Schwäbische Zeitung (Biberach)
Wo sich mit einem Capuccino der Herbstblues bekämpfen lässt
Mediterrane Metropolen laden auch in der kühlen Jahreszeit noch zu einem Kaffeeplausch in der Sonne ein
In der Sonne sitzen, genüsslich einen Cappuccino trinken, Flaneure beobachten oder in einem Buch schmökern – wer wünscht sich an einem kalten, regnerischen Tag nicht auf eine von der Sonne beschienene Piazza oder Dachterrasse? Rund ums Mittelmeer locken Städte auch in der kühlen Jahreszeit mit sonnigen Stunden.
Lissabon: Lissabons Top-Terrassenplatz heißt A Brasileira do Chiado – und das seit 1905. Heute ersetzen in dem Café in der Rua Garret 120 zwar die Touristen die Künstler und Literaten von einst, aber noch immer ist es das schönste Kaffeehaus der Stadt. Der Bica, wie hier der kleine schwarze Kaffee heißt, machte schon den portugiesischen Dichter und Schriftsteller Fernando Pessoa zum Stammgast. Ein zweiter Tipp für einen gemütlichen Bica-Plausch: die Terrasse eines der zahlreichen Cafés und Restaurants auf dem Praça do Comércio. Danach lohnt eine Auffahrt mit dem Aufzug auf die begehbare Aussichtsplattform des Triumphbogens in der Rua Augusta. Der Blick von hier oben ist herrlich.
Palma de Mallorca: Hafenluft schnuppern, den dümpelnden Segelyachten an ihren Liegeplätzen zuschauen und einfach den Augenblick genießen: Im Café Dársena am Passeig Maritim von Palma de Mallorca taucht man ofenfrische Ensaimadas, mallorquinische Hefeschnecken, in dickflüssige Schokolade, genießt die warmen Sonnenstrahlen und erholt sich vom Shopping- und SightseeingMarathon.
Barcelona: Ein Café tallat, wie die Katalanen zu ihrem Espresso mit etwas Milch sagen, dazu ein frisches Hörnchen, vor der Terrasse flanieren Passanten auf der Rambla de Sant Josep: Das Traditionscafé De L’Opera ist der ideale Ort, um seinen Tag in Barcelona zu starten – bevor man sich dann im Gassengewirr des Barrio Gótico, in den Markthallen von La Boqueria, im Stadtpark Güell oder beim Besuch der Gaudís Jugendstilbauwerke verliert. Kultur- und Kaffeegenuss bietet der Besuch des Museu d’Historia de Catalunya auf der Placa de Pau Vila, 3. Es erzählt auf drei Etagen die Geschichte Kataloniens und lockt mit der La Terrassa de les Indianes des Restaurants 1881 per Sagardi aufs Dach. Mit Blick über das Barceloneta-Viertel, den Hafen und das Meer kann man hier bei einem kühlen Drink auch wunderbar den Tag ausklingen lassen.
Nizza: Am frühen Vormittag lockt der Cours Saleya mit seinem geschäftigen und farbenfrohen Treiben am täglichen Lebensmittel- und Blumenmarkt in der Altstadt von Nizza. Danach bummelt man zur Promenade des Anglais direkt am Meer. Legendär ist dort das Hotel Negresco. Normalsterbliche träumen von einer Übernachtung in diesem Palast – den Blick in den Salon Royal mit der Glaskuppel von Gustave Eiffel sollte sich niemand entgehen lassen. Auch nicht ein Kaffeestündchen auf der Terrasse der Brasserie La Rotonde mit Petit Fours und herrlichem Blick aufs azurblaue Mittelmeer. Innen versüßen bunt bemalte Karussellpferde aus dem 18. Jahrhundert den Plausch. Müßiggänger verbummeln hier gerne den Nachmittag, Kunstliebhaber
genießen Chagall, Matisse und moderne Kunst in den zahlreichen Museen.
Rom: Kolosseum, Circus Maximus, Spanische Treppe und Petersdom schon abgehakt? Dann ist es Zeit für ein Schokoladentrüffeleis Tartufo im Caffé Tre Scalini, am angeblichen Geburtsort dieser süßen, aber auch etwas teuren Verführung. Das Café liegt an der Piazza Navona mit dem berühmten Vier-Flüsse-Brunnen. Wer es ruhiger mag, dem sei die Caffeteria Chiostro del Bramante in der Via della Pace ans Herz gelegt: Hier kann man auf der Terrasse über dem eleganten Renaissance-Innenhof von Meister Donato Bramante Kaffee trinken, brunchen und ab 17 Uhr einen Aperitif einnehmen. Beim Stöbern im Buchladen oder beim Betrachten der hauseigenen Ausstellungen lassen sich schnell ein paar Stunden verbummeln.
Palermo: Süße Verlockungen serviert unter der warmen Herbstsonne Siziliens: Einzigartig ist die Auswahl an verführerischen Kaffeebeilagen im Antica Caffé Spinnato in Palermo. Dort, in der Via Principe di Belmonte 111, reihen sich verführerische Dolci mit so klangvollen Namen wie Cassata al Forno, Biscotti di Mandorla, Bolle di Neve und Cappela Palatina in der langen Kuchentheke aneinander. Die Auswahl fällt schwer. Man möchte am liebsten sitzen bleiben und jede einzelne Zauberei genießen – mit kurzen kulturellen Unterbrechungen in Form einer Stippvisite in der Kathedrale Maria Santissima Assunta, im Palazzo Reale oder im Teatro Massimo, Palermos wunderbar restauriertem Opernhaus.
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