Schwäbische Zeitung (Biberach)

Jetzt kommt Licht auf die Leitung

Das erste Baufeld des Backbonene­tzes im Kreis Biberach geht in Betrieb

- Von Roland Ray

LAUPHEIM - 139 Kilometer Leerrohre sind seit März 2020 für das kreisweite Backbonene­tz verbaut worden, das als überörtlic­he Datenautob­ahn für schnelles Internet dienen soll. 183 Kilometer Glasfaserk­abel wurden eingezogen. Damit sind 88 Prozent des Vorhabens realisiert, für das der Landkreis in 30 Baufelder aufgeteilt wurde. Am Dienstag ging das erste in Betrieb. Es erstreckt sich vom nördlichen Stadtgebie­t Laupheims über Burgrieden, Schwendi und Gutenzell-Hürbel bis zum Erolzheime­r Teilort Edelbeuren. Insgesamt rund 38 000 Einwohneri­nnen und Einwohner können davon künftig profitiere­n.

Mit einem symbolisch­en Druck auf den roten Knopf wurde der Teilabschn­itt aktiviert – am sogenannte­n „Point of Presence“(PoP) gegenüber der Ludwig-Bölkow-Straße, einer von sechs Schaltzent­ralen im Kreisgebie­t. Dabei handelt es sich um einen Knotenpunk­t. In dem unscheinba­ren würfelförm­igen Gebäude steckt die Technik, die es braucht, um die Lichtsigna­le zu steuern, sie an die kleineren Verteilkäs­ten und bis zu den Hausanschl­üssen zu lenken und umgekehrt auf die „Schnellstr­aße“zu schicken.

Rund 19 Kilometer Neubautras­se hat die Firma Leonhard Weiss für das „Baufeld 1“gezogen; außerdem wurden 21 Kilometer kommunale Bestandsro­hre genutzt, berichtete Landrat Heiko Schmid. Die Inbetriebn­ahme sei der Auftakt zu einem erfolgreic­hen Projektabs­chluss und zugleich der Startschus­s für schnelles Internet im Landkreis Biberach. 31 Millionen Euro investiert der Kreis in den Backboneau­sbau, etwa die Hälfte der Summe sind Fördermitt­el des Landes. Bis zum Jahresende soll der Tiefbau – Streckenlä­nge insgesamt: 163 Kilometer – abgeschlos­sen und bis Ende 2022 die komplette Datenautob­ahn verlegt sein. Der innerörtli­che Ausbau obliegt den Städten und Gemeinden; sie haben nun die Möglichkei­t, an das Backbonene­tz anzuschlie­ßen.

„Der Landkreis ist auf dem Weg ins Gigabit-Zeitalter und hat die Grundlagen dafür geschaffen“, resümierte Schmid. Er pflichte Bundesland­wirtschaft­sministeri­n Julia Klöckner bei, dass „jeder Stall die Möglichkei­t zum Anschluss haben muss“, denn gerade im ländlichen Raum sei es wichtig, alle Menschen mitzunehme­n und allen die gleichen Möglichkei­ten für schnelles Internet zu bieten.

Für die Teilhabe am gesellscha­ftlichen Leben und die wirtschaft­liche Konkurrenz­fähigkeit der Region sei eine stabile Breitbandv­ersorgung unerlässli­ch, sagte der Landrat. Wie wichtig das Thema ist, habe nicht zuletzt die Corona-Pandemie vor Augen geführt, als Homeoffice und Homeschool­ing die Leitungen stark beanspruch­ten.

Etwa 70 Gewerbebet­riebe und Privathaus­halte in Laupheim und Baustetten entlang der Backbonetr­asse könnten aktuell direkt an das „Baufeld 1“angeschlos­sen werden, erklärte Matthias Hermann, Vertriebsl­eiter des Netzbetrei­bers NetCom BW. Ihnen werden Übertragun­gsraten von bis zu 1000 Mbit pro Sekunde in Aussicht gestellt; bisher sind es häufig weniger als 30 Mbit/s.

„Das ist ein richtig guter Tag für die Region und den Landkreis“, sagte Laupheims OB Gerold Rechle. Regelmäßig hätten Firmen beklagt, dass sie wegen der unzureiche­nden digitalen Infrastruk­tur den Standort kaum halten könnten. „Jetzt aber kommt Licht auf die Leitung!“

Der Kreis Biberach werde gigabitfäh­ig, freute sich Jens Schilling, Vorstandsc­hef von Komm.Pakt.Net; die von 231 Städten und Gemeinden gegründete Kommunalan­stalt des öffentlich­en Rechts unterstütz­t die Mitglieder bei der Planung, Förderung und Realisieru­ng des Breitbanda­usbaus. Künftig könne jeder und jede einen Glasfasera­nschluss bekommen, sagte Schilling: „Auch ältere Menschen brauchen schnelles Internet.“In einer vernetzten Welt trage es zu einem längeren Leben in den eigenen vier Wänden bei.

 ?? FOTO: ROLAND RAY ?? Sie nahmen „Baufeld 1“in Betrieb: (von links) Laupheims OB Gerold Rechle, Monika Wieland, Bürgermeis­terin von Gutenzell-Hürbel; Jens Schilling, Vorstandsv­orsitzende­r der Komm.Pakt.Net, Burgrieden­s Hauptamtsl­eiter Andreas Munkes, Landrat Heiko Schmid, Schwendis Bürgermeis­ter Wolfgang Späth und Matthias Hermann, Vertriebsl­eiter der EnBW-Tochter NetCom BW.
FOTO: ROLAND RAY Sie nahmen „Baufeld 1“in Betrieb: (von links) Laupheims OB Gerold Rechle, Monika Wieland, Bürgermeis­terin von Gutenzell-Hürbel; Jens Schilling, Vorstandsv­orsitzende­r der Komm.Pakt.Net, Burgrieden­s Hauptamtsl­eiter Andreas Munkes, Landrat Heiko Schmid, Schwendis Bürgermeis­ter Wolfgang Späth und Matthias Hermann, Vertriebsl­eiter der EnBW-Tochter NetCom BW.

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