Schwäbische Zeitung (Biberach)
Nachhaltige Verpackungen in der Direktvermarktung
Beim Fachtag für die Region Bodensee-Oberschwaben geht es um Verpackungslösungen und Kundentrends
(sz) - Beim überregionalen Fachtag Direktvermarktung für die Region BodenseeOberschwaben hat sich alles um Verpackungen gedreht. Beim Fachtag, der diesmal von den Landwirtschaftsämtern der Landratsämter Sigmaringen und Biberach organisiert wurde und im Kloster Sießen bei Bad Saulgau stattfand, wurde über nachhaltige Verpackungslösungen, Kundentrends und Verbraucherverhalten informiert. Dies teilt das Biberacher Landratsamt mit.
Melanie Becker vom Landratsamt Sigmaringen stellte heraus, dass nachhaltige Verpackungen zunehmend zu einem wichtigen Kauf kriterium werden. Als Direktvermarkter sollte man sich dies zunutze machen. Die Referentinnen Sophia Goßner von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und Andrea MaierNöth von der Hochschule AlbstadtSigmaringen stellten in Vorträgen und Workshops die Thematik aus Sicht der Erzeuger und Verbraucher dar.
Seit 2010 stieg das Verpackungsaufkommen um etwa 17 Prozent. Gründe dafür sind der wachsende Onlinehandel und der To-Go-Konsum. Hersteller und Inverkehrbringer von Lebensmitteln werden zunehmend über den kompletten Lebenszyklus eines Produkts in die Verantwortung genommen. Verpackungen sind Ressourcen, es gilt also in erster Linie Abfälle zu vermeiden, so Goßner. Auch Direktvermarkter sind zur Wiederverwendung und zum Recycling von Verpackungen verpf lichtet. Die Aktualität und Brisanz des Themas spiegelte sich in der Diskussion der Vermarkter wider.
Verpackungen sind wichtig: Sie schützen Lebensmittel, ermöglichen eine ressourcenschonende Lagerung, erleichtern den Transport und dienen als Informationsund Werbeträger. Es gibt verschiedene Lösungsansätze für recyclingfreundliche Verkaufs- und Umverpackungen. Zum Einsatz kommen unter anderem recycelte Materialien oder nachwachsende Rohstoffe wie Papier, Stroh oder Hanf. Ein Schlüssel zu nachhaltigeren Verpackungen sind Monomaterialien, also Verpackungen, die aus einem Material, zum Beispiel Polypropylen (PP), bestehen.
Weglassen oder auf Mehrweg umstellen? Dieser Frage müssen sich Direktvermarkter wegen strenger werdender rechtlicher Rahmenbedingungen und damit verbundener Kosten für Einwegverpackungen stellen. Antworten wurden im Wissensmarkt unter dem Titel „Mehrwegsysteme – in der Direktvermarktung einsetzbar?“zusammen mit Goßner gesucht. Als Herausforderungen sehen die Direktvermarkter vor allem die geringe Rücklaufquote der Behältnisse, den Zeitbedarf für Reinigung oder Aufarbeitung sowie den logistischen Aufwand einschließlich der Lagerung. Sollten Mehrwegsysteme Standard werden, sehen die Direktvermarkter Bedarf für ein Mehrwegsystem für Beerenobst. Angeregt wurden Einkaufsgemeinschaften für nachhaltige Verpackungen, um Stückkosten zu senken.
Aber wie tickt der Konsument? Diese Frage prägte den Vortrag von Maier-Nöth. An der Fakultät Life Science der Hochschule AlbstadtSigmaringen gibt es viele Studien über das Verbraucherverhalten. Zu den Food-Trends gehören Nachhaltigkeit, Glokal, Qualität, Gesundheit und Genuss. Ein Lösungsansatz, um diesen Forderungen gerecht zu werden, lautet für MaierNöth: „Back to the Roots“. Gemeint ist, den Fokus auf die Rohstoffe und deren Beschaffung zu legen sowie einfache und ursprüngliche Herstellungsverfahren anzuwenden. Nachteilige Umweltwirkungen von Verpackungen seien so weit wie möglich zu vermeiden, was verständlich und einfach kommuniziert werden müsse. So ließen sich die verschiedenen Ernährungstrends bedienen und die Akzeptanz der Verbraucher für nachhaltige Lebensmittelverpackungen fördern.
Was wird für nachhaltig gehalten? Was ist tatsächlich nachhaltig? Der Konsument heute agiere zum einen umweltbewusster, zum anderen sei er, Lebensmittel betreffend, immer noch sehr preissensitiv. Zwischen Verbraucherwahrnehmung und objektiven wissenschaftlichen Erkenntnissen klaffe eine große Lücke.
Für den Wissensmarkt hatte Maier-Nöth ausgewählte Verpackungsmaterialien vorbereitet. Studien beispielsweise zeigten, dass Verbraucher jene Verpackungen als nachhaltig, umweltfreundlich und klimaschonend wahrnehmen, die sich natürlich anfühlen (wie Papier und Pappe), natürlich anhören (wenig Knistern) und natürlich aussehen (helle Farben, Braun- oder Grüntöne). Im Workshop wurde deutlich, dass hinter natürlich daherkommenden Verpackungen oft nicht recycelbare Verbundmaterialien stecken.
Nachhaltige Verpackungslösungen müssen massentauglich werden. Sie dürfen keinen großen Zusatzaufwand verursachen und müssen wirtschaftlich sein – für Produzenten und für Konsumenten. Gefragt sind betriebsindividuelle Lösungen, um das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung zu erreichen.