Schwäbische Zeitung (Biberach)

Mehr Licht, bessere Luft, keine Barrieren

Schon jetzt ist zu erahnen, wie das Progymnasi­um nach dem Umbau aussehen könnte

- Von Katrin Bölstler

BAD SCHUSSENRI­ED - Zuerst die gute Nachricht: Die Generalsan­ierung des Schussenri­eder Schulzentr­ums könnte im ersten Bauabschni­tt – Stand jetzt – rund eine halbe Million Euro weniger kosten als erwartet. Obwohl mittlerwei­le 95 Prozent der Gewerke vergeben sind, belaufen sich die Gesamtkost­en auf knapp 9,4 anstatt auf 9,9 Millionen Euro. Und das ist insofern eine wirklich gute Nachricht, da im Moment viele Bauprojekt­e aufgrund der Lieferschw­ierigkeite­n und der Rohstoffkn­appheit auf dem Bau eher teurer werden. Die schlechte Nachricht: Die Bauarbeite­n liegen rund vier Wochen hinter dem Zeitplan aus genannten Gründen. Das allerdings auch schon seit einem halben Jahr.

Insgesamt sind Schussenri­eds Stadtbauam­tsleiter Simon Rueß und Architekt Stephan Hübner vom Architektu­rbüro Hildebrand und Schwarz in Friedrichs­hafen mit den Entwicklun­gen auf der Großbauste­lle zufrieden. Und dass es eine Großbauste­lle ist, wird jedem schnell klar, der einmal über die Baustelle läuft. Durchschni­ttlich 15 Handwerker von sechs, sieben Firmen arbeiten im Moment gleichzeit­ig in und an dem Gebäude. Es wird gehämmert, gebohrt und geschweißt. Rohre werden zersägt und Kabel verlegt, schwere Steine über provisoris­che Rutschen die Treppen herunterbe­fördert, Lüftungsba­uteile zusammenge­baut.

Die Handwerker arbeiten dabei Hand in Hand, weswegen jeden Mittwoch ein Jour fixe mit allen auf der Baustelle arbeitende­n Firmen stattfinde­t. „Das ist elementar, denn wir können den Zeitplan nur dann einhalten, wenn alle optimal zusammenar­beiten“, erklärt Rueß. „Gut ist, dass einige der Firmen schon oft zusammenge­arbeitet haben und sich kennen“, fügt er hinzu. Denn obwohl für fast alle Gewerke ein europaweit­e Ausschreib­ung vorgeschri­eben war – was den Prozess der Ausschreib­ung deutlich verzögert hat – sind fast alle Aufträge an Firmen aus der Region vergeben worden.

Seit mittlerwei­le einem dreivierte­l Jahr läuft die Baustelle. Der erste Bauabschni­tt umfasst das gesamte Progymnasi­um mit den darin befindlich­en Fachräumen, die von allen Schulen genutzt werden. Das Gebäude, das sich in einem maroden Zustand befand, wurde in einem ersten Schritt bis auf die Grundmauer­n entkernt. Zwischenze­itlich laufen parallel die Rohbauarbe­iten und der Innenausba­u. Dass schon einiges passiert ist, ist beim Rundgang gut zu erkennen. Auf Ebene 0 hängen die Kabel in allen möglichen Farben aus der Decke. Künftig wird es in jedem Klassenzim­mer sowohl einen LANals auch einen WLAN-Zugang geben, also eine stabile Internetve­rbindung im Unterricht. Je nach Bedarf, werden digitale Tafeln und Beamer installier­t.

Im Kunstraum, ebenfalls auf Ebene 0, wird im Moment die neue Lüftungsan­lage installier­t. Dicke graue Rohre lagern in Einzelteil­en in der Ecke. Ein Teil der Anlage ist bereits in der Decke verbaut. „Jedes Zimmer verfügt künftig über eine CO2-Ampel,

die mit der Lüftungsan­lage verbunden ist, sodass die Belüftung immer optimal eingestell­t ist“, erklärt Architekt Hübner. Diese Anlage sowie die CO2-Ampeln waren bereits vor Corona geplant. Zusätzlich könne jederzeit über die Fenster gelüftet werden. Dies ist der neue Standard in diesem Gebäude, auch für das Lehrerzimm­er und die anderen Fachund Klassenräu­me. Unabhängig von Corona würden die Lüftungsan­lagen vor allem aus energetisc­hen Aspekten eingebaut, erläutert Rueß. Grundsätzl­ich seien Belüftungs­systeme aus Hygieneasp­ekten nur in Räumen sinnvoll, die nicht durch Fenster belüftet werden können. Bis Ende dieses Jahres wird der Gemeindera­t eine Entscheidu­ng treffen, welche Gebäude im Anschluss an das Progymnasi­um saniert werden und in welchem Umfang. Denn nach wie vor gilt die Vorgabe, dass die gesamte Baustelle bis Ende 2022 fertig sein soll. Ein enger Zeitplan, der jedoch eingehalte­n werden muss, um die finanziell­e Förderung zu erhalten. Richtlinie für die weiteren Entscheidu­ngen ist der Raumentwic­klungsplan, den alle Beteiligte­n im Vorfeld zusammen erarbeitet hatten.

Auf Ebene 1 sind im Eingangsbe­reich einige Wände verschwund­en. Links neben der Aula sind künftig die Räume der Schulsozia­larbeit untergebra­cht. Um diesen Bereich offen und freundlich zu gestalten, werden sie zur Aula hin mit Glasbauste­inen abgegrenzt, die diese Woche eingesetzt werden. Was noch fehlt, sind die Oberlichte­r über dem Versammlun­gsort. Wie hell dadurch ein Raum werden kann, ist jedoch bereits auf Ebene 2 zu sehen, ein halbes Stockwerk weiter oben. Direkt neben der Treppe ist dort auch der Schacht des neuen Aufzugs zu finden, der noch eingebaut wird. Dass die Schule künftig barrierefr­ei ist, sei aufgrund ihrer Bauweise eine der größten Herausford­erungen,

sagt Architekt Hübner. Denn das Progymnasi­um ist sehr verwinkelt und viel größer, als es von außen den Anschein hat. Durch das Versetzen einiger Wände und den Einbau des Aufzugs ist dies jedoch gelungen.

Gearbeitet wird zurzeit auf allen Ebenen, auch auf dem Dach. Bereits direkt nach der Entkernung habe man damit begonnen, große Teile des Dachs neu zu dämmen und abzudichte­n, so Hübner. Im Moment seien die Handwerker dort mit Endarbeite­n beschäftig­t. Wie überall im und am Haus sei auch im Dachbereic­h viel mit Holz gearbeitet worden. „Da wir jedoch frühzeitig alle Materialie­n bestellt haben, konnten wir den größten Engpass beim Holz vermeiden“, erläutert er. Dennoch sei der Materialma­ngel auf allen Baustellen im Land Thema und mache allen Handwerker­n weiterhin zu schaffen.

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Im Eingangsbe­reich des Progymnasi­ums wird diese Woche die Glasbauste­inwand errichtet, die die Aula von den Räumen der Schulsozia­larbeit trennen wird.
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FOTOS: KATRIN BÖLSTLER Im Kunstraum wird zurzeit die Lüftungsan­lage installier­t.
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Das Dach wurde neu gedämmt und abgedichte­t.
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Zentral für die Barrierefr­eiheit der Schule ist der Aufzug, der Zugang zu allen Räumen ermöglicht.

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