Kreis findet Betreiber für das Backbone-Netz
Ellwanger Firma Netcom BW betreibt Glasfaseranschlüsse im Alb-Donau-Kreis - Zuschüsse vom Land
ULM - Die Firma Netcom BW aus Ellwangen wird das landkreisweite Backbone-Netz im Alb-Donau-Kreis und die Glasfaseranschlüsse betreiben. Übertragungsraten von 200 Mbit/s sollen auch im ländlichen Raum möglich werden. Das hat Landrat Heiner Scheffold am Mittwoch mitgeteilt.
Backbones sind Kernbereiche eines Netzwerks, die kleinere Teilnetze verbinden, im Alb-Donau-Kreis sind es 54 Städte und Gemeinden mit 99 Projekten und 480 Kilometer Datenleitungen. Im Jahr 2019, spätestens 2020, soll das Netz in Betrieb sein.
Für den Ausbau des Backbones in 17 Städten und Gemeinden übergab Innenminister Thomas Strobl (CDU) am Mittwoch in Ulm einen Förderbescheid über drei Millionen Euro. Die restlichen Kommunen, soweit sie noch kein Geld vom Land erhalten haben, werden bis zum Herbst die Förderbescheide erhalten, sagte Scheffold: „Jetzt kann gebaut werden.“
Guter Tag für den Landrat
Für Heiner Scheffold, der seit dem 1. Oktober als Landrat tätig ist, ist dieser Mittwoch ein guter Tag. „Die Sonne geht über dem Alb-DonauKreis auf“, scherzt der Innenminister trotz des Regenwetters. Und Scheffold ergänzt: „Was die Digitalisierungs-Strategie angeht, jetzt sind wir weit mit vorne“, resümiert der ansonsten eher zurückhaltend auftretende Landrat. Freilich werde es noch 15 bis 20 Jahre dauern, bis jeder Haushalt mit Glasfasertechnologie erreicht werde.
Scheffold hofft, dass möglichst alle Anlieger nun von der Möglichkeit Gebrauch machen und sich einen Hausanschluss legen lassen. Sein Fazit: „Das ist eine echte Investition in die Zukunft. Dafür haben wir alle hart gearbeitet.“
Mit dem Netzbetreiber hat der Kommunale Verbund Komm.Pakt.Net mit seinen über 200 Kommunen in acht Landkreisen für den Alb-Donau-Kreis einen starken Partner gefunden: Anteilseigner der Netcom BW sind die EnBW, die Oberschwäbischen Elektrizitätswerke und die Netze BW.
Mit dem unternehmenseigenen Daten- und Sprachnetz per Lichtwellenleiter von rund 10 000 Kilometern und zusätzlich mehreren tausend Kilometern Kupferfernmeldekabel ist Netcom BW nach eigenen Angaben einer der führenden Anbieter in Südwestdeutschland. Die Firma ist Netzbetreiber in 250 Städten und Gemeinden. „Netcom BW bietet für den Endkunden sehr gute Konditionen zu absolut marktüblichen Preisen“, sagt Scheffold, der auch Verwaltungsratsvorsitzender bei Komm.Pakt.Net ist: „Damit haben Unternehmen, Bürgerinnen und Bürger nun Sicherheit bei den Hausanschlüssen.“
Innenminister Strobl, der für das Thema zuständig ist, sagt, mit der Strategie wolle die Landesregierung die Chancen der Digitalisierung für die Menschen nutzen.
„Technik und Digitalisierung können uns Wohlstand und Bequemlichkeit bringen.“Das sei schon eine ganze Menge. „Sinn und Liebe bringen sie uns nicht.“Deshalb sei die Digitalisierung kein Selbstzweck, sagte Strobl. „Der Mensch steht im Mittelpunkt.“
Die Landesregierung hofft zum Beispiel, mit einer digitalen Verkehrssteuerung Staus und Luftverschmutzung reduzieren zu können. Das Thema autonomes Fahren will sie auch im Bereich öffentlicher Busse und Bahnen testen lassen – etwa mit autonomen Kleinbussen, die den Bürger möglicherweise direkt vor der eigenen Haustür abholen.
Das Land hat bereits das Fernbehandlungsverbot gelockert, um Telemedizin zu ermöglichen. Auch will es kleine und mittelständische Unternehmen darin begleiten, ihre Geschäftsmodelle zu digitalisieren.
Für die Digitalisierungsstrategie, die sich über alle Ressorts zieht, gibt es im Doppelhaushalt 2017/17 325 Millionen Euro.