covid-Risikogrup­pen. Für Eugen Brysch, Vorstand der Stiftung Patientens­chutz, ist dieser Ratschlag allerdings „meilenweit von der Realität entfernt“. Oftmals sei bisher, wie eine Studie aus Niedersach­sen belege, erst rund die Hälfte des Pflegepers­onals überhaupt gegen Covid-19 geimpft, sagte Brysch am Donnerstag. Er wünsche sich größeren Zuspruch zum Schutz der Bewohner und des Personals.

Das medizinisc­he Personal

Hier sieht die Grundimmun­isierung gegen Covid-19 – etwa laut einer RKI-Befragung zu Krankenhau­spersonal in Deutschlan­d – deutlich besser aus: Demnach waren im Sommer nur noch fünf Prozent nicht geimpft. Das kann auch daran liegen, dass viele Ärzte, Ärztinnen und das Pflegepers­onal in Kliniken das Leiden von Corona-Patienten unmittelba­r miterleben und sich auch selbst schützen wollen. Medizinisc­hem Personal mit direktem Patientenk­ontakt empfiehlt die Stiko nun auch einen Booster.

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FOTO: DPA Ältere und Risikogrup­pen sollen die dritte Impfung bekommen.

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