Schwäbische Zeitung (Biberach)
Puccinis Klangwelt erfüllt die Kirche
Der Katholische Kirchenchor begeistert mit der „Messa di Gloria“
- Der Komponist Giacomo Puccini ist vor allem als Opernkomponist berühmt geworden, hat er doch so bedeutende Opern wie „Manon Lescaut“, „La Bohème“oder „Madame Butterf ly“komponiert. Nur eine verschwindend geringe Anzahl anderer Werke stammen aus seiner Feder. So die „Messa di Gloria“, die der Katholische Kirchenchor zusammen mit dem Orchesterensemble „con brio“, mit seinem Konzertmeister Günther Luderer unter Leitung von Johannes Striegel in der voll besetzten Stadtpfarrkirche aufführte.
Die Messe ist ein frühes Werk von Puccini. Er schrieb es als Diplomabschluss seines Vor-Studiums an der Musikschule Istituto Musicale Pacini in seiner Heimatstadt Lucca (Toskana), wo auch die Uraufführung 1880 stattfand, die vom Publikum begeistert aufgenommen wurde. Puccini verweigerte aber weitere Aufführungen, denn er wollte nicht als Kirchenmusiker Karriere machen, sondern als Opernkomponist berühmt werden. Seine Vorbilder waren Richard Wagner und Giuseppe Verdi. Erst 1952 war die Messe ein weiteres Mal in Chicago zu hören, seither ist ihr ein weltweiter Erfolg beschieden. Zum 100. Todestag des Komponisten wurde sie nun in Biberach erstmals aufgeführt.
Puccini vertonte alle Messeteile des Ordinariums und wählte bereits bei dieser frühen Komposition eine umfangreiche Orchesterbesetzung mit Streichern, Holz- und Blechbläsern mit Pauke. Beim „Kyrie“beginnen die Streicher hoch und zart mit dem ersten Einsatz, bis kurz danach die anderen Instrumente dazukommen und die beiden gegensätzliche Motive intonieren, die der Chor dann beim „Kyrie eleison“und beim „Christe eleison“übernimmt.
Das „Gloria“ist ein umfangreiches und ausdifferenziertes Stück mit acht Teilen. Hier zeigt der damals noch junge Komponist sein außerordentliches Können. Die beiden ersten Nummern werden vom Chor in Begleitung
des vollen Orchesters klanglich bombastisch im Forte und im Wechsel mitreißend dargeboten. Beim dritten Teil, dem „Gratias agimus“, kommt der Solotenor zum Einsatz. Markus Herzog sang das hoch dramatische, mit farbenreicher Instrumentation bedachte Stück mit klarer Stimme.
Die opernhafte Melodik mit teils großen Sprüngen bewältigte er bravourös. Das „Qui tollis“ist ein wunderschönes melodienreiches Chorstück, das an Puccinis Vorbild Verdi, besonders an „Aida“erinnert. Gegen Ende des Credos, beim „Quoniam tu solus sanctus“zieht Puccini noch mal alle Register. Ein großer Chorklang mit vollem Orchester, mit Posaunen und Trompeten, die immer wieder mit Triolenbegleitung das Ganze aufheizen, endet im spannungsgeladenen Dominantseptakkord, bis der Schlussteil „Cum Sancto Spiritu“im Fugato noch mal klanglich alles bietet und im lange ausgehaltenen „Amen“endet.
Auch das „Credo“ist ähnlich groß mit sieben Teilen angelegt. Beim „Et incarnatus“singt der Solotenor melodienausschmückend zusammen mit dem Chor. Auch hier ist der Schluss dramatisch und aufwühlend komponiert, mit großem Chorklang, mit klangfarbenreichem Instrumenteneinsatz und perfekt abgestimmter Klangbalance.
An dieser Stelle soll die Leistung aller Musizierenden betont werden. Der 80 Sängerinnen und Sänger umfassende Chor wurde durch viele Gäste bereichert. Er bot in allen Teilen des umfangreichen und anspruchsvollen Chorparts eine bravouröse Leistung. Alle vier Chorstimmen waren bestens vorbereitet, ton- und intonationssicher und boten einen ausgeglichenen Chorklang. Zusammen mit dem ausgezeichnet spielenden Orchester boten sie eine Klangqualität, bei der beide Teile einzeln und in Summe voll zur Geltung kamen. Das ist auch das
Verdienst von Dirigent und Chorleiter Johannes Striegel, der durch sein engagiertes und gestenreiches Dirigat wesentlich zum großen Erfolg beitrug.
Nach dem umfangreichen „Gloria“und „Credo“wurde die „Messa di gloria“durch die relativ kurzen Teile „Sanctus e Benedictus“und „Agnus Dei“beendet. Das „Benedictus“sang der Bassbariton Franz Hawlata in tiefer Lage mit sonorer Stimme, trefflich begleitet von den Hörnern. Beim „Agnus Dei“kamen alle zusammen: Solotenor und Solobassbariton sangen abwechselnd und mit dem Chor, bis das Werk mit dem versöhnlichen „Dona nobis pacem“ausklang.
Dass das Werk zu Ende war, schien das Publikum erst zu glauben, als der Chorleiter seine Partitur zuklappte. Dann aber brach ein nicht enden wollender begeisterter Applaus aus, die Zuhörer riss es von den Sitzen und sie waren erst zufrieden, als das Kyrie wiederholt wurde.