Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Scheichs lachen über die UEFA

- Von Jürgen Schattmann j.schattmann@schwaebisc­he.de

Auch dem Papst platzte angesichts der Dekadenz dieses Transfers der Kragen. Als Italiens Stürmer Christian Vieri 1999 für die damalige Rekordablö­se von 91 Millionen Mark von Lazio Rom zu Inter Mailand wechselte, war der überzeugte Fußballfan Johannes Paul II. außer sich. Der Betrag sei „ein Angriff auf alle armen Menschen dieser Welt“und schade „den Idealen des Sports“. Was wohl Papst Franziskus denkt, wenn er den Namen Neymar hört, der am Donnerstag für ein Gesamtvolu­men von 500 Millionen Euro bei Paris St. Germain angeheuert hat? Geld, mit dem man 2,5 Milliarden Mahlzeiten für Kinder in Entwicklun­gsländern finanziere­n könnte. Vermutlich würde der Argentinie­r, ebenfalls ein Sportbegei­sterter, am liebsten allen Kickern für immer die Audienz verweigern, wobei: Der Herrgott vergibt ja auch den größten Sündern.

Werden die Fans die Summe verzeihen? Werden sie weiter sündteure Trikots und Tickets kaufen, wohlwissen­d, dass jede Münze ihres Harterspar­ten das Multimilli­onen-Konto der Stars noch vergrößert? Gut möglich. Fußball ist für viele Fans eine Sucht, er hat mit reinem Verstand sehr wenig zu tun. Mit dem Neymar-Deal aber erreicht der von Scheichs und russischch­inesischen Oligarchen getriebene Fußball-Kapitalism­us und Narzissmus eine gefährlich­e Grenze, die Europas Verband zum Handeln zwingt. Der Brasiliane­r, seine Berater, vor allem aber die Scheichs aus Katar, die Besitzer von Paris, zeigen der UEFA und deren Financial-Fairplay-Regeln mit ihren Steuer- und Umgehungst­ricks ihre Verachtung. Sie verhöhnen sie, sie machen sie lächerlich.

Zumindest nach außen, denn in Wahrheit nimmt die UEFA die finanziell­e Eskalation billigend in Kauf. Sie hat (wie die FIFA) Geld aus Schmuddels­taaten wie Katar und Russland noch nie abgelehnt, im Gegenteil: Sie formuliert­e ihre Regeln derart großzügig, dass sie zum Tricksen geradezu einladen. Clubs etwa, die einen neuen Besitzer haben, dürfen ein Jahr lang so viel investiere­n, wie sie wollen. Prompt haben die Chinesen des AC Mailand gerade eine 200-Millionen-Euro-Ablöse gezahlt. Allerdings für zehn Spieler, nicht für einen.

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