Einfach nicht getroffen
Weil Max Hartung ein 40:27 nicht nutzt, wird Deutschlands Säbelteam nur Neunter
LEIPZIG (SID/dpa) - Max Hartungs persönliches Fecht-Waterloo ließ die deutschen Säbel-Asse bei der WM in Leipzig abstürzen. „Das war die Hölle für uns“, kommentierte Sportdirektor Sven Ressel den Blackout des EinzelEuropameisters. „Das hat sehr weh getan“, gestand Bundestrainer Vilmos Szabo. Hartung selbst konnte sich das Geschehen kaum erklären: „Nicht so richtig. Ich habe nicht einmal Schiss bekommen, ich habe einfach nicht getroffen. Irgendwie kam und kam der Treffer nicht.“
Viel besser lief es am Montag für die Tauberbischofsheimer Florettfechterinnen Carolin Golubytskyi, Eva Hampel, Leonie Ebert und Anne Sauer. „Die Mädels machen das super. Das war beeindruckend“, sagte Ressel zum Auftritt des Quartetts. Der EMDritte zog mit 45:22 gegen Hongkong und 45:40 gegen den Olympiavierten Frankreich in das Halbfinale ein. Dort war Olympiasieger Italien beim 34:45 zu stark. Gegen Russland als TeamWeltmeister von 2016 gab es im Kampf um Bronze ein 29:45. Platz vier also.
Im denkwürdigen Achtelfinale gegen Frankreich übernahm Hartung eine 40:27-Führung, focht gegen Vincent Anstett. „Das Ding war meines Erachtens durch. Dann kam das ominöse letzte Gefecht“, bemerkte Ressel. Und als es nach Hartungs 4:18-Serie 44:45 stand, fiel der 27-Jährige entnervt-entsetzt auf den Hosenboden.
Er musste von seinen Dormagener Teamkollegen Matyas Szabo, Benedikt Wagner und Richard Hübers hochgezogen und getröstet werden. Fassungslos schlug Hartung die rechte Hand vors Gesicht, schien den Tränen nah. Und Szabo trat im Frust so wuchtig gegen eine Bande, dass sie sich aus ihrer Verankerung löste. „Das ist brutal für ihn – aber kein Vorwurf an Max“, bilanzierte Ressel nach den Trostrundensiegen mit 45:32 gegen Kanada, 45:33 gegen Weißrussland und 45:28 gegen die Ukraine. Das bedeutete für den Weltmeister von 2014 und Europameister von 2015 Platz neun. Ressel: „Max und die Mannschaft stehen wieder auf.“
Bundestrainer Szabo hatte das Unnormale kommen sehen. Immer wieder brüllte er Hartung Tipps zu, forderte seinen Besten dazu auf, das drohende Unheil doch bitte noch abzuwenden. Es half alles nichts. „Da kannst du nichts machen“, sagte Szabo. „Außer ein Bier zu trinken.“