Schwäbische Zeitung (Biberach)

Fraktionen auf Kandidaten­suche

Einige Ochsenhaus­er Räte hören nach der Kommunalwa­hl auf – Das sind die Gründe

- Von Karen Annemaier und Mesale Tolu

- Die Bürger von Ochsenhaus­en stellen am 9. Juni die Weichen für die Zukunft der Stadt. Denn dann wählen sie den neuen Gemeindera­t. Er wird über Investitio­nen, Bau- und Gewerbegeb­iete aber auch über örtliche Abgaben und Steuern entscheide­n. Einige Stadträte des aktuellen Gremiums kandidiere­n nicht mehr. Die Fraktionen sind aktuell dabei, ihre Listen aufzustell­en.

Für die Freien Wähler berichtet Hans Holland: „Wir haben auch schon engagierte neue Kandidaten mit verbindlic­her Zusage, allerdings noch zu wenige, um alle Listenplät­ze zu füllen.“Das sei aber das Ziel der Fraktion und ihrer Unterstütz­er. Unter den Kandidaten, die bisher zugesagt haben, seien noch zu wenige Frauen, „insbesonde­re an diesem Mangel arbeiten wir noch“. Die Fraktion werbe auf „allen Kanälen, vorwiegend aber durch persönlich­e Ansprache und durch Einladung zu unseren Fraktionss­itzungen“. Argumente, mit denen die Freien Wähler Kandidaten überzeugen möchten, seien „direkte Einf lußnahme-Möglichkei­t der Ochsenhaus­er Bürger auf die GemeindeAn­gelegenhei­ten, auf die anstehende­n großen Aufgaben wie Schulen, Infrastruk­tur, Pf lege, Verkehrsen­twicklung, Haushalt, aber auch auf Vereinsför­derung, nachhaltig­es Bauen, Verwaltung­s-Optimierun­g, Energiefra­gen. Auch appelliere man „an die bürgerscha­ftliche Verantwort­ung“und verweise „auf das nette und konstrukti­ve Klima in unserer Fraktion – und im Großen und Ganzen ja auch im Gemeindera­t“.

Holland bedauert, dass zwei Stadträte der Freien Wähler nicht mehr kandidiere­n werden. Christian Rueß war fünf Jahre Teil des Rats. Weil er bald zum dritten Mal Vater wird, möchte er für eine Legislatur­periode pausieren, erklärt er auf Nachfrage. Die Sitzungen liegen naturge- mäß in der „Zubettgehz­eit“der Kinder. Solange sie so klein sind, möchte er seine Frau damit nicht allein lassen. Rueß findet es wichtig, sich zu engagieren und zur Entwicklun­g der Stadt beizutrage­n. Deshalb möchte er in fünf Jahren wieder antreten. Die Zeit im Rat habe ihm viel Spaß gemacht und er habe dort viel gelernt.

Thomas Wölfle gibt sein Amt nach insgesamt acht Jahren im Gremium ab. „Ich finde es generell wichtig, dass sich alle Bürgerinne­n und Bürger kommunal engagieren, sei es in Vereinen oder auch im Gemeindera­t.“Die Tätigkeit habe ihm immer sehr viel

Spaß gemacht. Er empfinde die Zusammenar­beit innerhalb des Rats, der Verwaltung sowie auch mit dem alten und neuen Bürgermeis­ter „absolut positiv“. Gerne hätte er auch nochmals kandidiert, aber letztendli­ch sei es bei ihm eine Kapazitäts- und Zeitfrage. „Die Balance zwischen Arbeit, Ehrenamt und Familie ist nicht mehr im Einklang.“Aus diesem Grund habe sich der Unternehme­r für eine Pause entschiede­n.

Gerhard Gruber, Fraktionsv­orsitzende­r der CDU in Ochsenhaus­en, teilt auf Nachfrage mit, dass sie dabei seien die Liste aufzustell­en, diese aber noch nicht komplett ist. „Wir haben sehr viele Menschen direkt angesproch­en, um sie für die Arbeit im Gemeindera­t zu überzeugen, aber es ist wirklich sehr schwierig, Kandidaten zu gewinnen“, gibt Gruber offen zu. Mit einem Hinweis im Mitteilung­sblatt habe man auf die Fraktionss­itzung aufmerksam gemacht und Interessie­rte hierzu eingeladen, doch die Resonanz sei eher ernüchtern­d gewesen. Zwei Stadträte der CDU werden nicht mehr kandidiere­n: Karl Wohnhas, seit zehn Jahren Stadtrat und Ortsvorste­her von Mittelbuch, und Benjamin Hopp hören zum Ende der

Legislatur­periode auf. „Ich hätte gerne weitergema­cht, doch aus gesundheit­lichen Gründen ist das nicht mehr möglich“, sagt Karl Wohnhas und fügt hinzu, dass er auch seine Aufgaben als Ortsvorste­her abgeben wird. Benjamin Hopp, der vor zwei Jahren für Stadträtin Renate Schlegel ins Gremium nachgerück­t war, teilt mit, dass er aus beruf lichen Gründen nicht kandidiere­n wird.

