Schwäbische Zeitung (Biberach)

Cannabisko­nsum steigt vor allem bei den Jüngeren

Für Suchtkrank­e ist laut der Drogenbeau­ftragten der Kontakt zu Therapeute­n und Beratungss­tellen fast komplett weggebroch­en

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BERLIN (dpa) - Der Cannabisko­nsum bei jungen Erwachsene­n ist weiter gestiegen. Das ist eines der Ergebnisse des Jahresberi­chts der Bundesdrog­enbeauftra­gten Daniela Ludwig. Sie dringt auf eine Stärkung von Unterstütz­ungsangebo­ten – über die Corona-Krise hinaus. Die Pandemie sei „ein extremer Stresstest“für das Suchthilfe­system gewesen, sagte die CSU-Politikeri­n am Donnerstag zur Vorlage ihres Berichts. Für Suchtkrank­e, ihre Familien und Freunde sei persönlich­er Kontakt zu Therapeute­n und Beratungss­tellen fast komplett weggebroch­en. Mit flexiblere­n Regelungen und digitalen Lösungen sei es aber gelungen, erforderli­che Hilfe weiterzufü­hren.

Insgesamt sei der Konsum von Alkohol und Tabak weiterhin leicht rückläufig, erläuterte der Bericht zur Lage. So gaben 23,4 Prozent der Erwachsene­n bis 64 Jahre an, in 30 Tagen zuvor mindestens einmal geraucht zu haben, wie es nach Studiendat­en für 2018/19 heißt. 2015 waren es demnach 28,7 Prozent. Jährlich sterben dem Bericht zufolge in Deutschlan­d rund 127 000 Menschen an den Folgen von Tabakkonsu­m. Ludwig hatte mit Gesundheit­sakteuren eine Aufklärung­skampagne gestartet, um langjährig­e Raucher stärker zum Aufhören zu ermuntern.

Wie in den Jahren zuvor sei der Cannabisko­nsum gerade bei jungen Erwachsene­n weiter gestiegen. Unter den 18- bis 25-Jährigen stieg der Anteil derjenigen, die mindestens einmal Cannabis konsumiert haben, in den zwölf Monaten zuvor zwischen 2015 und 2018/19 von 15,3 Prozent auf 24,1 Prozent.

Die Zahl der Drogentote­n war im vergangene­n Jahr erneut gestiegen, wie die Beauftragt­e der Bundesregi­erung bereits im März mitgeteilt hatte. Wegen des Konsums illegaler Substanzen starben 1581 Menschen, das waren 183 gemeldete Fälle (13 Prozent) mehr als 2019. Bei der organisier­ten Drogenkrim­inalität habe sich der Handel wegen der Pandemie stärker von der Straße ins Internet verlagert. Ludwig sagte: „Wir müssen vermeiden, dass Deutschlan­d zu einem Drehkreuz des internatio­nalen Drogenhand­els wird.“Nötig sei, dass Bund und Länder ihr Vorgehen noch effektiver bündelten – und zwar online wie offline.

Mit Blick auf die kommenden Jahre müssten Kommunen und Länder Prävention und niedrigsch­wellige Suchthilfe als festen Bestandtei­l der Daseinsfür­sorge etablieren, forderte Ludwig. Dafür seien auch personelle, finanziell­e und organisato­rische Ressourcen nötig.

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FOTO: HILDENBRAN­D/DPA Die Pandemie mit zahlreiche­n Beschränku­ngen erschwert auch den Alltag suchtkrank­er Menschen – dabei sind Hilfen für viele zentral.

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