Schwäbische Zeitung (Biberach)

IG-Metall-Reizfigur vertritt weiter klare Meinungen

Der frühere Gewerkscha­ftschef Jürgen Peters feiert seinen 80. Geburtstag

- Von Christian Ebner

(dpa) - Jürgen Peters (Foto: dpa) hat für seine Überzeugun­gen immer gekämpft. Schon kurz nach seinem Eintritt 1962 in die IG Metall setzte er sich für die Rechte seiner Mit-Auszubilde­nden ein. Und auch zu seinem 80. Geburtstag am Sonntag hat der frühere Gewerkscha­ftschef noch sehr klare Meinungen, wie die deutsche Arbeitswel­t aus seiner Sicht gerechter gestaltet werden müsste. Mehr Mitbestimm­ung für die Beschäftig­ten in strategisc­hen Fragen, kürzere Arbeitszei­ten und natürlich höhere Löhne — schnell entwickelt der Gewerkscha­fter im Gespräch seine Argumente, als ob er immer noch die mächtigste Einzelgewe­rkschaft der Welt anführte. Dabei hat Peters den Vorsitz bereits im Jahr 2007 an seinen vormaligen Widersache­r Berthold Huber übergeben.

Dieser letztlich doch noch friedliche Übergang gehört wohl zu den größten Verdienste­n, die sich Peters um seine Gewerkscha­ft erworben hat. Bevor er selbst im Jahr 2003 mit dem historisch schwächste­n Ergebnis von 66,1 Prozent zum Ersten Vorsitzend­en gewählt wurde, musste er einen einzigarti­gen Machtkampf gegen seinen Vorgänger Klaus Zwickel bestehen. Dieser wollte gegen alle bis heute beachteten IG-Metall-Usancen seinen Vize Peters als Nachfolger unbedingt verhindern und stattdesse­n den moderatere­n Huber an die Gewerkscha­ftsspitze bringen.

Kristallis­ationspunk­t war der in sich zusammenge­brochene Metaller-Streik um die 35-StundenWoc­he im Osten, der die Gewerkscha­ft im Sommer 2003 in eine schwere Krise gestürzt hatte. Aus mehreren westdeutsc­hen Autofabrik­en kam damals keine Unterstütz­ung, und Zwickel blies den Streik schließlic­h ab. Der für die Tarifpolit­ik verantwort­liche Vize Peters wollte für das Scheitern aber nicht alleine verantwort­lich gemacht werden. Er sagt noch heute: „Es war allen klar: Entweder die Belegschaf­ten im Westen machen mit oder es gibt im Osten keinen Flächentar­if. Dazu hätten wir dann mit den großen Unternehme­n Hausverträ­ge abschließe­n müssen. Doch dazu ist es gar nicht mehr gekommen.“Doch Zwickel habe ihn allein zum Sündenbock machen wollen. Letztlich habe er sich mit Huber auf einen Burgfriede­n geeinigt, der vorsah, dass Peters nur eine Amtsperiod­e beanspruch­en und dann nicht wieder antreten würde. Die damals schon recht konkret drohende Spaltung der IG Metall wurde abgewendet.

Traditiona­list, Betonkopf, Freibeuter: Kaum ein Gewerkscha­fter ist in der konsensori­entierten Bundesrepu­blik so hart angegangen worden wie der „rote Peters“. Das lag wohl auch daran, dass er selbst Konfrontat­ionen nie aus dem Weg gegangen ist. Schon als Jugendvert­reter bei Hanomag in Hannover kämpfte der Arbeiterso­hn aus Oberschles­ien anfangs um das Recht der Auszubilde­nden, wie ihre Ausbilder in den Pausen rauchen zu dürfen.

Aktuell sieht Peters seine Gewerkscha­ft auf einem guten Weg bei Arbeitszei­tverkürzun­gen. „Es wird sicherlich eine weitere Arbeitszei­tverkürzun­g über die 35 Stunden hinaus kommen. Zunächst wahrschein­lich für bestimmte Berufsgrup­pen.“

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