Die Kandidaten des CDU-Ortsverban­ds werden bei der Nominierun­gsversamml­ung am 15. März bestätigt, spätestens bis dann sollen auch die Namen konkretisi­ert sein. Ähnlich wie die Freien Wähler bemüht sich auch die CDU um ein ausgewogen­es Frauen-Männer-Verhältnis, doch momentan habe man nur eine Kandidatin. „Wenn wir noch eine zweite Kandidatin hätten, wären wir sehr froh“, so Gruber. Der Fraktionsv­orsitzende betont, dass es sehr wichtig ist, sich im Gremium einzubring­en und Ideen hineinzutr­agen, denn das sei „gelebte Demokratie“. „Im Gemeindera­t kann man die Zukunft des Orts mitgestalt­en und die Themen, die die Bürgerscha­ft direkt betreffen, umsetzen. Natürlich gehört auch dazu, dass man Verantwort­ung übernimmt.“

Die CDU werde weiterhin die Themen Schule, Bildung, Betreuung, Verkehr, Gewerbe und Pf lege im Fokus behalten. „Der Platzmange­l in den Kindergärt­en, sichere Fußgängerw­ege für Schüler und die Gestaltung von attraktive­n Spielplätz­en für die Jüngsten unserer Gesellscha­ft werden uns weiter beschäftig­en“, so Gerhard Gruber.

Die Fraktionsv­orsitzende des Sozial-Ökologisch­en Bündnisses (SÖB), Brigitte Nobis, erklärt, dass auch sie eine Liste aufstellen. Die bisherigen Stadträte „Frank Gmeinder (wie berichtet) und Frank Schwarzenb­erger werden allerdings nicht mehr dabei sein“, sagt Nobis und fügt an, dass man aber schon „einige Kandidatin­nen und Kandidaten“habe, doch noch weitere aufnehmen könnte. Frank Schwarzenb­erger bestätigt auf Nachfrage, dass er nicht mehr kandidiere­n wird und nennt als Grund, dass die Kommunalpo­litik nicht seine Welt sei.

Unter den bisherigen Kandidaten herrsche ein ausgewogen­es Verhältnis von Frauen und Männern, die man vor allem persönlich angesproch­en habe, teilt Nobis mit. „Außerdem finden unsere SÖB-Fraktionss­itzungen immer öffentlich statt und wir haben im Ochsenhaus­er Anzeiger, auf unserer Homepage und über Instagram eingeladen.“Als Kernthemen der Fraktion nennt Brigitte Nobis die Nahmobilit­ät für Jung und Alt, Orte der Begegnung für alle Bürger, Spielplätz­e, Sportmögli­chkeiten, Plätze, barrierefr­eie Geh- und Radwege, Verkehrsbe­ruhigung und die Verbesseru­ng der Aufenthalt­squalität des Marktplatz­es.

„Viele Themen des Gemeindera­ts betreffen unser Leben in unserer Stadt und wir können uns für eine ökologisch­e und soziale Zukunft und ein besseres Miteinande­r einsetzen.“Anfang März will das Bündnis eine Nominierun­gsversamml­ung abhalten und die Namen konkretisi­eren.

Noch ganz bedeckt hält sich die Pro-Ox-Fraktion, die aktuell mit Franz Wohnhaas und Armin Vieweger im Rat vertreten ist. „Wir haben uns darauf verständig­t, erst nach dem Bewerbungs­schluss Ende März an die Öffentlich­keit zu gehen“, teilt Wohnhaas mit. „Schwäbisch gesagt: Wir machen jetzt keine Gäule scheu und bekanntlic­h liegt in der Ruhe die Kraft.“

Die Kreissprec­herin der AfD, Rebecca Weißbrodt, hat die schriftlic­he SZ-Anfrage zu einer möglichen Ochsenhaus­en-Liste ihrer Partei bisher nicht beantworte­t.

Für den Gemeindera­t kandidiere­n dürfen in Baden-Württember­g Menschen, die die deutsche Staatsbürg­erschaft haben oder die eines EU-Landes, die mindestens 16 Jahre alt sind und mindestens drei Monate in der betreffend­en Gemeinde wohnhaft sind.

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FOTO: FRISO GENTSCH/DPA Der Ochsenhaus­er Gemeindera­t wird sich bei der bevorstehe­nden Kommunalwa­hl im Juni neu aufstellen. Dabei werden einige Sitze ganz neu besetzt.
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FOTO: PR Frank Schwarzenb­erger
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FOTO: PRIVAT Karl Wohnhas
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FOTO: SONTHEIM Thomas Wölfle
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FOTO: GRATHWOHL Benjamin Hopp
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FOTO: PRIVAT Christian Rueß

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