Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Notstand für die Zukunft der Gesellschaft“
Könnte es sein, dass da am Thema vorbeigeschossen wird? Auch auf dem Arbeitsmarkt herrscht doch Wettbewerb und es fehlt im Dienstleistungsbereich überall an Kräften. Die Argumentation, man müsste endlich nur die Bezahlung, Arbeitsbedingungen und Wertschätzung der Pflegekräfte verbessern, um den Notstand zu beheben, setzt doch voraus, dass irgendwo ein Reservoir von (ggf. angehenden) Pflegekräften existiert, das nur auf bessere Attraktivität des Berufs wartet. Dies ist nicht oder höchstens marginal der Fall. Die Anzusprechenden werden an vielen Stellen gebraucht und würden bei erfolgreicher Abwerbung dort fehlen.
Damit ist die bloße Steigerung der Attraktivität zu kurz gesprungen, und mir scheint, dass die politischen Akteure das zumindest ahnen. Begreift man das immer weiter zunehmende Pflegeproblem als Notstand für die Wohlfahrt und die Zukunft der Gesellschaft, so rechtfertigt dieser auch Eingriffe in die ach so geliebten Freiheiten. Und hierfür braucht es endlich die mutigen und entschlossenen Politikerinnen und Politiker, die sich auch von der notwendigen Überzeugungsarbeit etwa für eine Grundgesetzänderung nicht abschrecken lassen: für die Einrichtung des sozialen Pflichtjahres, „zum Wohl des deutschen Volkes".
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