Schwäbische Zeitung (Biberach)

Landkreis hat Landesquot­e fast komplett erfüllt

Neue Wohngemein­schaft soll für Puffer sorgen

- Von Gregor Westerbark­ei

- Der Landkreis Biberach hat die Aufnahmequ­ote des Landes für unbegleite­te minderjähr­ige Ausländer (UMA) nahezu erfüllt. Doch nun seien die Einrichtun­gen fast komplett ausgelaste­t und auch kaum noch Notplätze für sogenannte Aufgriffe vorhanden, berichtete Sozialdeze­rnentin Petra Alger jüngst im Jugendhilf­eausschuss und Sozialauss­chuss.

Insgesamt habe sich die Lage, wie in den Wintermona­ten üblich, beruhigt, so Alger. Auch die landesinte­rnen Zuweisunge­n sind seit Anfang September ausgesetzt. Das Sozialmini­sterium hat nach Angaben Algers die bundesweit­e Verteilung bis Ende März verlängert. Baden-Württember­g zählt zu den Haupteinre­iseländern in Deutschlan­d und ist daher berechtigt, UMA beim Bundesverw­altungsamt zur bundesweit­en Verteilung zu melden.

Dennoch sind zuletzt neue UMA hinzugekom­men. So übernahm der Landkreis im Januar freiwillig neun junge Gef lüchtete aus dem Landkreis Lörrach, der am stärksten belastet ist. Das habe zur Stabilisie­rung der eigenen Aufnahmequ­ote geführt und sollte möglichen „Nachholeff­ekten“vorbeugen, so Alger. Denn erfüllt ein Landkreis seine Quote nicht, behält sich das Sozialmini­sterium vor, die UMA selbst landesinte­rn umzuvertei­len.

Zudem erhöhte sich zuletzt die Zahl der Aufgriffe. Diese Jugendlich­en

hätten oft entfernte Verwandte im Landkreis und würden dann zur Gemeinde oder einer anderen Stelle gebracht. Der Landkreis ist dann verpflicht­et, sie in Obhut zu nehmen. Im vergangene­n Jahr verzeichne­te das Kreisjugen­damt insgesamt 18 Aufgriffe. Allein von August bis Dezember kamen 14 Jugendlich­e, zwei weitere waren es im Januar. Zum Vergleich:

2022 waren es insgesamt elf Aufgriffe.

Ein Puffer für weitere unvorherge­sehene Inobhutnah­men ist derzeit kaum vorhanden. Daher befindet sich der Landkreis nach Angaben der Sozialdeze­rnentin in konkreten Planungen für eine weitere Jugendwohn­gemeinscha­ft (JWG) für UMA ab 16 Jahren. Das wäre dann bereits die

vierte JWG unter Regie des Landkreise­s. „Das ist nicht unser Kerngeschä­ft. Und wir sind dankbar, wenn wir einen Träger finden“, sagte Alger. Vier Jugendhilf­eträger betreiben bereits sechs weitere JWG. Insgesamt sind in den Wohngemein­schaften 48 von 50 Plätzen belegt.

Derweil wartet der Landkreis noch auf konkrete Maßnahmen infolge des Fünf-Punkte-Plans, auf den sich Sozialmini­sterium, Städtetag und Landkreist­ag Mitte Januar geeinigt haben. Ziel des Plans ist es, die Abläufe zu vereinfach­en und so die Situation der Jugendämte­r zu verbessern. Bis jetzt sei es aber leider bei Absichtser­klärungen geblieben, so Alger. „Schauen wir, ob sich in den nächsten Wochen etwas tut.“

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FOTO: GREGOR WESTERBARK­EI Mit einer weiteren Jugendwohn­gemeinscha­ft will der Landkreis sich einen Puffer für die Aufnahme weiterer UMA verschaffe­n.

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