Schwäbische Zeitung (Biberach)
Nicht berühmt, aber mit der eigenen Musik erfolgreich
Jonas Hipper macht Musik für große Firmen und Künstler
HOCHDORF/KÖLN - Von der eigenen Musik leben, ohne berühmt zu sein – das ist Realität für den aus Hochdorf stammenden Jonas Hipper. Am Wochenende stattete er Biberach einen Heimatbesuch ab: In der Kulturhalle Abdera spielte er am Samstag mit seiner Band Fog Joggers. Hipper spielt nicht nur am Schlagzeug in seiner Band, er produziert hauptberuflich eigene Musik, unter anderem für bekannte Firmen wie Mercedes, Opel und AMG. Wie es dazu kam und was er noch macht, hat er der SZ erzählt.
Die Affinität zur Musik ist früh klar: „Mit vier Jahren bin ich auf Umzügen mit der Trommel mitgelaufen“, sagt Hipper. Der 27-Jährige stammt aus einem musikalischen Elternhaus. Sein Bruder und er spielen sieben Jahre lang in der Biberacher Band This Ain’t California und haben zahlreiche Auftritte in der Umgebung. In dieser Zeit erlernt Hipper das Schlagzeugspielen. Über die Jahre eignet er sich das Gitarre-, Bassund Klavierspielen an. 2014 produziert er seine ersten eigenen Songs. Schließlich setzt er sich das Ziel, Musik zu seinem Beruf zu machen. Ein Jahr später zieht Jonas Hipper dafür nach Köln. Dort studiert er Musikproduktion. „Für Kontakte mit Firmen und Künstlern macht es Sinn, in einer großen Stadt wie Köln zu leben“, sagt er. Schon während des Studiums fängt er an, Musik selbstständig zu produzieren. Die ersten Firmen interessieren sich für seine instrumentalen Lieder. Nebenher bietet er seine Werke auf Online-Musik-Bibliotheken an: „Dort habe ich meine Songs verkauft. Dann lernte ich jemanden von einer Agentur kennen, der wieder jemanden kannte, der Lieder braucht und ich bekam immer mehr Kontakte.“
Inzwischen hat Jonas Hipper das Studium erfolgreich abgeschlossen. Seine Karriereziele hat er für sich klar definiert: „Es ist möglich, auch Geld mit Liedern zu verdienen, ohne entdeckt zu werden, und zwar mit Musik für Bewegtbilder“, sagt er. „Ich habe mich nicht entschieden, Profischlagzeuger zu werden, weil es einfach sehr schwierig ist, davon zu leben. Ich habe mein Studio am Brüssler Platz und bin selbstständig“, sagt er.
Der Musiker hat bereits rund 400 Lieder verkauft. Diese finden sich im TV, als Hintergrundmusik bei Kinowerbung
und auf Messen wieder. Wenn es schnell geht, braucht der Musiker fünf Stunden, um ein Lied zu produzieren. „Ich habe aber auch schon Monate an einem Song gearbeitet“, sagt Hipper. Wenn er ins Studio geht, arbeitet er keine acht Stunden durch. Im Schnitt ist er drei bis vier Stunden produktiv. In seinem Kopf geht die Arbeit mit der Musik jedoch weiter. „Der Ablauf beginnt schon beim Musikhören oder darüber nachdenken“, sagt der 27-Jährige. Dann auch mal abzuschalten hat er gut im Griff: „Ich habe gelernt, mit dem Druck umzugehen. Ich muss nicht früh morgens im Studio sein und dann durcharbeiten. Manchmal ist es auch okay, einfach Gitarre zu spielen, ohne etwas aufzunehmen.“
Viele bekannte Bands und Musiker arbeiten mit dem gebürtigen Biberacher zusammen. Zum Beispiel die Kölner Band Tigermilch, die beim Musik-Streaming-Anbieter Spotify etwa 31 500 Hörer im Monat hat. Beim privaten Musikhören achtet Hipper meistens auf den Text, wenn er Filme ansieht, auf die Kameraführung. Der Musiker beschreibt sich als eher introvertierten Freigeist. Jemanden, der sich viele Gedanken macht, und aufs Detail achtet. Im Moment hat er eine kreative Erfolgssträhne. In den vergangenen vier Wochen produzierte Jonas Hipper acht Songs für diverse Künstler und Firmen. Mit den Fog Joggers arbeitet er mit den drei anderen Bandmitgliedern an einem neuen Album. Der erfolgreichste Song der Band ist „The End“mit über 1,5 Millionen Klicks auf Spotify.
Der Kölner Schwabe freute sich auf den Besuch mit den Fog Joggers in seiner alten Heimat: „Nach drei Jahren lernt meine Band auch endlich mein Umfeld kennen.“Normalerweise fährt er alle sechs Wochen nach Hochdorf, um Familie und Freunde zu sehen. Irgendwann ziehe es ihn auch wieder aufs Land, meint Jonas Hipper. „Man sagt ja so schön: Jeder kommt irgendwann in die Heimat zurück. Ob sich das bewahrheitet, weiß ich noch nicht. Aber je länger ich weg bin, desto schöner finde ich es, nach Biberach heimzukommen und die Natur, die Luft und die Leute wiederzusehen.“