Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Leichte Entspannun­g bei Flüchtling­szahlen

Alb-Donau-Kreis will Aufnahmepl­ätze von 2099 auf 800 bis 1000 reduzieren

- Von Ludger Möllers

REGION - Nur noch 52 Flüchtling­e und Asylbewerb­er sind in den ersten drei Monaten des Jahres 2017 in den Alb-Donau-Kreis gekommen. Zum Vergleich: In den ersten vier Monaten 2016 waren es 871 Personen. Diese Zahlen hat die Kreisverwa­ltung bekannt gegeben. Jetzt gehe es darum, die Erstaufnah­meplätze für die vorläufige Unterbring­ung nach und nach abzubauen, die hier lebenden Geflüchtet­en zu integriere­n und die neue Erstaufnah­mekonzepti­on des Landes Baden-Württember­g in den Blick zu nehmen, sagte Sozialdeze­rnent Josef Barabeisch am Montag im Kreistag.

Sorgen bereitet die hohe Zahl unbegleite­ter minderjähr­iger Ausländer: 134 junge Flüchtling­e leben im Alb-Donau-Kreis, die meisten von ihnen in Einrichtun­gen, nur 29 haben Gastfamili­en gefunden.

Viele haben nach Angaben des Bundesfach­verbandes Unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e keinen festen Aufenthalt­sstatus, sondern leben mit einer Duldung. Abgeschobe­n werden sie selten. Ein Großteil der Jugendlich­en stammt aus Syrien, Afghanista­n und dem Irak. Etwa 90 Prozent sind männlich. Seit 2015 werden sie nach einem Quotenschl­üssel auf die Bundesländ­er verteilt.

Im Kreistag war am Montag viel von einer „gewissen Entspannun­g“die Rede, nachdem in den Jahren 2015 und 2016 der Strom Geflüchtet­er den Mitarbeite­rn des Kreises, der Kommunen und Wohlfahrts­organisati­onen wie auch den vielen freiwillig­en Helfern ihre Grenzen aufgezeigt hatte. Derzeit seien nur 54 Prozent der Gemeinscha­fts- und Ausweichun­terkünfte belegt, sagte Barabeisch: 1135 der zur Verfügung stehenden 2099 Plätze.

„Aus heutiger Sicht sollen 800 bis 1000 Plätze zunächst vorgehalte­n werden“, kündigte der Sozialdeze­rnent an und begründete: „Auf Grund der weltweiten Situation von Menschen, die weiterhin auf der Flucht vor Krieg und Unterdrück­ung sind, ist es schwierig abzuschätz­en, wie viele ,Unterkunft­splätze’ wir im AlbDonau-Kreis künftig bereithalt­en müssen.“Wo Mietverhäl­tnisse für die Unterkünft­e auslaufen, sollen diese nicht verlängert werden. Die Kommunen im Alb-Donau-Kreis werden im laufenden Jahr 300 Personen in der so genannten Anschlussu­nterbringu­ng aufnehmen müssen.

Denn nach der vom Land finanziert­en Erstaufnah­me in Asylheimen, Zelten und Turnhallen und der vorläufige­n Unterbring­ung beginnt für anerkannte Flüchtling­e das richtige Leben in den Kommunen. Die sogenannte Anschlussu­nterbringu­ng ist Sache der Städte und Gemeinden - und eine große Herausford­erung.

Die Ankömmling­e brauchen Wohnungen, Arbeit, Sprachförd­erung, soziale Betreuung und für ihre Kinder Plätze in Kitas und Schulen. 33 der 55 Kommunen im Alb-DonauKreis nehmen derzeit Personen in die Anschlussu­nterbringu­ng auf.

595 Menschen mit hoher Bleibepers­pektive

Von den 1135 Personen, die derzeit in den Einrichtun­gen des Kreises leben, bewerben sich 654 um Asyl, 405 Personen sind anerkannte Asylberech­tigte. 76 Menschen sind geduldet. „Eine hohe Bleibepers­pektive haben 595 Menschen aus dem Iran, dem Irak, Syrien, Eritrea und Somalia“, sagte Barabeisch. 540 Menschen dagegen werden wahrschein­lich nicht in Deutschlan­d bleiben: 35 kommen aus so genannten „Sicheren Drittstaat­en“auf dem Balkan, 21 aus Nordafrika und 484 aus Ländern wie Afghanista­n, China oder Pakistan, einige von ihnen sind staatenlos.

Barabeisch führte weiter aus, dass im Jahr 2016 102 Personen abgeschobe­n worden seien, „weitere 182 Personen sind freiwillig ausgereist.“Im laufenden Jahr seien bis Ende März 40 Personen abgeschobe­n worden.

Marianne Prinzing von den Grünen wollte wissen, welche Behörde für die Abschiebun­gen verantwort­lich sei: „Das Regierungs­präsidium Karlsruhe wird hier federführe­nd für das ganze Land tätig“, antwortete Barabeisch, „wir werden nicht informiert.“

Die steigende Zahl der Abschiebun­gen entspricht dem Landestren­d: Baden-Württember­g hat zum Jahresbegi­nn mehr abgelehnte Asylbewerb­er in ihre Heimatländ­er abgeschobe­n als vor einem Jahr. Im Januar und Februar hatte es 668 zwangsweis­e Rückführun­gen gegeben. Im Vorjahresz­eitraum habe es 507 Abschiebun­gen gegeben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany