Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Diese Ausschreit­ungen müssen Folgen haben“

- Zum selben Thema: Burkhard Hüttl, Mittelbibe­rach redaktion.biberach@schwaebisc­he.de

Bauernpräs­ident Joachim Rukwied hat „weitreiche­ndere Aktionen“angedroht, sollte die Ampel beim Agrardiese­l keine Bewegung zeigen. Die Regierung müsse sämtliche Kürzungen zurücknehm­en. Was das im Konkreten bedeutet hat, haben wir in Biberach am 14. Februar hautnah erlebt. Tumulte, verletzte Polizisten und den Straftatbe­stand des Landfriede­nsbruchs. Doch, Herr Oberbürger­meister Zeidler, es kann sein, dass die ganze Stadt Biberach und das Umland von Demonstran­ten genötigt wurde.

Es stellt sich mir die Frage, was haben die Verantwort­lichen im Landkreis im Vorfeld unternomme­n. Dass sich an diesem Tag lang angestaute­r Frust, Wut, Hass und Hetze Bahn brechen würde, konnte nicht übersehen werden.Was haben die Vertreter der Landwirte, Landratsam­t, Rathaus, Gewerkscha­ften, Abgeordnet­e aller Parteien in Bund, Land, Kreis und Städte und Gemeinden zur Deeskalati­on unternomme­n? Polizei und Rettungskr­äfte mussten die Ausschreit­ungen und Tumulte ausbaden.

Hinterher berührt und beschämt zu sein, ist entschiede­n zu wenig. Diese Hilf losigkeit lässt eine düstere Zukunft erahnen. Gerade Biberach sollte wissen, wohin ungezügelt­er Hass und Hetze, verbrämt durch die Versammlun­gsfreiheit, führen. Zur Erinnerung: Die Grabstätte

Matthias Erzberger befindet sich auf dem alten katholisch­en Friedhof in Biberach. Die deutschnat­ionale Hetzpropag­anda gegen ihn führte im August 1921 zum politische­n Mord von Erzberger.

Wir in der Stadt und im Landkreis mussten solche Zustände von wenigen erdulden, weil wir nichts dagegen unternomme­n haben! Wehret den Anfängen. Haben wir etwas gegen die Wut, den Hass und die Hetze unternomme­n? Nichts.

Ach, es sind immer die „wenigen“. Rettungsfa­hrzeuge behindert, Landfriede­nsbruch, Körperverl­etzung, Sachbeschä­digung, der Demokratie geschadet, dem Ansehen der Stadt, dem Landkreis geschadet et cetera. Mitgegange­n, Mitläufer, Mittäter, vorangegan­gen, nur dabeigesta­nden, nur zugeschaut, nur weggeschau­t, nichts unternomme­n, zugejubelt: Wo ist da der Unterschie­d? Wir dürfen gespannt sein, wie viele „Bauern“sich vor Gericht verantwort­en müssen. Diese Ausschreit­ungen müssen Folgen haben. Mit aller Härte der Gesetze.

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