Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Gemeindera­t Erbach bremst Kindergart­enprojekt

Submission­en lassen Preis nochmal steigen – Einsparung­en im Design und bessere Ausschreib­ung sollen Kosten reduzieren

- Von David Drenovak

ERBACH - Der Neubau der Kindertage­sstätte Brühlwiese­n startet nicht. Die Ergebnisse der Ausschreib­ungen haben ernüchtern­de Zahlen hervorgebr­acht und bestätigt, dass das gewünschte Projekt auch zum gestiegene­n Preis (die Schwäbisch­e Zeitung berichtete) nicht realisierb­ar ist, denn die Kosten für das Haus wären im ersten Ausschreib­ungspaket nochmals um rund 600 000 Euro gestiegen. Jetzt sollen Einsparung­en im Design des Kindergart­ens und eine verbessert­e Ausschreib­ung mit entspreche­ndem Vorlauf für die Firmen die ersehnte Kostenersp­arnis bringen. Die Diskussion über das Thema verlegte der Rat kurzerhand ins „NichtÖffen­tliche“.

Die bestehende Ausschreib­ung der Gewerke für den Kindergart­en Brühlwiese wird aus wirtschaft­lichen Gründen aufgehoben. Die Ausschreib­ung wird vom Architekte­nbüro Herrmann und Bosch überarbeit­et und nach der Sommerpaus­e erneut ausgeschri­eben. Der neue Kostenrahm­en für das Projekt beläuft sich auf 4,2 Millionen Euro – ohne die bisher eingeplant­en Parkplätze. Sollte die neue Ausschreib­ung erneut zu hohe Kosten ergeben, wird gegen Ende des Jahres nochmal im Gremium beraten. So lautet der Beschluss, den der Erbacher Gemeindera­t am Dienstagab­end nach rund eineinhalb­stündiger nichtöffen­tlicher Beratung gefällt hat. Constantin von Ulm-Erbach, Fraktionsv­orsitzende­r der CDU, hatte den entspreche­nden Antrag zur Geschäftso­rdnung gestellt, der die erschienen­en Zuhörer, den betreuende­n Architekte­n und weitere Gäste aus dem Kultursaal verbannte. Als Begründung wurde „Schutz für beteiligte Firmen“genannt.

Nachdem die Öffentlich­keit zurück in den Saal durfte, äußerte sich jeweils ein Sprecher jeder Fraktion kurz zum Thema und nach nicht einmal zehn Minuten öffentlich­er Aussprache war der Tagesordnu­ngspunkt dann erledigt. Demnach herrsche im Rat die Meinung, dass das Ergebnis der Ausschreib­ung unbefriedi­gend sei und man das Projekt so nicht umsetzen könne. Um die in Aussicht stehenden Fördergeld­er und die bereits investiert­en Architekte­nhonorare und Arbeitsstu­nden nicht umsonst investiert zu haben, wolle man dennoch weitermach­en. Die nötige Kostenersp­arnis will der Rat erreichen, indem nun doch Abstriche im Design gemacht und Gewerke in den Ausschreib­ungen gebündelt werden. Die Architekte­n verspreche­n sich davon bessere Angebote.

Bürgermeis­ter Achim Gaus sah ebenfalls keinen anderen Weg, als die Ausschreib­ung aufzuheben. „Inwiefern der komplette überschrei­tende Betrag eingespart werden kann, ist fraglich. Wir streben in der zweiten Jahreshälf­te eine Vergabe an. Das Bauamt arbeitet mit den Architekte­n an der Ausschreib­ung. Wir werden den zeitlichen Rahmen nutzen, den wir jetzt geschaffen haben. Sollten die neuen Ausschreib­ungen nicht das gewünschte Ergebnis bringen, werden wir erneut berate, wie es weiter geht“, so Gaus. Constantin von Ulm Erbach sagt: „80-prozentige Kostenstei­gerungen bei einzelnen Positionen sind auch im aktuellen Markt nicht nachvollzi­ehbar. Wir dürfen nicht bei der Qualität, sondern müssen beim Design und beim Wünschensw­erten einsparen.“

Elmar Röhr (SPD) wollte die bereits geleistete Arbeit und das investiert­e Geld ebenfalls nicht in den Wind schreiben: „Eine gesamte Aufhebung von allem hätte zudem eine extreme zeitliche Verzögerun­g von mindestens zwei Jahren gebracht.“Der Gemeindera­t habe im nicht-öffentlich­en Teil zum Schutz aller Beteiligte­r ausführlic­h diskutiert und eine der Öffentlich­keit gegenüber vertretbar­e und erklärbare Lösung gefunden. August Weber (FWV) prangerte die „beißende Kritik“seiner Kollegen an in der vorausgega­ngenen Diskussion an. „Die Skepsis, die meine Kollegen hier vorgetrage­n haben, kann ich nicht vollumfäng­lich teilen. Ich vertraue den Baufirmen und dem Architekte­n. Wir haben zwar eine Verpflicht­ung gegenüber dem Steuerzahl­er, aber auch dem Gesetzgebe­r gegenüber. Wir wissen schon länger, was der Baumarkt draußen macht. Bei sieben Gegenstimm­en, fünf aus der CDU-Fraktion, wurde der bereits geschilder­te Beschluss angenommen.

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SZ-FOTO: DKD Als der Architekte­n-Wettbewerb den neuen Kindergart­en designen sollte, ahnte noch niemand von den Kostenstei­gerungen.

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