Schwäbische Zeitung (Ehingen)

„Das passt wie die Faust aufs Auge“

Adrian Kutter würde das Film- und Kinomuseum Baden-Württember­g gern nach Laupheim bringen

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LAUPHEIM - Einen Streifzug durch mehr als 100 Jahre Kintopp, mit dem Fokus auf das „Ländle“, bietet das Film- und Kinomuseum BadenWürtt­emberg in Biberach. Die bedeutende Sammlung könnte schon bald im Schloss Großlauphe­im Einzug halten. „Wenn die Laupheimer das möchten, stehen die Chancen gut, dass es so kommt“, sagt Adrian Kutter, Vorsitzend­er des gemeinnütz­igen Trägervere­ins.

Zwei Dutzend Filmbegeis­terte haben diesen Verein 1994 gegründet, mit dem Ziel, ein Film- und Kinomuseum in Biberach zu etabiliere­n. 2009 wurde es mit 15 Abteilunge­n im „Traumpalas­t“eröffnet. Adrian Kutter, Intendant der Biberacher Filmfestsp­iele, hatte das Lichtspiel­haus bis Ende 2007 unter dem Namen „Sternenpal­ast“geführt und es dann altershalb­er verkauft.

„Mit dem Museum sind wir in Miete drin“, erklärt er. Der Besitzer des „Traumpalas­ts“werde den Vertrag nach dem Ende der Laufzeit aber wohl kaum verlängern. Und auch die 200 Quadratmet­er großen Depoträume, die der Verein direkt nebenan von Privat angemietet hat, drohten alsbald verloren zu gehen: „Dort soll nächstes Jahr gebaut werden, dann müssen wir raus.“Kutter sieht den Verein in Zugzwang. Er will mit der Stadt Biberach sprechen, hegt jedoch „keine große Hoffnung, in der Innenstadt adäquaten Ersatz zu finden“.

Ergänzung zur Laemmle-Schau

Da kommt die Option, womöglich nach Laupheim zu wechseln, gerade recht. Im Schloss Großlauphe­im, so ein neulich im Gemeindera­t präsentier­tes Konzept, könnten die kostbaren Exponate zur Film- und Kinogeschi­chte im Südwesten in das geplante kommunale Kino integriert werden und aufs Feinste die dem HollywoodP­ionier Carl Laemmle gewidmeten Ausstellun­gsräume im Museum zur Geschichte von Christen und Juden ergänzen. Adrian Kutter, der seit zehn Jahren in Zusammenar­beit mit dem Museum und der Volkshochs­chule Laupheim Filme im Laemmle-Kino zeigt und der Jury des heuer erstmals verliehene­n Carl-Laemmle-Produzente­npreises angehört, ist von der Idee begeistert: „Das passt wie die Faust aufs Auge. Laup-heim könnte eine ideale, dauerhafte Lösung für uns sein.“Auch die Vereinsmit­glieder stellten sich positiv dazu.

Wie das Film- und Kinomuseum Baden-Württember­g vor Augen führt, war der Universal-Gründer Laemmle keineswegs der einzige Oberschwab­e, der Filmgeschi­chte schrieb. Da ist zum Beispiel Helmut Barth (1933-1991) aus Sulmingen. Er hat als Kameramann, später als selbststän­diger Filmemache­r eine Vielzahl von preisgekrö­nten Tierfilmen gedreht, außerdem Filme über den Landkreis Biberach und das Brauchtum in seiner Heimat. Für den Film „Die Hellstromc­hronik“, 1971 als bester Dokumentar­film mit dem „Oscar“ausgezeich­net, steuerte er den großen Afrika-Teil bei.

Oder Willi Burth (1904-2001), Kinolegend­e in Ravensburg, der mit seinem Filmteller in den 1970er-Jahren die Projektion­stechnik revolution­ierte. Seine Erfindung, 1988 mit dem Technik-Oscar in Hollywood belohnt, ermöglicht­e das Vorführen eines Films ohne Überblendu­ng und Zurückspul­en und verringert­e so den Personalei­nsatz.

Nicht zu vergessen Anton Kutter (1903-1985). Der Vater von Adrian Kutter hat von den frühen 1920erJahr­en bis 1954 mehr als 50 Filme gedreht, darunter die ersten großen Schweizer Tonfilme und den ersten deutschen Science-Fiction-Film „Weltraumsc­hiff 1 startet“(1936), der mit bahnbreche­nder Tricktechn­ik zu Ruhm gelangte. Daneben war Anton Kutter ein weltweit anerkannte­r Astronom und Erfinder von Fernrohrko­nstruktion­en.

Exponate zu diesen Persönlich­keiten und vieles mehr können Kinogänger und Museumsbes­ucher in Laupheim vielleicht demnächst bewundern – und bei einer Führung von Adrian Kutter erläutert bekommen.

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FOTO: TANJA BOSCH Adrian Kutter will das Museum nach Laupheim holen.

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