Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kein Honeyball in Wolfsburg

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

123 Jahre alt wird der Frauenfußb­all dieses Jahr. 1894 wurde in London das erste Team gegründet, die British Ladies, von einer Dame, die einen derart lautmaleri­schen Namen besaß wie sonst nur Sekretärin­nen von James Bond. Nettie Honeyball hieß die Gutste, bestimmt spielte sie wundervoll zärt- und tödliche Honigpässe. Der DFB hat den Frauenfußb­all noch 1955 für verboten erklärt, Grund: „Im Kampf um den Ball verschwind­et die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerli­ch Schaden und das Zurschaust­ellen des Körpers verletzt Schicklich­keit und Anstand.“

Die Zeiten haben sich geändert. Im Urlaubsdom­izil Wolfsburg etwa sind die Fußballeri­nnen derzeit alle Anmut und der ganze Stolz. Während die werkseigen­en Männer vor sich hinrumpeln, können die Werksdamen heute im Pokalfinal­e in Köln das Double perfekt machen. In der Liga sind sie längst Meister, vor dem FC Bayern, klar. Die Party in und vor dem Rathaus aber hat man den Wolfsburge­rinnen nun verboten. Nicht, weil die Stadtväter oder VW Angst hätten, der weibliche VfL würde dort Strickmust­er aus der Brigitte austausche­n, pausenlos Erdbeerkuc­hen backen oder BauchBeine-Po-Übungen machen und durch das Zurschaust­ellen der Körper alle möglichen Schicklich­keiten verletzen. Nein: allein wegen der Männer. Während Stadt, Fans und Team sich schon auf die große Prosecco-Party freuten, legte die VfL-Führung ihr Veto ein. Es gäbe keinen Grund zu feiern, wenn die Männer um den Abstieg kämpften. Die Frauen erfuhren übrigens aus den Medien davon, sie sind sauer und enttäuscht. Keine Frage: In Sachen Emanzipati­on fehlen noch acht, neun Doppelpäss­e bis zum Ausgleich. (zak)

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FOTO: DPA Ob sie sich für die Wolfsburge­rinnen einsetzt? Helene Fischer singt heute beim Pokalfinal­e der Männer.

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