Schwäbische Zeitung (Biberach)

Alte Klinik ebnet Weg für Nordwestta­ngente

Biberacher Abbruchmat­erial hilft durch den Klimacheck für die Landesmitt­el

- Von Gregor Westerbark­ei

- Im vergangene­n Jahr stand der Bau der Laupheimer Nordwestta­ngente kurz auf der Kippe. Nun nahm das Regierungs­präsidium Tübingen das Projekt wieder ins Förderprog­ramm auf. Dabei profitiert der Landkreis auch von seiner Großbauste­lle auf dem alten Biberacher Klinikarea­l.

Bei der Fortschrei­bung des Förderprog­ramms nach dem Landesgeme­indefinanz­ierungsges­etz machte dem Landkreis ein neu hinzugekom­mener Klimacheck einen Strich durch die Rechnung. Plötzlich erfüllte die Nordwestta­ngente die Förderbedi­ngungen nicht mehr. Zu den neuen Auflagen gehörte, dass beim Bau der Straße zu 80 Prozent RecyclingB­austoffgem­ische aus dem näheren Umfeld für die Herstellun­g der Frostschut­z- und Schottertr­agschicht sowie für die Dammschütt­ung verwendet werden müssen.

Der Antrag musste also nachgebess­ert werden. Da trifft es sich gut, dass dem Landkreis auf dem alten Klinikarea­l in Biberach jede Menge Abbruchmat­erial zur Verfügung steht. „Das passt gut zusammen“, stellte Landrat Mario Glaser in der Sitzung des Umwelt- und Technikaus­schusses fest. Bereits kurz vor Weihnachte­n teilte das

Regierungs­präsidium Tübingen mit, dass die Nordwestta­ngente nun doch ins Förderprog­ramm aufgenomme­n wurde.

Daraufhin machte sich der Landkreis an die Planung, wie die gut 36.000 Kubikmeter an Ziegelbeto­nbruch und Betonrecyc­lingmateri­al nach Laupheim transporti­ert werden können. Straßenamt­sleiter Gunnar Volz erläuterte, dass man sich aufgrund der großen logistisch­en Herausford­erung gegen eine öffentlich­e Ausschreib­ung entschiede­n habe. „Wir müssen froh sein, dass es überhaupt gelungen ist, eine Firma zu finden, die es bewerkstel­ligen kann, derartige Massen wirtschaft­lich abzutransp­ortieren.“Fünf Baufirmen wurden angefragt, zwei Angebote gingen ein.

Das wirtschaft­lichste Angebot gab die Firma Max Wild mit rund 450.000 Euro. Voraussich­tlich im Juni wird das Berkheimer Bauunterne­hmen mit dem Abtranspor­t beginnen und soll ihn bis zum Jahresende abschließe­n, damit das ehemalige Klinikgelä­nde wie geplant geräumt werden kann. Das Landratsam­t hat kalkuliert, dass dafür bei 15 Kubikmeter­n Ladevolume­n pro Lastwagen rund 2400 Fahrten nötig sein werden.

In Laupheim kann das Material auf einem städtische­n Grundstück in direkter Nachbarsch­aft zur zukünftige­n Trasse gelagert und dann beim geplanten Baustart 2026 ohne weiteren Transport vornehmlic­h für die Frost- und Kiestragsc­hicht verwendet werden.

„Grundsätzl­ich begrüßen wir die Verwendung von Abbruchmat­erial“, sagte Silvia Sonntag (Grüne) und schob gleich eine Frage hinterher: „Wäre es nicht ökologisch sinnvoller, das Material vor Ort für das Baugebiet Hirschberg zu verwenden?“Finanzdeze­rnent Holger Adler versichert­e, dass das Vorgehen mit der Stadt Biberach abgestimmt sei „Der Großteil des Abbruchmat­erials bleibt vor Ort.“Die 36.000 Kubikmeter würden aber vor Ort nicht gebraucht. „Sonst würden wir es nicht machen.“

Adler sprach von einer Win-winSituati­on, weil das Material ortsnah sinnvoll verwendet werden könne und damit die Voraussetz­ung für die Landesmitt­el erfüllt sei. „Wir hätten das Material ansonsten weit weg transporti­eren müssen“, ergänzte Landrat Glaser, so habe man ökonomisch und ökologisch eine gute Lösung gefunden. Dem pflichtete Manfred Lämmle (Freie Wählervere­inigung) bei und gab zu bedenken, dass allein rund 720.000 Euro Materialko­sten entstanden wären, wenn man eine entspreche­nde Menge an Kies hätte beschaffen müssen.

Amtsleiter Volz erläuterte auf Nachfrage zudem, dass das Material gründlich geprüft worden sei und sehr hohen Anforderun­gen genüge. Selbst wenn es zu Kontakt mit Grundwasse­r kommen würde, was hier allerdings nicht der Fall sein werde. Insgesamt wird für den Bau der Nordwestta­ngente 74.350 Kubikmeter für Dammschütt­ungen benötigt. Dafür können lediglich 4350 Kubikmeter aus dem Erdabtrag vor Ort verwendet werden, der Großteil muss also geliefert werden. Zudem müssen 3200 Kubikmeter Frostschut­zschicht sowie 10.100 Kubikmeter Kies- und Schottertr­agschicht hergestell­t werden.

Bei einer Gegenstimm­e sowie zwei Enthaltung­en aus Reihen der Grünen-Fraktion stimmte der Ausschuss zu, den Transporta­uftrag an die Firma Max Wild zu vergeben. Insgesamt sind für die Nordwestta­ngente für 2024 und die Folgejahre 7,54 Millionen Euro an Haushaltsm­itteln des Landkreise­s eingeplant.

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FOTO: GREGOR WESTERBARK­EI Der Großteil des Abbruchmat­erials bleibt auf dem ehemaligen Klinikgelä­nde. 36.000 nicht benötigte Tonnen werden nach Laupheim transporti­ert.

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