Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die Arbeit nach einem packenden Abend

Basketball: Nach sportliche­m Verbleib in der ProA richtet sich der Blick in die Zukunft

- Von Andreas Wagner

EHINGEN - Das Aufatmen ist groß gewesen bei den Zweitliga-Basketball­ern des Teams Ehingen Urspring. Mit dem 93:91-Heimsieg gegen Kirchheim am vorletzten Spieltag ersparten sich die Steeples ein nervenaufr­eibendes Saisonfina­le mit ungewissem Ausgang. So ist alles klar: Sportlich hat der Verein die Voraussetz­ung für den Verbleib in der ProA geschaffen, nun sind die Verantwort­lichen gefragt, das wirtschaft­liche Fundament für ein weiteres Jahr in der zweithöchs­ten deutschen Spielklass­e zu legen. Davon hängt dann auch ab, wie sich die Mannschaft in der kommenden Saison zusammense­tzen wird.

Am 11. Februar hatten die Steeples zuletzt ein Spiel für sich entschiede­n (75:74 gegen Essen) und rannten seither vergeblich den Punkten hinterher. Der Tabellenvo­rletzte Essen dagegen machte den Sechs-Punkte-Rückstand wett und spitzte den Abstiegska­mpf zu. Weil die Nordrhein-Westfalen am letzten Spieltag auf die derzeit etwas indisponie­rten Rockets aus Gotha treffen, während Ehingen Urspring in Hamburg ran muss, wussten die Steeples um die Bedeutung der Partie gegen Kirchheim am vorletzten Spieltag. Da sollte gelingen, was fünfmal vorher schief ging. „Wir hatten immer ganz gut mitgespiel­t in den vergangene­n Wochen, es aber nie geschafft, den Sack zuzumachen“, sagt SteeplesTe­ammanager Nico Drmota. „Es hat auch die letzte Konsequenz gefehlt.“

Dies änderte sich, als der Druck immer größer wurde. Gegen Kirchheim spielte der Aufsteiger 25 Minuten lang nicht schlecht, leistete sich aber zu viele Fehler und geriet deutlich in Rückstand. Dann kam der Umschwung: Würfe, die auf dem KorbRand tänzelten, fielen ins Netz, ein ums andere Mal luchsten die Steeples dem Gegner den Ball ab, Kirchheims Vorsprung schrumpfte, bis er sich aufgelöst hatte. „Was in den Spielen zuvor die anderen Mannschaft­en mit uns gemacht hatten, haben wir diesmal mit dem Gegner gemacht“, sagte Drmota, für den der Wille ausschlagg­ebend war. „Wir wollten den Sieg um jeden Preis der Welt. Das hat man auch in der Halbzeitpa­use gespürt.“

Die Spieler zeigten ihre Einstellun­g in Halbzeit zwei deutlich – angefangen vom jungen Christophe­r Wolf, der seine Freude nach seinem Dreier zum 80:72 sechs Minuten vor Schluss herausschr­ie (Drmota: „Chris lebt für solche Spiele“) bis hin zum 38-jährigen, ProA-erfahrenen Radivoj Tomasevic, der nach Worten Drmotas in der Kabine eine motivieren­de Halbzeitan­sprache gehalten hatte. Auch Tomasevic wollte unbedingt gewinnen: gegen seinen ExKlub Kirchheim, in seinem letzten Heimspiel für die Steeples und der letzten Begegnung in der langjährig­en Spielstätt­e Längenfeld­halle. Tomasevic trug auch auf dem Feld seinen Teil dazu bei – wie alle anderen, ein Joel Aminu, ein Tobias Jahn, ein Daniel Berger (Drmota: „Dany hat ein überragend­es Spiel gemacht, uns viele Impulse gegeben“) oder ein Devon Moore, der den letzten Korb zum 93:91 erzielte. „Es war ein sehr schwierige­s Spiel mit vielen Aufs und Abs“, sagte Moore. „Aber so ist das oft im Basketball.“

Am Ende war es ihm und seinen Teamkolleg­en egal, sie hatten die Punkte und damit den Verbleib in der ProA sicher. Wie viele der aktuellen Steeples-Profis auch in der kommenden Saison das Trikot von Ehingen Urspring tragen, steht längst nicht fest. „Wir haben einige Vorgespräc­he geführt“, sagt Drmota. Weil die Abstiegsge­fahr lange nicht gebannt war, seien die Verhandlun­gen aber zurückgest­ellt worden. Klar ist, dass der zweifache Vater Tomasevic aufhören wird, auch Alasdair Fraser wird wohl nicht mehr für die Steeples spielen. Wie es aussieht, hört der 24-jährige Schotte mit Profi-Basketball auf und steigt nach Abschluss seines Fernstudiu­ms möglicherw­eise in der Finanzbran­che ein. Andere Spieler wie Topscorer Devon Moore überlegen, wie es weitergeht mit der Basketball­karriere. „Ehingen ist schön, ich mag die Stadt“, sagt der USAmerikan­er, Steeples-Teammanage­r Nico Drmota aber eine Rückkehr zu den Steeples ist deshalb nicht ausgemacht. „Ich weiß es nicht“, so Moore. „Wir werden Gespräche führen. Aber erst einmal genieße ich den Sommer.“

Neue Auflagen der Liga

Für die Verantwort­lichen des Vereins dürfte sich die freie Zeit in den nächsten Wochen und Monaten in Grenzen halten. Sie müssen nicht nur das künftige Team zusammenst­ellen, sondern auch die finanziell­en Grundlagen schaffen. Teammanage­r Drmota appelliert­e noch in der Halle an die rund 1000 Zuschauer, in ihren Betrieben für Basketball und ein Engagement als Sponsor bei den Steeples zu werben. „Wir haben einige große Aufgaben zu stemmen.“Dazu werden auch neue Auflagen der Liga gehören wie ein zusätzlich­er hauptamtli­cher Mitarbeite­r. Kleine Vereine wie die Steeples stecken solche Vorgaben nicht so einfach weg, müssen darum ringen, sie zu erfüllen. Aber man will es versuchen. Drmota: „Wir werden alles daran setzen, weiter in der ProA zu spielen.“

„Wir wollten den Sieg um jeden Preis in der Welt.“

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SZ-FOTO: MAS Nach dem Sieg gegen Kirchheim war die Freude groß bei den Steeples (von links Alasdair Fraser, Tobias Jahn, Daniel Berger, Trainer Domenik Reinboth und Christophe­r Wolf), doch wie viele der aktuellen Spieler auch im nächsten Jahr im Trikot von Ehingen...

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