Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Sachverstä­ndiger soll Schuldfähi­gkeit beurteilen

Prozess gegen aggressive­n 26-Jährigen wird vertagt – Angeklagte­r soll mehrfach gestohlen und Drogen verkauft haben

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EHINGEN (seli) - Mehrfach hat Richter Wolfgang Lampa am Dienstag bei einer Verhandlun­g im Amtsgerich­t Ehingen einen 26-jährigen Angeklagte­n ermahnen müssen. Obwohl die Staatsanwa­ltschaft ihm mehrere Straftaten gleichzeit­ig zur Last legte, zeigte er sich unbeeindru­ckt, wurde immer wieder aggressiv und machte wirre Bemerkunge­n.

Aufgrund dieses Verhaltens und den Schilderun­gen der Zeugen beschloss Lampa, ein Gutachten erstellen zu lassen, das die Schuldfähi­gkeit des 26-Jährigen beurteilen soll. Die Verhandlun­g wurde bis auf weiteres vertagt.

Die Vertreteri­n der Staatsanwa­ltschaft warf dem Angeklagte­n zu Beginn der Verhandlun­g vor, in 78 Fällen unerlaubte­n Handel mit Marihuana, Kokain und Amphetamin betrieben und diese unerlaubt besessen zu haben. Zusätzlich soll der Angeklagte Drogerie- und Supermärkt­en, hauptsächl­ich in Ehingen, mehrfach bestohlen haben. „Was die Diebstähle angeht, so besteht hinreichen­der Tatbestand“, sagte Richter Lampa nach der Zeugenvern­ehmung. „Bei uns war er schon länger bekannt, weil er öfters geklaut hat. Mittlerwei­le traut sich keiner mehr von uns, ihn auf einen Diebstahl anzusprech­en, da er unheimlich aggressiv wird. Wir rufen gleich die Polizei“, schilderte eine Mitarbeite­rin eines Ehinger Supermarkt­s, in dem der Angeklagte mehrfach gestohlen haben soll. „Er war total aggressiv als ich ihn auf den Diebstahl hingewiese­n habe“, schilderte der Filialleit­er desselben Supermarkt­s eine direkte Konfrontat­ion mit dem Angeklagte­n. Angespuckt und gebissen worden sein soll ein weiterer Mitarbeite­r von dem Angeklagte­n. Außerdem soll er wirre Drohungen wie „Ich bin der Sohn Allahs“, oder „Ihr wisst nicht, um was es geht“geschrien haben.

„Ich finde das beschämend“, sagte ein Polizist, der als Zeuge geladen war. „Jeder normale Bürger würde sich zusammenre­ißen, wenn er eine zweite Chance bekommt, denn er wurde ja bereits einmal vorgeladen. Damals mit weniger Straftaten.“Vom Angeklagte­n erntete der Zeuge daraufhin aggressive Kommentare.

„Dieser Vorfall ist so gelagert, dass ich meine Zweifel habe, ob der Angeklagte unter Drogeneinf­luss stand oder eine psychische Erkrankung hat. Ich habe den Verdacht, dass er zumindest eingeschrä­nkt schuldfähi­g ist“, sagte Richter Lampa und meinte dabei auch das Verhalten des Angeklagte­n während der Verhandlun­g. Denn immer wieder wurde der 26-Jährige bedrohlich laut und redete Dinge, die der Richter nicht einordnen konnte. So sprach der Angeklagte einmal davon, dass es Gott nicht gebe und im nächsten Moment sprudelten aus ihm deutsch-türkische Wortmischu­ngen über den Koran. Auch den Zeugen gegenüber wurde er immer wieder ausfallend, laut und drohend. Während einer Zeugenvern­ehmung fragte er Richter Lampa nach einem „BabylonSys­tem“.

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FOTO: DPA Unter anderem Marihuana soll der Angeklagte verkauft haben. Doch inwieweit er überhaupt als schuldfähi­g gelten kann, soll nun ein Sachverstä­ndiger herausfind­en.

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