Der Beginn des Umbruchs
Handball, Sparkassen-Cup: Dreimaliger Turniersieger Veszprém ist zum 20. Mal in Ehingen
EHINGEN - Häufiger als der ungarische Meister Veszprém hat kein anderer Verein beim internationalen Handballturnier in Ehingen mitgespielt. Die Teilnahme am Sparkassen-Cup 2017 ist der 20. Auftritt in der Längenfeldhalle. Lange hatte es bis zum ersten Turniersieg gedauert, ehe den Ungarn von 2013 bis 2015 der Hattrick gelang. Auch beim Cup 2017 am 12./13. August zählt die Mannschaft von Telekom Veszprém, die seit Jahren zur eurpäischen Spitze zählt, zu den Favoriten.
Im vergangenen Jahr legte Veszprém nach elf Cup-Teilnahmen in Serie wegen der Olympischen Spiele eine Pause ein, nun ist man wieder dabei – mit verändertem Namen, nachdem die Telekom die MKB-Bank und den Energieversorger MVM als Hauptsponsor abgelöst hatte. Das Ziel des 25-maligen ungarischen Meisters bleibt aber gleich: Ehingen ist für Veszprém Teil der Vorbereitung auf die kommende Saison, in der der Verein wieder viel vorhat. Vor allem wollen die Ungarn endlich die Champions League gewinnen – von 2015 bis 2017 erreichten sie stets das Final Four, zum großen Triumph hat es für Veszprém aber noch nicht gereicht. Zweimal war der Verein Zweiter (2015, 2016), einmal Dritter (2017).
Umworbener Trainer
„Es freut mich riesig, dass Veszprém wieder dabei ist. Die Mannschaft gehört zu den Top drei in Europa und hat Barcelona und Kiel den Rang abgelaufen“, sagt Andreas Wax, Sportlicher Leiter des Ehinger Vereins zur Förderung des Handballsports (EVFH). Die Vorfreude beim Turnierveranstalter richtet sich besonders auch auf den neuen Trainer des ungarischen Meisters: den in Deutschland bestens bekannten Ljubomir Vranjes. Der Schwede verließ nach sieben Jahren die SG Flensburg-Handewitt, mit der er 2014 die Champions League gewann. Den wichtigsten Vereinstitel Europas nun mit Veszprém zu holen, dürfte eine wesentliche Aufgabe für Vranjes sein. „Einen der umworbensten Trainer Europas zu bekommen, davon erwartet man sich sicher einen weiteren Schub“, sagt Wax.
Vrjanes begründete seinen Wechsel nach Ungarn nicht nur mit der reizvollen neuen Herausforderung, sondern auch mit „familiären Gründen“, wie er dem NDR sagte. „Ich werde mehr Zeit für meine Familie haben. Nach meiner Einschätzung werde ich mit Veszprém 26 Pflichtspiele weniger haben als mit der SG. Zudem sind die Auswärtstouren in Ungarn wesentlich kürzer.“Dass er außerdem die ungarische Nationalmannschaft betreut, ändert daran aus seiner Sicht nichts. „ Da reden wir vielleicht über acht bis zwölf Spiele im Jahr. Und bei den letzten Welt- und Europameisterschaften war ich ohnehin stets vor Ort.“
Mit Veszprém wird Vranjes in der Saison 2017/18 auf jeden Fall weniger Spiele bestreiten. Der Verein verzichtet auf die Seha-Liga, einem lukrativen Wettbewerb mit Top-Teams aus Ostund Südosteuropa. Mit Seha-Liga, Champions League und der ungarischen Liga sei man in der vergangenen Saison auf insgesamt 70 Spiele gekommen, teilte der Verein zur Begründung mit. Deshalb hätten „nach langen Diskussionen“das Management und der neue Trainerstab entschieden, dass man das Team in der Saison 2017/18 nicht wieder einem derartigen Druck aussetzen wolle und daher nicht an der Seha-Liga teilnehmen werde.
Auf Ljubomir Vranjres, der als Vereinsund Nationaltrainer auf den Spanier Javier Sabaté folgt, wartet in Veszprém eine weitere Aufgabe: „Die Mannschaft steht vor dem Umbruch, Vranjes soll das machen“, sagt Andreas Wax. Eingeleitet wird der Umbruch schon jetzt: Nach der vergangenen Saison hörten Gergö Iváncsik (35) und Péter Gulyás (33) auf, José María „Chema“Rodríguez (37) wechselt nach Frankreich zu Saran HB. Weitere prägende Spieler werden in den nächsten Jahren folgen, László Nagy (36), Momir Ilic (35) und Timuzsin Schuch (32) sind ebenfalls über 30 Jahre alt.
Mahé und Strlek kommen 2018
Jüngere kommen dazu. Verpflichtet hat Veszprém in diesem Sommer unter anderem Dejan Manaskov (24) vom deutschen Meister Rhein-Neckar Löwen, Kent Robin Tönnesen (26) von den Füchsen Berlin und William Accambray (29) von Paris Saint-Germain, 2018 – das steht bereits fest – werden Kentin Mahé (26) von Flensburg-Handewitt und Manuel Strlek (28) aus Kielce folgen. Sie sind alle keine unerfahrenen Profis, aber sie werden das Durchschnittsalter beim ungarischen Meister senken.
Auch mit der teils veränderten Besetzung ist mit Telekom Veszprém in Ehingen zu rechnen. Andreas Wax zählt die Ungarn zu den Turnierfavoriten. „Wo die Mannschaft von Veszprém antritt, gewinnt sie.“Nur in der Champions League wartet der ungarische Spitzenklub noch auf den großen Wurf.
Beim Sparkassen-Cup ìst der Satz von Wax hingegen seit 2012 nicht widerlegt worden. Seither ist Veszprém in der Längenfeldhalle ungeschlagen.