Schau her, Madrid!
Lionel Messi zeigt beim 3:2 Barças bei Real, warum er noch immer der Beste der Welt ist
MADRID (SID/dpa/sz) - Auch Superstars brauchen manchmal einen besonderen Kick: Mit versteinerter Miene stellte sich Lionel Messi vor die Real-Kurve im legendären Estadio Santiago Bernabeu und reckte provokant das Trikot des FC Barcelona in die Höhe. La Pulga, der Floh, genoss den Augenblick des Triumphes in der Höhle des Löwen in vollen Zügen. Kurz zuvor hatte der Argentinier im Clásico beim Erzrivalen Real Madrid einen auch für ihn nicht alltäglichen Auftritt gehabt. Mit der letzten Ballberührung des Spiels erzielte der 29-Jährige das entscheidende Tor zum 3:2 (1:1), es war sein 500. Pflichtspieltor für die Katalanen im 577. Spiel.
Messi sorgte nicht nur dafür, dass die Katalanen nach einer schwierigen Saison noch vom Happy End träumen dürfen, er stahl auch allen anderen Stars auf dem Platz die Show. „Kaiserlich“, „heilig“, „einzigartig“: Die Fußballwelt und die Medien feierten die „magische Nacht“von Messi. Durch den Auswärtserfolg verdrängte Barça, das ohne den gesperrten Stürmer Neymar zum Erfolg kam, fünf Spieltage vor Saisonende die punktgleichen Hauptstädter (75 Zähler) von der Tabellenspitze, allerdings hat Real ein Spiel weniger absolviert.
Der beste Spieler der Geschichte
„Es gibt tausend Faktoren, die den Fußball beeinflussen, Messi ist der einflussreichste“, schriebt die Zeitung „Marca“, „AS“kommentierte: „Messi ist der Beste, der beste Spieler und das größte Spektakel der Welt. Der gesamte Globus weiß, dass die Nummer 10 Barcas nicht zu übertreffen ist, trotz der Härte von Ramos und Casemiro.“Dies sieht auch sein scheidender Trainer so. „Lio ist für mich der beste Spieler der Geschichte, und ich habe viel Fußball gesehen“, sagte Luis Enrique über Messi: „Im modernen Fußball, wo alles physisch und taktisch besser ist, macht er immer noch den Unterschied. Er ist entscheidend, selbst wenn er zu Hause beim Abendessen sitzt.“
In einer dramatischen Partie war Doppeltorschütze Messi der überragende Akteur. Weltfußballer Cristiano Ronaldo, sein großer Rivale, der zuletzt im Champions-League-Viertelfinale fünf Tore in zwei Partien gegen Bayern München erzielt hatte, blieb weitgehend blass, wie auch Madrids Weltmeister Toni Kroos. Mittelfeldmotor Casemiro (28.) hatte Madrid in Führung gebracht, fünf Minuten später egalisierte Messi. Nach einem Traumtor des Ex-Schalkers Ivan Rakitic (73.) aus 18 Metern schien sich das Spiel endgültig zu drehen, doch Real-Stürmer James Rodriguez (85.) glich drei Minuten nach seiner Einwechslung aus. Zuvor hatte Madrids Kapitän Sergio Ramos (77.) nach einem groben Einsteigen gegen Messi zu Recht die Rote Karte gesehen. Das Siegtor erzielte Messi in der vierten Minute der Nachspielzeit. „Es gab keinen besseren Ort, um sein 500. Tor für Barcelona zu erzielen. Was für ein Fußballspektakel, jetzt wird es nochmal richtig spannend im Kampf um die Meisterschaft“, schrieb „El Mundo Deportivo“.
Nach dem Viertelfinal-Aus in der Champions League gegen Juventus Turin wahrte Barcelona immerhin die Chance auf das Double. Im Pokal steht am 27. Mai das Endspiel gegen Deportivo Alavés an, Barça ist klarer Favorit.
Real-Trainer Zinedine Zidane musste nach der Partie einräumen: „Messi hat wieder den Unterschied ausgemacht. Wir konnten ihn nie kontrollieren.“Dabei schien Barcelona nach den Duellen gegen Turin am Boden zerstört zu sein. Viele hatten auch in Katalonien vom Ende einer Ära gesprochen. Messi, der Mann aus Rosario, so die Zeitung „La Vanguardia“, holte sein Team „von den Toten zurück“, obwohl er unzählige Male gefoult wurde.
Als erfolgreichster Clásico-Torschütze hat er nun 23 Mal getroffen, davon 14 Mal im Bernabéu, auch die Torjägerliste der Primera División führt er mit 31 Treffern unangefochten an. Ronaldo hat nur 19 Tore auf dem Konto.
„Jetzt darf Real sich keinen Ausrutscher mehr leisten“, sagte BarçaSpielmacher Andrés Iniesta, und das wird schwer. Madrid muss noch viermal auswärts antreten – darunter bei Europa-League-Halbfinalist Celta de Vigo, das Real aus dem Pokal warf. Schonung für die Champions-LeagueDuelle gegen den Stadtrivalen Atlético ist in jedem Fall nicht drin.