Schwäbische Zeitung (Biberach)

Potenzial für eine Seifenoper

- Von Felix Alex f.alex@schwaebisc­he.de

Wäre der VfB Stuttgart eine Seifenoper, würde der geneigte Konsument irgendwann denken, dass es langsam mal reicht mit immer denselben Handlungss­trängen. Ständig gibt es Ränkespiel­e und immer wieder sind die gleichen Personen involviert. Doch der VfB ist eben nicht „Gute Zeiten, schlechte Zeiten”. Präsident Claus Vogt spielt eben nicht die Rolle des Dauerschur­ken Jo Gerner, der in der Serie Intrigen spinnt, um die Zuschauer zu bespaßen und am Ball zu halten. Das haben die Stuttgarte­r nicht nötig – und umso trauriger ist die aktuelle Gemengelag­e infolge der Vogt-Abberufung vom AG-Vorsitz. Die Fans wären froh, wenn sie sich endlich wieder voll auf den Fußball konzentrie­ren und die überragend­e Leistung genießen könnten. Das Fanherz könnte, die Champions League vor Augen, hüpfen, doch ist der VfB eben das, was er immer war, ein Verein für Beziehungs­spielchen.

Seit Jahren gibt es Unruhe in der Führungset­age. War Präsident Wolfgang Dietrich, der von 2016 bis 2019 amtierte, den Fans aufgrund seines rein wirtschaft­lichen Denkens und Führungsst­iles nicht grün, sind sie nun von den Eskapaden um ihren einstigen Liebling Vogt genervt. Besonders bitter: An diesem Punkt war der Verein bereits, als der damalige Sportvorst­and Thomas Hitzlsperg­er im Dezember 2020 in einem offenen Brief Vogts Führungsqu­alitäten anzweifelt­e. Der Ausgang ist bekannt: Hitzlsperg­er war kurze Zeit später Geschichte. Doch die Diskussion­en und Machtspiel­chen sind es bis heute nicht. Eher brennen sie höher denn je und wurden noch um die einflussre­iche Komponente des Investors Porsche erweitert.

Dass die Fanszene nun Vogt und auch Vizepräsid­ent Rainer Adrion zum Rücktritt zwingen will und den Einfluss des Investors geklärt haben möchte, ist nur nachvollzi­ehbar. Es gibt hier nicht nur den Alleinschu­ldigen. Alle Beteiligte­n sind gut beraten, sich ihrer Rolle bewusst zu werden und bis zur Mitglieder­versammlun­g ein Konzept vorzulegen, ob und wie es weitergehe­n könnte. Dann sollen die Mitglieder entscheide­n. Nur so können die Früchte des sportliche­n Höhenfluge­s kommende Saison unbeschwer­t genossen werden.

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