Schwäbische Zeitung (Biberach)
Biomarkt lockt viele Besucher an
Es gibt in der Region viel mehr nachhaltige Landwirtschaft und Initiativen, als bekannt ist
OCHSENHAUSEN - Schon kurz nach Veranstaltungsbeginn waren am Samstag viele Interessierte unterwegs zum ersten oberschwäbischen Biomarkt in Ochsenhausen. Der eisige Wind hielt sie vom Besuch nicht ab. Denn die Veranstaltung war mehr als ein „gewöhnlicher“Markt für regionale Produkte.
Im Klostergarten konnten sich Marktbesucher an vielen Ständen über die Produkte regionaler Erzeuger informieren, Lebensmittel verkosten und kaufen. Von Obst und Gemüse über Wurst und Käse bis hin zu Honig oder Schaffellen gab es ein breites Angebot. Verschiedene Biound Umweltverbände sowie regionale Initiativen informierten außerdem, wie Mensch und Natur friedlich koexistieren und eine schonende Bewirtschaftung gelingt. Parallel zum Markt gab es Führungen und Vorträge. Ziel der vom Kneipp-Verein in Kooperation mit der Bio-Musterregion Biberach organisierten Veranstaltung war es, ein Bewusstsein für die Vielfalt regionaler landwirtschaftlicher Erzeugnisse und den ökologischen Landbau zu schaffen.
Für Kinder wie für Erwachsene gab es dementsprechend viel zu entdecken und zu lernen. Beispielsweise, dass Tomate nicht gleich Tomate und vor allem nicht immer rund und rot ist, was am Stand der Gärtnerei Schick aus Achstetten eindrucksvoll demonstriert wurde. Michael Schick
TRAUERANZEIGEN liegt es besonders am Herzen, die Sortenvielfalt von Tomaten zu bewahren, er vertreibt mittlerweile mehr als 1000 Sorten. Ein ähnliches Anliegen vertritt auch das Netzwerk Fachwarte, in dem Spezialisten für Obst- und Gartenbau organisiert sind. Jakob-Fischer-Äpfel kennt in Oberschwaben fast jedes Kind. Oberländer Himbeerapfel, Goldparmäne oder Gewürzluike hingegen eher nicht. An ihrem Stand erfuhren Besucher alles über Obstbäume sowie deren Erhalt und Pflege.
Bio-Anbau ist meist ein Familienprojekt, so auch bei der Ziegenkäserei in Unteropfingen im Illertal. Monika Makary und ihr Mann haben den Betrieb der Eltern übernommen und von klassischer Milchwirtschaft auf Ziegenhaltung und Biolandbau umgestellt. Vor zwei Jahren kam die Ziegenkäserei dazu. Ihre Produkte vertreiben sie über den Hofladen, es ist ihr erster Markt. „Die Veranstaltung hat richtig Power und trifft den Zahn der Zeit“, sagt Monika Makary. Sie und ihre Schwester hatten am Stand alle Hände voll zu tun, während ihr Mann bereits um die Mittagszeit
nach Hause geschickt wurde, um Nachschub zu holen.
Nicht alles wird auf Höfen selbst weiterverarbeitet, oft ist es ein Zusammenspiel zwischen Erzeuger und Handwerk, was die Mitglieder der Initiative Netzwerk Mühlenstraße an ihrem Stand anschaulich erklärten. Wenn sie von „Läufern“und „Faulenzern“sprechen, geht es nicht um Sport, sondern um einen Satz Mahlsteine, mit denen beispielsweise Korn zu Mehl verarbeitet wird. Die Initiative stellte die lange Handwerkstradition, die unterschiedlichen Mühlentypen der Region und die Bedeutung der Wasserkraft vor.
Im Zelt nebenan wurde ein vielfältiges Vortragsprogramm geboten, beispielsweise zum Thema Agrophotovoltaik. Dabei handelt es sich um eine neue Form der Energiegewinnungsanlagen, bei der neben der Stromerzeugung auch die landwirtschaftliche Fläche zum Nutzpflanzenanbau erhalten bleibt. Führungen zu den Themen Wasser, Kräuter oder Geschichte des Klosters rundeten das Programm des Markts ab.
Das Veranstaltungskonzept des ersten oberschwäbischen Biomarkts ist aufgegangen: Aussteller, Besucher und Organisatoren zeigten sich zufrieden. „Mir war nicht bewusst, wie viele Angebote es in meiner Nähe gibt. Jetzt weiß ich zum Beispiel, dass ich in Mittelbuch Fleisch von Weideochsen und wo ich Biogemüse direkt ab Hof kaufen kann“, erzählt eine junge Mutter aus Ochsenhausen. Auch Hilde Straub, Regionalmanagerin der Bio-Musterregion Biberach, freute sich über die gelungene Veranstaltung. Für sie war die Kooperation selbstverständlich, denn Ziel der Bio-Musterregionen sei es, Landwirte, handwerkliche Verarbeiter, regionale Vermarkter und Verbraucher zu vernetzen.
Initiator Rainer Schick vom Kneipp-Verein zog eine positive Bilanz: „Ich bin sehr zufrieden, es hat sich alles gefügt, bis hin zum Wetter. Auf dem Markt haben mich viele Menschen angesprochen und eine sehr gute Rückmeldung gegeben.“Ein Teil der Einnahmen werde nun gespendet, zum Beispiel an das Klimateam der Region Ahrweiler und die Aktion Klimawette.