Schwäbische Zeitung (Biberach)
Verzichten und Umdenken?!
Die Überzeugungen und Forderungen der Klimaschutzbewegung „Fridays for future“haben eine gemeinsame Schnittmenge mit dem Christentum. Allerdings ist die Christenheit der Klimaschutzbewegung fast zweitausend Jahre voraus. Denn schon damals haben sich Christen im Verzicht geübt und ein Umdenken gefordert. Biblisch lauten diese Begriffe Fasten und Umkehr. Christen sind davon überzeugt, dass sie sich mit dieser vierzigtägigen Vorbereitung besser auf Ostern einlassen können.
Ostern heißt: Christus, in dem Gott sich in menschlicher Gestalt gezeigt hat, ist von Gott in ein
neues Leben hineingenommen worden. Dieses neue Leben ist aber keine Vertröstung auf ein fernes Irgendwann, sondern beginnt im Hier und Jetzt. Dieses Hier und Jetzt bedeutet für Christen, aus dem Geist Gottes das Evangelium, das heißt die frohe Botschaft Jesu Christi zu leben.
Wer diese Botschaft ernst nimmt, übernimmt Verantwortung für die Schöpfung. Schöpfung, das sind unsere Mitmenschen und ist unser gesamter Planet. Jedem einzelnen Menschen ist Mitverantwortung für die Schöpfung übertragen.
Das christliche Fastengebot zwingt den Menschen nicht, sich selbstzerstörerisch zu schädigen. Denn das ist nicht der Sinn des Fastens. Auch der Ruf Jesu zur Umkehr bedeutet nicht, freudlos in Sack und Asche zu gehen. Genau das Gegenteil ist gemeint: Fasten bedeutet, in aller Freiheit und Verantwortung auf das zu verzichten, was nicht notwendig ist. Und Umkehr heißt, Ungewohntes und Neues zu wagen, damit die Welt besser werden kann.
Damit sind wir wieder bei der Schnittmenge der Klimaschutzbewegung mit dem Christentum: Verzicht und der Mut zu Neuem sollen der Menschheit und dem ganzen Planeten zu Gute kommen.
Jetzt kommt aber der grundsätzliche Unterschied: Christen wissen, dass sie nicht nur vor ihren Mitmenschen für ihr Handeln verantwortlich sind, sondern auch vor Gott. Damit bekommen Verzicht und Umdenken eine ganz andere Dimension. Den Höhepunkt dieser anderen Dimension feiern wir an Ostern – siehe oben. Und deswegen darf man demjenigen, der auf etwas verzichtet oder anfängt umzudenken, die österliche (Vor-) Freude ruhig schon ansehen.