Die Arbeit nach einem packenden Abend
Basketball: Nach sportlichem Verbleib in der ProA richtet sich der Blick in die Zukunft
EHINGEN - Das Aufatmen ist groß gewesen bei den Zweitliga-Basketballern des Teams Ehingen Urspring. Mit dem 93:91-Heimsieg gegen Kirchheim am vorletzten Spieltag ersparten sich die Steeples ein nervenaufreibendes Saisonfinale mit ungewissem Ausgang. So ist alles klar: Sportlich hat der Verein die Voraussetzung für den Verbleib in der ProA geschaffen, nun sind die Verantwortlichen gefragt, das wirtschaftliche Fundament für ein weiteres Jahr in der zweithöchsten deutschen Spielklasse zu legen. Davon hängt dann auch ab, wie sich die Mannschaft in der kommenden Saison zusammensetzen wird.
Am 11. Februar hatten die Steeples zuletzt ein Spiel für sich entschieden (75:74 gegen Essen) und rannten seither vergeblich den Punkten hinterher. Der Tabellenvorletzte Essen dagegen machte den Sechs-Punkte-Rückstand wett und spitzte den Abstiegskampf zu. Weil die Nordrhein-Westfalen am letzten Spieltag auf die derzeit etwas indisponierten Rockets aus Gotha treffen, während Ehingen Urspring in Hamburg ran muss, wussten die Steeples um die Bedeutung der Partie gegen Kirchheim am vorletzten Spieltag. Da sollte gelingen, was fünfmal vorher schief ging. „Wir hatten immer ganz gut mitgespielt in den vergangenen Wochen, es aber nie geschafft, den Sack zuzumachen“, sagt SteeplesTeammanager Nico Drmota. „Es hat auch die letzte Konsequenz gefehlt.“
Dies änderte sich, als der Druck immer größer wurde. Gegen Kirchheim spielte der Aufsteiger 25 Minuten lang nicht schlecht, leistete sich aber zu viele Fehler und geriet deutlich in Rückstand. Dann kam der Umschwung: Würfe, die auf dem KorbRand tänzelten, fielen ins Netz, ein ums andere Mal luchsten die Steeples dem Gegner den Ball ab, Kirchheims Vorsprung schrumpfte, bis er sich aufgelöst hatte. „Was in den Spielen zuvor die anderen Mannschaften mit uns gemacht hatten, haben wir diesmal mit dem Gegner gemacht“, sagte Drmota, für den der Wille ausschlaggebend war. „Wir wollten den Sieg um jeden Preis der Welt. Das hat man auch in der Halbzeitpause gespürt.“
Die Spieler zeigten ihre Einstellung in Halbzeit zwei deutlich – angefangen vom jungen Christopher Wolf, der seine Freude nach seinem Dreier zum 80:72 sechs Minuten vor Schluss herausschrie (Drmota: „Chris lebt für solche Spiele“) bis hin zum 38-jährigen, ProA-erfahrenen Radivoj Tomasevic, der nach Worten Drmotas in der Kabine eine motivierende Halbzeitansprache gehalten hatte. Auch Tomasevic wollte unbedingt gewinnen: gegen seinen ExKlub Kirchheim, in seinem letzten Heimspiel für die Steeples und der letzten Begegnung in der langjährigen Spielstätte Längenfeldhalle. Tomasevic trug auch auf dem Feld seinen Teil dazu bei – wie alle anderen, ein Joel Aminu, ein Tobias Jahn, ein Daniel Berger (Drmota: „Dany hat ein überragendes Spiel gemacht, uns viele Impulse gegeben“) oder ein Devon Moore, der den letzten Korb zum 93:91 erzielte. „Es war ein sehr schwieriges Spiel mit vielen Aufs und Abs“, sagte Moore. „Aber so ist das oft im Basketball.“
Am Ende war es ihm und seinen Teamkollegen egal, sie hatten die Punkte und damit den Verbleib in der ProA sicher. Wie viele der aktuellen Steeples-Profis auch in der kommenden Saison das Trikot von Ehingen Urspring tragen, steht längst nicht fest. „Wir haben einige Vorgespräche geführt“, sagt Drmota. Weil die Abstiegsgefahr lange nicht gebannt war, seien die Verhandlungen aber zurückgestellt worden. Klar ist, dass der zweifache Vater Tomasevic aufhören wird, auch Alasdair Fraser wird wohl nicht mehr für die Steeples spielen. Wie es aussieht, hört der 24-jährige Schotte mit Profi-Basketball auf und steigt nach Abschluss seines Fernstudiums möglicherweise in der Finanzbranche ein. Andere Spieler wie Topscorer Devon Moore überlegen, wie es weitergeht mit der Basketballkarriere. „Ehingen ist schön, ich mag die Stadt“, sagt der USAmerikaner, Steeples-Teammanager Nico Drmota aber eine Rückkehr zu den Steeples ist deshalb nicht ausgemacht. „Ich weiß es nicht“, so Moore. „Wir werden Gespräche führen. Aber erst einmal genieße ich den Sommer.“
Neue Auflagen der Liga
Für die Verantwortlichen des Vereins dürfte sich die freie Zeit in den nächsten Wochen und Monaten in Grenzen halten. Sie müssen nicht nur das künftige Team zusammenstellen, sondern auch die finanziellen Grundlagen schaffen. Teammanager Drmota appellierte noch in der Halle an die rund 1000 Zuschauer, in ihren Betrieben für Basketball und ein Engagement als Sponsor bei den Steeples zu werben. „Wir haben einige große Aufgaben zu stemmen.“Dazu werden auch neue Auflagen der Liga gehören wie ein zusätzlicher hauptamtlicher Mitarbeiter. Kleine Vereine wie die Steeples stecken solche Vorgaben nicht so einfach weg, müssen darum ringen, sie zu erfüllen. Aber man will es versuchen. Drmota: „Wir werden alles daran setzen, weiter in der ProA zu spielen.“
„Wir wollten den Sieg um jeden Preis in der Welt.“