Schwäbische Zeitung (Ehingen)

„Du musst verliebt sein in deine Spieler“

Friedrichs­hafens Trainer Vital Heynen vor dem Beginn der Finalserie gegen Berlin

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FRIEDRICHS­HAFEN - Bevor Vital Heynen am Sonntag ab 14.30 Uhr in der ZF-Arena zum ersten Mal den VfB Friedrichs­hafen in einem Finalspiel zur deutschen Meistersch­aft betreuen kann, hofft er auf möglichst wenig Verkehr auf den Autobahnen. Am Samstag, nach dem Training, braust Heynen heim nach Belgien, um 19 Uhr findet dort die Firmung seiner jüngsten Tochter Bente statt. Sonntagvor­mittag um zehn Uhr möchte er wieder in Friedrichs­hafen sein. In der nur in maximal drei Spielen ausgetrage­nen Finalserie kommt es zum Duell der zwei dominieren­den deutschen Volleyball­mannschaft­en der letzten Jahre. Friedrichs­hafen trifft auf die Berlin Volleys, die sich am Donnerstag im Entscheidu­ngsspiel knapp mit 3:2 gegen die Volleys RheinMain durchgeset­zt haben. Heynens Häfler sind für die amtierende­n Meister in dieser Saison bislang unschlagba­r gewesen. Vier Begegnunge­n gab es, inklusive Pokal und Supercup, viermal gewannen die Riesen vom See. Filippo Cataldo und Giuseppe Torremante sprachen vor Beginn der Finalserie mit Heynen.

Herr Heynen, Berlin hat sich zum ersten Mal für das Final Four der Champions League qualifizie­rt. Das heißt für Friedrichs­hafen, dass die Finalserie nur in drei Spielen entschiede­n wird. Und für Berlin, dass sie nach dem Spiel am Sonntag am Bodensee nächstes Wochenende nach Rom dürfen, ehe die deutsche Finalserie weitergeht. Ein Vorteil für die Häfler?

Ich habe das Gefühl, dass die Meistersch­aft für Berlin sehr wichtig ist. Wenn so ein Verein das ganze Jahr nicht eine deutsche Trophäe holt, dann ist das nicht gut. Das Final Four ist ein Extra – und dann läuft auch noch das für sie wichtigere deutsche Finale dazwischen.

Sie sind mit Ihrer Mannschaft in der Champions League in der Vorrunde ausgeschie­den. Eine verpasste Gelegenhei­t?

Wir waren zu dem Zeitpunkt nicht gut genug für die Champions League. Berlin ist reifer als wir. Ich glaube aber, wenn wir jetzt das entschei- dende Spiel gegen Paris spielen würden, würden wir gewinnen. Wir haben in den letzten Wochen wieder ein paar Schritte nach vorne gemacht. Du musst verlieren, um nach vorne zu kommen, das ist so. Ob es eine verpasste Möglichkei­t war? Ja, aber wir wussten, dass wir durch unsere Unerfahren­heit auch etwas verpassen könnten. Aber wir haben nur sehr wenig verpasst diese Saison. Ich finde es gut, dass Berlin im Final Four ist und wir die Meistersch­aft gewinnen. (lacht).

Ist Berlin nach vier Niederlage­n gegen Sie und Ihre Mannschaft noch Favorit in der Finalserie?

Wenn sie clever sind, geben sie die Favoritenr­olle an Friedrichs­hafen weiter. Ich denke, die Chancen stehen wirklich 50 zu 50. Vor dem Pokalfinal­e habe ich gedacht, dass Berlin auf jeden Fall besser ist als wir und wir sie nur schlagen können, wenn sie einen schlechten Tag erwischen. Seitdem weiß ich aber, dass wir immer gewinnen können.

Sie haben fast eine Woche mehr Zeit als Berlin gehabt, um sich auf das Finale vorzuberei­ten ...

Aber bis Donnerstag­abend wussten wir nicht, gegen wen wir spielen. Also habe ich kaum an das Finale gedacht in den letzten Tagen. Wir haben die ganzen Play-offs über fast nichts gemacht. Sehr ruhig trainiert, sehr viel Spaß gehabt, den Geist ganz locker gehalten. Druck hatten wir zuvor genug.

Die Mannschaft kam dieses Jahr sehr sympathisc­h rüber. Achten Sie auf die charakterl­ichen Eigenschaf­ten der Spieler?

Ich hole die Spieler, die ich haben will. Ein Trainer muss verliebt sein in seine Spieler. Danach suche ich sie aus. Was ich hier gemacht habe, mache ich seit zwölf Jahren: junge Leute holen, bei denen ich ein Potenzial sehe. Ich weiß, dass sie sich entwickeln werden, weiß aber nicht wie sehr und wie schnell. Aber das Niveau wird nach oben gehen.

Dennoch werden Sie ein paar der Spieler wegschicke­n nach der Saison. Nicht verliebt genug gewesen?

Einige musst du auch wegschicke­n, weil sie zu gut sind für deinen Verein. Aber die meisten Spieler wollen und werden bleiben. Wenn wir mehr als vier Neue holen müssten, wäre ich ein bisschen enttäuscht. Wenn ich mir bei einem Spieler nicht ganz sicher bin, ob er noch besser werden kann, dann versuche ich, ihn zu halten. Im zweiten Jahr sind Spieler unter mir eigentlich immer besser gewesen. Und wer neu dazukommt, muss entweder noch jünger sein oder Deutscher.

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FOTO: DPA Spaß und Zusammenha­lt: Die Häfler setzten während der Play-off-Vorbereitu­ng auf wenig Druck und Ruhe.

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