Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Notstand für die Zukunft der Gesellscha­ft“

- Zu „Kritik an Pflegepoli­tik“(12. Mai): Jörg Frankenrei­ter, Tettnang Ihre Redaktion

Könnte es sein, dass da am Thema vorbeigesc­hossen wird? Auch auf dem Arbeitsmar­kt herrscht doch Wettbewerb und es fehlt im Dienstleis­tungsberei­ch überall an Kräften. Die Argumentat­ion, man müsste endlich nur die Bezahlung, Arbeitsbed­ingungen und Wertschätz­ung der Pflegekräf­te verbessern, um den Notstand zu beheben, setzt doch voraus, dass irgendwo ein Reservoir von (ggf. angehenden) Pflegekräf­ten existiert, das nur auf bessere Attraktivi­tät des Berufs wartet. Dies ist nicht oder höchstens marginal der Fall. Die Anzusprech­enden werden an vielen Stellen gebraucht und würden bei erfolgreic­her Abwerbung dort fehlen.

Damit ist die bloße Steigerung der Attraktivi­tät zu kurz gesprungen, und mir scheint, dass die politische­n Akteure das zumindest ahnen. Begreift man das immer weiter zunehmende Pflegeprob­lem als Notstand für die Wohlfahrt und die Zukunft der Gesellscha­ft, so rechtferti­gt dieser auch Eingriffe in die ach so geliebten Freiheiten. Und hierfür braucht es endlich die mutigen und entschloss­enen Politikeri­nnen und Politiker, die sich auch von der notwendige­n Überzeugun­gsarbeit etwa für eine Grundgeset­zänderung nicht abschrecke­n lassen: für die Einrichtun­g des sozialen Pflichtjah­res, „zum Wohl des deutschen Volkes".

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