Schwäbische Zeitung (Biberach)
In Ingoldingen könnte Ärztehaus entstehen
Falls es so weit kommt, würde sich dort wahrscheinlich auch eine Frauenärztin ansiedeln
- Wird in Ingoldingen bald ein Ärztehaus gebaut? Mit dieser Frage wird sich der Gemeinderat am 22. Februar beschäftigen und sich entweder dafür oder dagegen aussprechen. Sollte eine Mehrheit sich dafür entscheiden, stehen drei weitere Entscheidungen an: Wer baut das Ärztehaus, wo soll es stehen und wer übernimmt die Kosten?
Hintergrund der Debatte ist, dass Dr. Sigrid Coto-Rodas 2022 die Hausarztpraxis ihrer Mutter in Ingoldingen übernommen hat. Dr. Birgit Wuttge-Barth ist inzwischen in den Ruhestand gegangen und arbeitet nicht mehr mit. Stattdessen sind nun drei Hausärzte in der Praxis in Ingoldingen tätig: Dr. Sigrid Coto-Rodas, Norbert Teubener und Dr. Daniela Hensler. Die beiden jungen Ärzte befinden sich zurzeit noch in der
Weiterbildung zum Allgemeinmediziner beziehungsweise zur Allgemeinmedizinerin. Dr. Daniela Hensler hat bereits einen Facharzt in Gynäkologie. In dieser Fachrichtung würde sie auch gern weiterarbeiten in Zukunft parallel zu ihrer Tätigkeit als Hausärztin.
Doch dafür braucht es vor allem eins: mehr Platz. Denn die kleine Hausarztpraxis platzt aus allen Nähten. Wenn zurzeit alle drei Ärzte gleichzeitig da sind, wird es richtig eng. Und auch das Parken vor Ort ist ein Problem. Um die bisherigen Patienten gut zu versorgen, musste die Praxis zudem einen Aufnahmestopp verhängen. „Wir sind daher im Herbst 2023 auf Herrn Schell zugegangen und haben das Problem angesprochen“, sagt Praxisinhaberin Dr. Sigrid Coto-Rodas.
Sie und auch ihre Kollegen wollen weiterhin in Ingoldingen praktizieren. „Und für ein paar Jahre geht das auch noch in den jetzigen Räumlichkeiten. Nur auf lange Sicht ist das keine Lösung“, sagt sie. Bei Bürgermeister Jürgen Schell sind die Ärzte auf offene Ohren gestoßen. „Es ist ganz klar: In Zukunft wird in Deutschland der Fokus noch stärker als bisher in der ambulanten Versorgung liegen, daher sind wir sehr froh, eine funktionierende Arztpraxis im Ort zu haben“, so Schell.
Früher sei es nicht die Aufgabe einer Gemeinde gewesen, für eine medizinische Grundversorgung in einer Kommune zu sorgen, doch die Zeiten hätten sich geändert. „Meine Meinung ist daher ganz klar, ich bin für den Bau eines Ärztehauses“, so Schell. Die Verwaltung habe in den vergangenen Monaten bereits einige Optionen geprüft. Unter anderem sei diskutiert worden, ob die Ärzte nicht in das ehemalige Raiffeisengebäude
einziehen könnten. Diese Idee sei jedoch wieder verworfen worden. „Ein beauftragter Planer ist zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Neubau auf der grünen Wiese die bessere Variante ist“, bilanziert Schell.
Viele Fragen seien noch offen und der Prozess stehe noch ganz am Anfang. Im Februar gehe es daher nun darum, einen öffentlichen Startschuss zu geben. Falls der Gemeinderat sich dafür entscheide, das Projekt zu unterstützen, werde man die Planungen in den nächsten Monaten vorantreiben und sich der Frage widmen, welche Räume ein solches Ärztehaus brauche, wie viel es kosten werde und wer es finanzieren könne. Sollte das Ärztehaus gebaut werden, ist denkbar, dass Dr. Hensler dort auch als Gynäkologin arbeiten wird und eine Apotheke oder eine Physiotherapiepraxis mit einzieht.