Frühe Räder, Kulte und Mord im Moor
Künftige Dauerausstellung im Federseemuseum umfasst 1000 Exponate
BAD BUCHAU - Bislang ist das Federseemuseum Bad Buchau nur mit seinem Freigelände in die Saison gestartet. Wer das Museum selbst besuchen möchte, muss sich noch ein bisschen in Geduld üben. Hinter den Kulissen aber wird derzeit emsig gearbeitet. Und wenn sich der Vorhang erst einmal öffnet, erwartet die Besucher eine völlig neu in Szene gesetzte Dauerausstellung.
Er war ein echter Hingucker, beliebtes Fotomotiv – und doch im Federseemuseum nicht wirklich in seinem Element: Der riesige ausgestopfte Wels wird in der neuen Dauerausstellung nicht mehr zu sehen sein. Genauso wie all die anderen naturkundlichen Exponate, die noch von der heimatkundlichen Vergangenheit des Museums stammen. Nach der Eröffnung im Mai präsentiert sich das Federseemuseum als reines archäologisches Museum. Thematisch wurde also ordentlich aufgeräumt. Das schafft Platz, um mehr Exponate auf angemessene Weise zu zeigen und Schwerpunkte zu setzen.
„Die Ausstellung bekommt mindestens einen Gang mehr“, erläutert Museumsleiter Dr. Ralf Baumeister den neuen Aufbau. Auch die Forschungsgeschichte am Federsee, die eher ein Fachpublikum und weniger die breite Masse anspreche, werde deutlich eingekürzt. Den Raum möchte Baumeister nun nutzen, um „bei der Ausstellung neue Wege zu gehen“. Anders als bisher sollen die Funde, Repliken und Modelle nicht mehr rein chronologisch gezeigt werden. Um die Exponate zeitlich einordnen zu können, erhalten die Besucher zwar beim Gang durchs Museum zunächst einen Überblick über die Pfahlbauzeit im Zeitraffer. Drei Gänge des Museumsbaus sind aber für Themenschwerpunkte reserviert. Hier geht es inhaltlich in die Tiefe, können die Besucher mehr über Bereiche wie etwa Fischfang, Religion und Kult, Ernährung, Mobilität oder Bekleidung erfahren. „So können wir auch bei Führungen Schwerpunkte setzen“, sagt Baumeister und verweist auf ein neues museumspädagogisches Begleitprogramm in diesem Jahr. Außerdem stellen Teile der Ausstellung eine Verbindung zu den Repliken her, die im Freigelände zu entdecken sind. Einige der Schwerpunkte hat der Museumsleiter bereits in einer Sonderausstellung aufgegriffen. So erhält etwa die Geschichte der beiden vor 3000 Jahren getöteten Kinder, die 2009 unter dem Titel „Mord im Moor“aufbereitet wurde, einen größeren Raum.
Schätze des Federsees
Nicht aus Sensationslust, sondern weil die Funde damals für die Schau detailliert analysiert und wissenschaftlich ausgewertet wurden. Die beiden Mordopfer, erklärt Baumeister, stünden damit auch „stellvertretend für die Menschen dieser Zeit“. Insgesamt wird die neue Dauerausstellung wohl rund 1000 Exponate umfassen. Ein Fünftel davon machen neue Artefakte aus, die das Land für die Große Landesausstellung (GLA) restaurieren ließ.
Darunter finden sich etwa ein Miniaturrad, Arbeitsgeräte und verblüffend gut erhaltene Textilien, die „wirklich Schätze des Federsees sind“, findet der Archäologe: „Das sind die einzigen Textilien, die wir überhaupt aus dieser Zeit haben.“Ebenfalls eine archäologische Sensation: die Kappeler Radfunde, mit Bronze beschlagene Räder. Damit schlage die Ausstellung einen Bogen von den allerältesten Transportmitteln, den sogenannten Schleifen, über die frühen Räder, die durch die Funde aus Olzreute präsentiert werden, bis zu den Rädern der Bronzezeit.
Nicht nur bei diesen Funden könne das Federseemuseum von der Großen Landesausstellung profitieren, so Baumeister: „Wir haben auch einige sehr schöne Modelle, etwa ein Siedlungsmodell der Torwiesen, die im Haus bleiben.“Zum Inventar des Museums gehören auch die dringend benötigten, klimatisierten Vitrinen und neue Leuchtkörper, die für die GLA unter anderem mit Mitteln des Landkreises angeschafft wurden.
Dennoch bedauert Baumeister, dass für die Neukonzeption der Ausstellung weitere Fördermittel ausgeblieben sind (SZ berichtete). Bei der Form der Präsentation und auch bei der Didaktik habe man deshalb Abstriche machen müssen. Nichtsdestotrotz kann Baumeister mittlerweile sagen: „Für diese Ausstellung muss man sich nicht schämen. Das Konzept hat sich auch mit den Sparmaßnahmen nicht geändert.“ Das
hat täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Fester Bestandteil des Programms ist jeden Samstag, Sonn- und Feiertag von 13.30 bis 16.30 Uhr Einbaumfahren auf dem Museumsteich und Speerschleudern wie Jäger der Eiszeit. An Sonn- und Feiertagen wird außerdem zur gleichen Uhrzeit Brot am Lagerfeuer gebacken.