Schwäbische Zeitung (Biberach)
Eine ziemlich teure Ablenkung
Wie Karolin Ziegler aus Hausen am Bussen beim 1%-Quiz die Chance auf 100.000 Euro verpasste
Eine kurze Unaufmerksamkeit hat Karolin Ziegler aus Hausen am Bussen womöglich 100.000 Euro gekostet. Beim 1%-Quiz kam sie sehr weit, ließ sich dann aber ausgerechnet von Moderator Jörg Pilawa ablenken. Die 47-Jährige, die Lehrerin an der Stafflanger Grundschule ist, berichtet dennoch gut gelaunt über ihren Auftritt bei der Fernsehshow, die am vergangenen Donnerstag auf SAT1 ausgestrahlt und von insgesamt 1,5 Millionen Zuschauern verfolgt wurde.
In Tortendiagrammen ein berühmtes Bauwerk erkennen, den Lauf des Wassers in einem Labyrinth vorhersagen, Bilderrätsel lösen oder durcheinandergewürfelte Zahlwörter sortieren – das sind nur vier von insgesamt 18 Knobelaufgaben, welche die 100 Kandidatinnen und Kandidaten beim Finale der zweiten Staffel des 1%-Quiz zu lösen hatten. Von Stufe zu Stufe wurden die Fragen schwieriger, wer falsch antwortete, f log raus – es sei denn, er setzte einen seiner zwei Joker. Am Ende wartete ein mit bis zu 100.000 Euro gefüllter Jackpot auf denoder diejenigen, die auch die letzte und schwierigste Frage würden richtig beantworten können.
Ganz hervorragend schlug sich dabei Karolin Ziegler. Erfolgreich kletterte sie von Stufe zu Stufe, wenngleich sie recht früh ihre beiden Joker ziehen musste. Aber wer merkt schon binnen 30 Sekunden, dass es bei einem „Mobilfunkgespräch“keine Wiederholung gibt – sprich kein Buchstabe zweimal vorkommt? Oder im
Wort „Jakobstag“ein Sammelbegriff für Früchte steckt?
Ganz groß ins TV-Bild rückte die Leiterin und Lehrerin der Grundschule Stafflangen bei der 30-Prozent-Frage – einer Aufgabe also, die nur 30 Prozent eines durchschnittlichen Querschnitts der Deutschen lösen konnten. Ruckzuck hatte sie die drei fehlenden Buchstaben eines pfiffigen Bilderrätsels eingetippt. Jörg Pilawa sah das auf seinem Monitor. „Die Nummer 23 war sehr schnell“, sagte er. Und schon durfte sich „Karolin (47), Grundschulrektorin aus Biberach“kurz vorstellen. Sie unterrichte Mathe und Musik, erzählte sie, aber auch der Umgang mit Buchstaben und Wörtern läge ihr. „Ich habe es sofort gesehen“, sagte sie und durfte die Lösung denn auch laut vorlesen.
Auch die nächste Stufe meisterte sie und gehörte zu den letzten 20 Teilnehmern, die die 20Prozent-Frage beantworten durften. Vier Felder wurden eingeblendet, deren Farben wechselten. „In welchem Feld war die Farbe Gelb zuerst zu sehen?“, lautete Pilawas Frage. Fotograf isches Gedächtnis war also gefragt. Für zehn Kandidaten war das zu schwer – auch für Karolin Ziegler.
„Ich habe den Anfang nicht gesehen, weil Jörg Pilawa noch kurz mit einigen Kandidaten gesprochen und dann direkt zur Aufgabe gewechselt hat. Da hab ich mich leider ablenken lassen. Und einen Joker hatte ich nicht mehr“, berichtete die Hausenerin hinterher im SZ-Gespräch. Vorbei war für sie das Quiz. Doch es sollte eine noch bitterere Erkenntnis kommen. „Die restlichen vier Fragen
hätte ich allesamt gehabt. Die wusste ich sofort“, beteuert sie. Sprich: Da die übrigen zehn Kandidaten bei den nächsten beiden Fragen scheiterten, wäre Karolin Ziegler als einzige durchmarschiert und mit einem satten Gewinn nach Hause gefahren.
„Da kann man nichts machen. So ist das Spiel“, sagt sie heute mit genügend Abstand, denn die Show wurde bereits vor drei Monaten in Köln aufgezeichnet: „Die Freude darüber überwiegt, dass ich dabei sein durfte und tolle Einblicke bekommen habe. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie viele Leute involviert sind, bis so eine Sendung fertig ist.“Auch habe sie neben Jörg Pilawa und den beiden Promi-Gästen Riccardo Simonetti und Michael Kessler auch tolle Kandidaten kennengelernt. Und am eigenen Leib erfahren, was man von Quiz-Teilnehmern immer wieder hört: „Im Studio kommen einem die 30 Sekunden, die man für die Antwort Zeit hat, deutlich kürzer vor als zu Hause auf dem Sofa. Die Zeit rast förmlich.“
Die Sendung schaute sie zusammen mit ihrer Familie, die alle nicht gewusst hätten, wie sie abgeschnitten hat. „Die sind ganz gespannt vor dem Fernseher gehockt. Ich hab das wirklich niemandem verraten“, erzählt Karolin Ziegler. Auch ihre Schüler hätten zu Hause mitgefiebert: „Die haben mir ganz begeistert erzählt, dass sie extra länger aufbleiben durften. Drum haben mich einige gefragt, ob ich nicht noch öfter bei so einem Quiz mitmachen möchte.“Tatsächlich kann sie sich das durchaus vorstellen. „Geplant ist aktuell aber nichts.“