Schwäbische Zeitung (Biberach)
Nahtlose Erweiterung der Innenstadt
Schussenrieder Gemeinderat plant den nächsten Schritt in der städtebaulichen Entwicklung
- In der Gemeinderatssitzung am vergangenen Donnerstag ist der Startschuss gefallen für einen weiteren wichtigen Schritt in der städtebaulichen Entwicklung von Bad Schussenried: Die Stadt will das gesamte Gebiet zwischen der Kernstadt, der Aulendorfer Straße und der Umgehungsstraße umgestalten und neu überplanen. Langfristig könnten dort bis zu 700 Personen eine neue Heimat finden. Dem bestehenden Gewerbe soll zudem ermöglicht werden, zu erweitern oder die Betriebe umzugestalten. De facto bedeutet die Neugestaltung des Gebiets „Sennhof-Ost“eine nahtlose Vergrößerung der Innenstadt – und die Entstehung eines komplett neuen Quartiers.
Konkret geht es um rund acht Hektar Gesamtf läche. Die Flächen sind zum Teil bereits bebaut, es befinden sich dort unter anderem die Gärtnerei Straub, das AbtSiard-Haus und der Lebensmittelmarkt Lidl. Der weitaus größere
Bereich ist jedoch unbebaut und birgt viel Potenzial. Nach jetzigem Planungsstand ist angedacht, auf vier Hektar Fläche Wohnraum entstehen zu lassen, knapp zwei Hektar für gewerbliche Zwecke zu nutzen und rund 1,7 Hektar als Grünfläche zu belassen.
Die Planungen für die Neugestaltung reichen bereits einige Jahre zurück: Zuerst entwickelte die Stadt 2021 einen städtebaulichen Rahmenplan, um die zukünftige Entwicklung der Kleinstadt ideal steuern zu können gemeinsam mit den Bürgern. Im Jahr 2022 beschloss der Gemeinderat dann, einen Bebauungsplan für den Bereich „Sennhof-Ost“aufzustellen. Mittlerweile gehören der Stadt alle für die Entwicklung des Gebiets relevanten Flächen, unter anderem, weil es zu einer Hofaufgabe in diesem Bereich kam.
Der Gemeinderat geht nun einen weiteren Schritt in dem Projekt, indem zum einen beschlossen wurde, die Öffentlichkeit und die Behörden – die sogenannten Träger öffentlicher Belange – am
Prozess frühzeitig zu beteiligen. Parallel dazu wurden die ersten Schritte für die Änderung des Flächennutzungsplans in die Wege geleitet, denn dort sind diese Flächen momentan noch teilweise einer anderen oder veralteten Nutzung zugeordnet. Im Frühsommer ist dann voraussichtlich mit dem Eingang der Stellungnahmen zu rechnen, die wiederum grundsätzlich über das weitere Vorgehen entscheiden.
Mit den Präsentationen am Donnerstag legt die Stadt erstmals ihre konkreten Pläne für die Weiterentwicklung der Kernstadt offen. Für die Schussenrieder ist dies die Möglichkeit, sich zu informieren und einzubringen. Der Prozess steht im Moment noch ganz am Anfang. Klar ist aber, dass über die Entwicklung des Gebiets „Sennhof-Ost“wichtige Weichen für die Zukunft gestellt werden.
Es wird dabei in den nächsten Jahren voraussichtlich viel zu bedenken und diskutieren geben. Wie Bürgermeister Achim Deinet der SZ mitteilte, will zum Beispiel das ZfP langfristig alle seine Einrichtungen an einem zentralen Standort vereinen und wird daher voraussichtlich irgendwann aus dem Abt-Siard-Haus ausziehen. Für diese Flächen müsste dann eine neue Nutzung gefunden werden.
Der Lebensmittelmarkt Lidl will am jetzigen Standort schon länger vergrößern, kann dies aufgrund gesetzlicher Vorgaben aber erst tun, wenn im Quartier drumherum eine entsprechende Kaufkraft infolge einer verstärkten Wohnbebauung entstanden ist und nicht zu befürchten ist, dass dadurch die Kaufkraft in der Innenstadt geschwächt wird.
Ob in dem neuen Quartier Bauplätze für Einfamilienhäuser entstehen oder ob dort Mietwohnungen gebaut werden, wird ganz klar vom Bedarf abhängen und ist noch nicht entschieden. Ziel ist es in jedem Fall, die vorhandene Fläche optimal zu nutzen und dafür zu sorgen, dass die Innenstadt nicht ausblutet, sondern vielmehr wächst und lebendig bleibt.