Auf dem Weg zum Traditionsverein
Es ist wahrlich ein leidiges Thema für den Fußballfreund. Akzeptiert man Emporkömmlingsvereine, die von einem Konzern, Mäzen oder Investor abhängen, oder nicht? Manche übertreiben es mit dem Hass, nehmen kein Aspirin mehr, fahren nicht mehr VW oder trinken seltsame Red-Bull-Konkurrenzprodukte, die gar nicht mehr nach Gummibärchen schmecken. So weit zu gehen, ist natürlich grenzwertig. Nachvollziehbarer ist, sich über die fehlende Tradition derartiger Vereine zu echauffieren. Diesen Vorwurf zu entkräften, ist offenkundig das vorrangige Ziel von Red Bull Salzburg. Österreichs Pendant zu RB Leipzig, dem deutschen Bundesligisten aus der Dose, arbeitet daran, eine ureigene Tradition zu begründen.
Konkret heißt das: Der Club, 2005 vom Brause-Milliardär Didi Mateschitz übernommen, ist zum zehnten Mal in Folge daran gescheitert, die Hauptrunde der Champions League zu erreichen. Diesmal hieß der Gegner immerhin HJK Rijeka. In den Vorjahren sind die Bullen schon gegen Vereine wie F91 Düdelingen aus Luxemburg oder Maccabi Haifa rausgeflogen. Irgendwie haben sie das Sprüchlein „Red Bull verleiht Flügel“falsch verstanden.
Da ist Schadenfreude erlaubt. Die Anhänger von Österreichs Rekordmeister Rapid Wien stellten bei Facebook umgehend eine alte, aber Jahr um Jahr erneut aktuelle Choreografie aus ihrer Fankurve online. Auf dem Plakat steht: „Herst Didi, sieh’s endlich ein: Das Universum ist stärker als eure Energy, in die Champions League schafft ihr es nie! Sch... Red Bull.“Ein simpler Reim mit unflätigem Schluss, aber lustig. (jos)