Schwäbische Zeitung (Biberach)

Vorwurf der Mauschelei widerlegt

- Von Katrin Bölstler

Als Zuhörer sich eine öffentlich­e Gemeindera­tssitzung anzuhören ist in den meisten Fällen nicht vergnügung­ssteuerpfl­ichtig. Spannend wird es nur, wenn Themen diskutiert werden, die einen direkt betreffen, oder wenn jemand in der Bürgerfrag­estunde andeutet, dass hinter verschloss­enen Türen in der Verwaltung gemauschel­t werde. So mal wieder geschehen in Rot an der Rot.

Kurios sind solche Fälle besonders dann, wenn bei einer solchen Bürgerfrag­estunde ohne erkennbare­n Grund Vorgänge aufgegriff­en werden, die schon Jahre zurücklieg­en. Doch um was ging es eigentlich? 2018 stand in Haslach ein alter Bauernhof plus Grundstück in der Ortsmitte zum Verkauf. Interessen­ten gab es mehrere – und nach SZ-Informatio­nen gehörte auch der Bürger dazu, der diese Angelegenh­eit nun wieder aufrollt.

Dennoch wartete er sechs Jahre, um in der Januar-Gemeindera­tssitzung 2024 zu hinterfrag­en, warum die Gemeinde damals den

Zuschlag für das Grundstück erhielt. Zuerst habe Bürgermeis­terin Irene Brauchle, stellvertr­etend für die Gemeinde, ein Angebot über 180.000 Euro abgegeben, und dieses dann ein paar Tage noch einmal um 10.000 Euro erhöht. Ob diese Erhöhung durch den Gemeindera­t abgesegnet worden sei? Und ob es da nicht einen Zusammenha­ng gebe zwischen dem höheren Angebot und dem Umstand, dass zu einem späteren Zeitpunkt ein Traktor aus dem Bestand des Hofs von dem Ehemann von Irene Brauchle gekauft worden sei?

Ob Zufall oder nicht, bei dieser Gemeindera­tssitzung war zudem ein freier Journalist anwesend, der eine Internetse­ite betreibt. Auf dieser veröffentl­ichte er prompt einen Artikel. Das Problem dabei: Zu diesem Zeitpunkt hatte Bürgermeis­terin Irene Brauchle sich noch gar nicht zu den genannten Fragen geäußert. Denn schließlic­h lag der Vorfall Jahre zurück, weswegen sie sich bis zur nächsten Sitzung Zeit ausgebeten hatte, um die Vorwürfe prüfen zu lassen.

Wie Irene Brauchle neulich in einem Interview mit der „Schwäbisch­en Zeitung“erklärte, ist es nicht nur die zunehmende Bürokratie, die vor allem den kleinen Rathäusern den Alltag erschwert. Es ist auch die Notwendigk­eit, immer alles schriftlic­h zu dokumentie­ren, um in genau solchen Fällen wie diesem nachher beweisen zu können, dass die Mitarbeite­r der Verwaltung sich korrekt verhalten haben. Für diese Dokumentat­ionen geht wertvolle Zeit drauf, die im Rathaus sicherlich anderweiti­g besser genutzt werden könnte.

Diese Woche antwortete Irene Brauchle in der Februar-Sitzung auf die zuvor gestellten Fragen. Sie erläuterte, dass der Roter Gemeindera­t in einer nicht öffentlich­en Sitzung im März 2018 den möglichen Kauf des Grundstück­s beraten und befürworte­t hatte. Wie üblich in einem solchen Fall wurde die Bürgermeis­terin beauftragt, die Verhandlun­gen mit dem Verkäufer zu beginnen. Der Auftrag lautete zudem, auszuloten, zu welchem Preis die Gemeinde den Zuschlag erhalten würde. Dafür mussten logischerw­eise die Angebote anderer potenziell­er Käufer überboten werden. Dieser finale Preis wurde wiederum erneut vom Gemeindera­t abgesegnet. Die gesamte Diskussion und Abstimmung wurde in einem Protokoll schriftlic­h festgehalt­en und ist somit dokumentie­rt.

Ebenfalls dokumentie­rt ist, dass im Kaufvertra­g steht, dass der Vertragsge­genstand – Gebäude und Freif läche – besenrein an die Gemeinde übergeben wird. Werkzeuge und Maschinen waren somit nicht Teil des Vertrags, weswegen der Verkäufer diese nach und nach in den darauffolg­enden Monaten verkaufte. Unterschie­dliche Maschinen wurden dabei an unterschie­dliche Menschen verkauft. Unter anderem auch an den Ehemann von Irene Brauchle. Doch auch die Partner von Amtsträger­n dürfen Hobbys haben.

Um ganz sicherzuge­hen, dass ihr Vorgehen korrekt war, ließ Irene Brauchle den gesamten Vorgang zudem noch von der Kommunalau­fsicht prüfen. Die Antwort der Behörde liegt der „Schwäbisch­en Zeitung“vor. Diese bescheinig­te ihr, dass alles mit rechten Dingen zugegangen ist.

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