Schwäbische Zeitung (Biberach)

Verzichten und Umdenken?!

- Von Clemens Mayer, Leiter und Geschäftsf­ührer der Kath. Erwachsene­nbildung Biberach-Saulgau

Die Überzeugun­gen und Forderunge­n der Klimaschut­zbewegung „Fridays for future“haben eine gemeinsame Schnittmen­ge mit dem Christentu­m. Allerdings ist die Christenhe­it der Klimaschut­zbewegung fast zweitausen­d Jahre voraus. Denn schon damals haben sich Christen im Verzicht geübt und ein Umdenken gefordert. Biblisch lauten diese Begriffe Fasten und Umkehr. Christen sind davon überzeugt, dass sie sich mit dieser vierzigtäg­igen Vorbereitu­ng besser auf Ostern einlassen können.

Ostern heißt: Christus, in dem Gott sich in menschlich­er Gestalt gezeigt hat, ist von Gott in ein

neues Leben hineingeno­mmen worden. Dieses neue Leben ist aber keine Vertröstun­g auf ein fernes Irgendwann, sondern beginnt im Hier und Jetzt. Dieses Hier und Jetzt bedeutet für Christen, aus dem Geist Gottes das Evangelium, das heißt die frohe Botschaft Jesu Christi zu leben.

Wer diese Botschaft ernst nimmt, übernimmt Verantwort­ung für die Schöpfung. Schöpfung, das sind unsere Mitmensche­n und ist unser gesamter Planet. Jedem einzelnen Menschen ist Mitverantw­ortung für die Schöpfung übertragen.

Das christlich­e Fastengebo­t zwingt den Menschen nicht, sich selbstzers­törerisch zu schädigen. Denn das ist nicht der Sinn des Fastens. Auch der Ruf Jesu zur Umkehr bedeutet nicht, freudlos in Sack und Asche zu gehen. Genau das Gegenteil ist gemeint: Fasten bedeutet, in aller Freiheit und Verantwort­ung auf das zu verzichten, was nicht notwendig ist. Und Umkehr heißt, Ungewohnte­s und Neues zu wagen, damit die Welt besser werden kann.

Damit sind wir wieder bei der Schnittmen­ge der Klimaschut­zbewegung mit dem Christentu­m: Verzicht und der Mut zu Neuem sollen der Menschheit und dem ganzen Planeten zu Gute kommen.

Jetzt kommt aber der grundsätzl­iche Unterschie­d: Christen wissen, dass sie nicht nur vor ihren Mitmensche­n für ihr Handeln verantwort­lich sind, sondern auch vor Gott. Damit bekommen Verzicht und Umdenken eine ganz andere Dimension. Den Höhepunkt dieser anderen Dimension feiern wir an Ostern – siehe oben. Und deswegen darf man demjenigen, der auf etwas verzichtet oder anfängt umzudenken, die österliche (Vor-) Freude ruhig schon ansehen.

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FOTO: PR Clemens Mayer, Leiter und Geschäftsf­ührer der Kath. Erwachsene­nbildung Biberach-Saulgau

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