Schwäbische Zeitung (Biberach)
Wann haben Sie zuletzt in Flensburg Punkte gesammelt?
Seit 50 Jahren gibt es das Punktesystem des Kraftfahrt-Bundesamts – Auch bekannte Gesichter aus der Region hat’s schon erwischt
(gem/tab) - Punktesammeln – das geht nicht nur mit der Bibercard oder anderen Rabattaktionen, das geht seit 50 Jahren auch im Verkehrszentralregister in Flensburg. Zum 1. Mai 1974 wurde das sogenannte Mehrfachtätersystem eingeführt. Das Ganze hatte einen ernsten Hintergrund, weil die Zahl der Verkehrstoten in der damaligen Bundesrepublik Anfang der 1970er-Jahre auf einen Rekordwert von mehr als 21.000 gestiegen war. Auch das eine oder andere bekannte Gesicht aus der Region hat in den vergangenen Jahren Bekanntschaft mit dem Punktesammeln gemacht.
Corinna Palm, Regisseurin aus Biberach, erzählt:
„Ich habe zweimal Punkte bekommen. Das erste Mal lebten wir noch in der Nähe von Dortmund. Ich wollte gerade meinen Sohn aus dem Kindergarten holen, da bekam unsere Katze im Schlafzimmer Junge. Ich war so überdreht, dass ich wie eine Verrückte mit dem Auto über die Dörfer geprescht bin, wo eigentlich Tempo 30 galt. Natürlich bin ich in eine Radarfalle gefahren und die Polizei hat mich angehalten. Den Polizisten habe ich von meinem Sohn im Kindergarten und der
Katze mit ihren Jungen und meiner ganzen Aufgeregtheit erzählt. Die waren auch wirklich sehr nett, Punkte und Führerscheinentzug gab es aber trotzdem. Ein Polizist hat uns später sogar noch daheim besucht, weil er die jungen Katzen sehen wollte. Das zweite Mal Punkte gab es nach einer gelungenen Abschlussprobe eines Stücks hier in Biberach. Da hatte ich in der Euphorie leider ein Glas Wein zu viel getrunken und kam in eine Verkehrskontrolle. Auch da waren die Polizisten wieder sehr nett, haben mich dann noch nach Hause gefahren. Aber auch hier war der Führerschein erst mal weg.“
Gerd Mägerle, SZ-Redaktionsleiter aus Biberach, erinnert sich:
„Punkte in Flensburg gab es für mich bisher nur einmal und zwar während meiner Redakteursausbildung im Jahr 2000. Auf dem Weg in die damalige SZ-Zentrale in Leutkirch war ich so in Gedanken vertieft, dass ich das 50er-Schild am Straßenrand nicht beachtet habe, obwohl ich die Strecke eigentlich gut kannte. Der Blitz des Messgeräts hat mich dann jäh aus meinen Tagträumen gerissen. Der schnelle Blick auf den Tacho zeigte mir, dass ich bestimmt 20 km/h zu
schnell war. Meine größte Sorge war, dass ich den Führerschein abgegeben muss, auf den ich für den Redakteursjob aber angewiesen bin. In Panik habe ich damals am Folgetag sogar auf dem Landratsamt in Ravensburg angerufen und gefragt, ob sie nicht nachschauen können, wie schnell ich gefahren bin. Das haben sie natürlich nicht gemacht und ich hatte bange vier Wochen zu überstehen, bis ich erfuhr, dass der Führerschein nicht weg ist. Über die zwei Punkte und die saftige Geldbuße war ich fast schon erleichtert.“
Michael Mutschler, Geschäftsführer des DRK-Rettungsdiensts, sagt:
„Natürlich bin ich immer mal wieder im Dienst etwas schneller unterwegs, dann aber mit Blaulicht und Martinshorn – und zwar auch nur dann, wenn es die Situation erfordert und von der Leitstelle angeordnet wird. Wenn ich in so einem Fall geblitzt werde, muss ich natürlich nichts bezahlen und bekomme auch keine Punkte in Flensburg. Dieses Szenario kommt bei Einsätzen immer wieder mal vor. Privat ist es mir aber vor langer Zeit in Biberach tatsächlich einmal passiert, dass ich zu schnell unterwegs war und dann einen Punkt bekommen habe.“
Dr. Frank-Dieter Braun, Biberacher Hausarzt im Ruhestand,
hatte ebenfalls schon Punkte: „Die sind aber glücklicherweise alle vor zwei Jahren erloschen.“In den 52 Jahren, in denen er seinen Führerschein schon hat, hatte er insgesamt drei Punkte in Flensburg. „Und ich war immer dieses eine km/h zu schnell. Einmal durch die Autobahnbaustelle mit 81 statt 60 und einmal auch auf der Landstraße mit 121 statt 100“, so Braun. „Ich würde nicht sagen, dass ich ein Raser bin, aber in jungen Jahren bin ich schon gerne mal schnell gefahren. Nun fahre ich aber elektrisch und da bin ich ganz entspannt unterwegs, das geht ja nicht mehr so schnell.“Wo es ihn aber doch das eine oder andere Mal erwischt, sind die vielen „verführerischen“30er-Zonen. „Aber nicht so schnell, dass es Punkte gibt“, so der ehemalige Biberacher Hausarzt.