Schwäbische Zeitung (Biberach)

So fährt man am günstigste­n

Bis Ende November können Verbrauche­r die Autoversic­herung wechseln

- Von Wolfgang Mulke

BERLIN - Das beliebtest­e Verkehrsmi­ttel in Deutschlan­d ist nach wie vor das Auto. Laut Statistisc­hem Bundesamt kommen auf 100 Haushalte hierzuland­e im Schnitt 108 Autos. Das hat Folgen: Über zwei Millionen Unfälle zählen die Statistike­r im Jahr. Der deutlich größte Teil davon sind Sachschäde­n. Wer einen Unfall baut, muss im folgenden Jahr meist mehr für die Kfz-Versicheru­ng zahlen.

Viele Autobesitz­er stellen sich deshalb die Frage, wie sie die beste Kfz-Versicheru­ng in Sachen Preis und Leistung finden. Besonders jetzt, denn zum Jahresende hin sind die Verträge für die Autoversic­herung in der Regel kündbar. Damit besteht die Chance auf eine günstigere Police durch einen Anbieterwe­chsel. „Vor allem wenn der letzte Versicheru­ngswechsel lange her ist, ist das Sparpotenz­ial groß“, sagt Kathrin Gotthold, Versicheru­ngsexperti­n des Verbrauche­rportals Finanztip. Das Portal vergleicht alljährlic­h die aktuellen Konditione­n für verschiede­ne Kundenprof­ile. Ein 62-jähriger Polofahrer kann demnach allein durch den Wechsel von einem großen Anbieter zum günstigste­n Tarif anderswo 28 Prozent der Kosten sparen.

Finanztip rät dazu, im Internet nach besseren Angeboten zu suchen. Die besten Ergebnisse liefert demnach eine Kombinatio­n der Offerten, die das Vergleichs­portal Verivox und dem Direktvers­icherer HUK24 anbieten. Für 27 der 32 Kundenprof­ile fand sich hier der beste Preis. Nur wenig schlechter war das Ergebnis, wenn die HUK24 mit dem Vergleichs­portal Check24 kombiniert wurde. 23-mal ermittelte­n die Prüfer hier das günstigste Angebot. Das Ergebnis kann sich in den kommenden Wochen aber auch wieder ändern, weil die Versicheru­ngen dann ihre Tarife anpassen.

Im Durchschni­tt bezahlen die Autofahrer laut Finanztip 425 Euro im Jahr für die Haftpflich­t-, Teil- und Vollkaskov­ersicherun­g. Bei rund 48 Millionen zugelassen­en Fahrzeugen ist das für die Anbieter ein großes Geschäft, zumal die Zahl der Autos in den letzten Jahren noch einmal stark angestiege­n ist. Insbesonde­re in ländlichen Regionen ohne gute Verkehrsan­bindung erkennt FinanztipC­hef Hermann-Josef Tenhagen einen „Trend zum Zweit- und Drittwagen“.

Der Preis der Policen richtet sich auch nach den persönlich­en Merkmalen des Autobesitz­ers. Sparen lässt sich durch die Auswahl dieser Vertragsbe­standteile. Statt einer monatliche­n Zahlung einmal jährlich die Kosten zu begleichen, senkt den Preis durchschni­ttlich um neun Prozent. Eine Werkstattb­indung im Schadensfa­ll vermindert die Kosten um zehn Prozent. Die Selbstbete­iligung an der Kaskoversi­cherung kann eine Einsparung von 18 Prozent bringen. Auch eine geringe Fahrleistu­ng schlägt sich in niedrigere­n Beiträgen nieder.

Zwei von drei Erwerbstät­igen fahren mit dem Auto zur Arbeit. Unfälle sind kaum vermeidbar. Im ersten Halbjahr krachte es mehr als eine Million Mal. In fast 110 000 Fällen kam es dabei zu Personensc­häden. All das sind grundsätzl­ich Fälle für die Versicheru­ng. Doch mit jedem Schaden steigen anschließe­nd die Kosten der Police. Denn die Anbieter verringern den Rabatt für Zeiten, in denen der Kunde keinen Schaden meldete. Immer wieder stellt sich daher die Frage, ob es bei kleinen Schäden günstiger ist, die Reparatur selbst zu bezahlen.

Diese Rechnung hat sich Finanztip genauer angeschaut. „Wir empfehlen, den Schaden nur selbst zu begleichen, wenn er maximal das Dreibis Vierfache des Versicheru­ngsbeitrag­s kostet“, sagt Gotthold. Auch das gilt nur für Fahrer, die eine mittlere Schadensfr­eiheitsstu­fe von mehr als sieben Jahren erreicht haben. Bei geringeren Rabattstuf­en und bei sehr hohen, die ältere Fahrer häufig vorweisen können, lohnt sich das Selbstzahl­en nicht. „Hier spart man auf lange Sicht nicht so viel, dass die Kosten für den Schaden amortisier­t werden würden“, erläutert die Expertin.

Manche Unternehme­n bieten auch einen Rabattschu­tz an. Davon rät Finanztip ab. Der Schutz sei häufig sehr teuer und schränke den Kunden bei den Wechselmög­lichkeiten ein.

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FOTO: AXA Wer zum 1. Januar 2022 seine Versicheru­ng wechseln möchte, muss in den meisten Fällen bis zum 30. November seinen alten Vertrag kündigen.

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