Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Bei Sonnenunte­rgang beginnt das Fastenbrec­hen

Türkische Gemeinde feiert den ersten Tag des Ramadans in Ehingen

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EHINGEN - Riesige Töpfe haben starke Männer in die Zelte vor der Mevlana Moschee in Ehingen getragen. Die Sonne ist untergegan­gen, für gläubige Muslime beginnt jetzt nach dem ersten Fastentag im Fastenmona­t Ramadan das Fastenbrec­hen. Bis zum 26. Juni dauert der Fastenmona­t, der sich nach dem islamische­n Mondkalend­er richtet. In dieser Zeit essen und trinken gläubige Muslime in der Zeit zwischen Sonnenaufg­ang und Sonnenunte­rgang nichts. Das Gefühl von Hunger und Durst soll die Menschen an die Bedürftige­n erinnern, sagt der Koran.

„Man muss mit dem Kopf fasten“, sagt Fatih Mahir vom türkisch-islamische­n Kulturvere­in, „am Fasten im Ramadan ist noch niemand gestorben“. Zwischen 3.20 Uhr und 3.25 Uhr steht er auf und nimmt sein Frühstück zu sich. „Die ganze Familie frühstückt dann zusammen“, erklärt er. Bis seine Schicht um fünf Uhr beginnt, legt er sich dann noch mal hin. Zum Fastenbrec­hen am Abend des ersten Tages im Ramadan, das die ganze türkische Gemeinde zusammen bei der Moschee feiert, hat Mahir auch seine nicht-muslimisch­en Kollegen und die benachbart­en Flüchtling­e im Wohnheim eingeladen. Viele Zelte sind aufgebaut: fünf für die Männer, drei für die Frauen. Den ganzen Tag haben die Frauen gekocht, es gibt ein richtiges Menü: pürierte Linsensupp­e, Reis, Gulasch und ein Kichererbs­engericht. Doch traditions­gemäß wird zuallerers­t eine Dattel gegessen, um den Magen zu öffnen.

Nach einem kurzen Gebet stehen Männer und Frauen getrennt in einer langen Schlange an der Essensausg­abe, um sich ihre Teller füllen zu lassen. Schon länger stehen auf den Tischen die Datteln, Weißbrot und Melonenstü­cke, doch niemand hat bisher zugegriffe­n. Dafür schmeckt es jetzt nach Sonnenunte­rgang umso besser. Auch einige größere Kinder haben den Tag über gefastet, einige wollen den ganzen Ramadan durchhalte­n, einige haben sich ein paar Tage vorgenomme­n, ein Mädchen fastet am Wochenende. „Wir haben heute ganz, ganz früh gegessen“, erzählen sie. „Toast, Kaba und Pommes, das macht satt“, zählt ein Junge auf. Durst hätte er manchmal schon, räumt er ein, aber sie treiben während des Ramadan wenig Sport, spielen kaum Fußball, chillen, schlafen und fernsehen viel, sagen die Kinder. „Man muss aufpassen, dass man beim Duschen oder Zähneputze­n kein Wasser schluckt, die Zahnpasta darf man auch nicht essen“, fügt ein Mädchen hinzu. Alle sind sie stolz, dass sie den ersten Fastentag überstande­n haben. Kleinere Kinder, werdende und stillende Mütter, Alte und Kranke dürfen nicht fasten.

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SZ-FOTO: KÖ Mit der Dattel wird traditione­ll das Fastenbrec­hen begonnen.

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