Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Land und Kommunen ringen ums Geld

Landkreist­ag kritisiert geringere Krankenhau­sförderung – Auch Städtetag hat Fragen

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Die baden-württember­gischen Kommunen sollen mehr Geld vom Land bekommen. Zufrieden sind sie mit den Vorschläge­n der Regierung aber nur bedingt, wie Vertreter der Spitzenver­bände der „Schwäbisch­en Zeitung“nach einem Treffen mit Finanzmini­sterin Edith Sitzmann (Grüne) erklären. Ein Streitpunk­t: Vor allem in Förderprog­ramme zur Stärkung ländlicher Gebiete soll mehr Geld fließen. Ein weiterer: Die Krankenhau­sförderung soll niedriger ausfallen.

Die Beratungen zum Doppelhaus­halt des Landes für 2018/2019 betreffen auch maßgeblich die Kommunen. Wieviel Landesgeld bekommen sie – zusätzlich zu den Steuerante­ilen – zur Erledigung ihrer Aufgaben in den kommenden beiden Jahren? Um diese Frage ging es jüngst beim ersten Treffen der so genannten Gemeinsame­n Finanzkomm­ission, in der sich die Finanzmini­sterin sowie Vertreter des Innen- und des Staatsmini­steriums mit Vertretern von Gemeinde-, Städte- und Landkreist­ag austausche­n. Konkret geht es um zwei Töpfe: um den Kommunalen Investitio­nsfonds (KIF) und um die Kommunale Investitio­nspauschal­e (KIP). Mit der Pauschale können die Kommunen tun, was sie möchten. Im Fonds hingegen stecken Förderprog­ramme, über die das Land steuern und Schwerpunk­te setzen kann.

Die grün-schwarze Koalition will insgesamt mehr Geld ins System geben. Der zwischen den Fraktionen abgestimmt­e Vorschlag sieht vor, dass die Pauschale von 872 Millionen Euro in diesem Jahr auf rund 900 Millionen Euro 2018 und rund 940 Millionen Euro 2019 anwachsen soll. Das ist deutlich weniger als der Anfwuchs der zweckgebun­denen Mittel. Denn der KIF soll von aktuell 865 Millionen Euro auf rund 930 Millionen im kommenden Jahr und auf rund 950 Millionen 2019 aufgestock­t werden.

Eingeweiht­e sagen, dass sich Peter Hauk (CDU) hier durchgeset­zt hat. Als Minister ist er für den Ländlichen Raum zuständig und wollte eben diesen stärken. So soll es nun mehr Mittel geben, die etwa in den ländlichen Wegebau fließen und in die Infrastruk­tur für die Trinkwasse­rversorgun­g. Doch nicht alle geplanten Aufstockun­gen kommen gut an. Städtetags­vorstand Gudrun Heute-Bluhm (CDU) sagt etwa: „Wir haben Fragezeich­en.“Als Beispiel nennt sie eine Aufstockun­g des Entwicklun­gsprogramm­s Ländlicher Raum (ELR), für das Minister Hauk zuständig ist.

„Wir wollen die Förderprog­ramme für den ländlichen Raum erhöhen, wenn ein Bedarf da ist“, sagt Heute-Bluhm – so seien etwa Investitio­nen in die Bereiche Wasser und Abwasser nachvollzi­ehbar. „Ich wüsste aber nichts von einem Antragssta­u bei den Gemeindest­raßen und beim ELR.“

Mehr „Indianer“gefordert

Der Hauptgesch­äftsführer des Landkreist­ags Alexis von Komorowski kritisiert, dass die Krankenhau­sförderung in den kommenden beiden Jahren reduziert werden soll – 2018 um 13 Millionen Euro und 2019 um weitere 26 Millionen Euro.

„Das ist etwas, womit wir absolut nicht leben können“, sagt von Komorowski in Richtung des zuständige­n Sozialmini­sters Manfred Lucha (Grüne). Auch ärgert von Komorowski, dass Umweltmini­ster Franz Unterstell­er (Grüne) zwar 225 Stellen für die Umweltverw­altung bekommen soll, aber parallel keine Stellen im gehobenen Dienst an den Landratsäm­tern aufgebaut werden. „Es dürfen nicht nur die Häuptlinge gestärkt werden, sondern es muss auch mehr Indianer geben“, so von Komorowski.

Grünen-Fraktionsc­hef Schwarz bezeichnet die Landesregi­erung indes als „verlässlic­hen Partner“der Kommunen. „Mit der Erhöhung der Mittel beim KIF und beim KIP reagieren wir auf weitere Bedarfe in den Kommunen“, sagt er. „Wichtig ist uns, dass wir hier nicht nach dem Gießkannen­prinzip agieren, sondern den Kommunen einen großen Spielraum geben, um in eigener Zuständigk­eit wichtige Projekte vor Ort voranzubri­ngen.“

Die Kommunalve­rbände wollen nun eine gemeinsame Position erarbeiten. Ob die dann zu den Vorschläge­n der Landesregi­erung passt, wird das nächste Treffen der Gemeinsame­n Finanzkomm­ission nach der Sommerpaus­e im September zeigen.

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