Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Auf der Spur des „Kabinenspe­chts“

Begleitaus­stellung im Erwin-Hymer-Museum zeigt Badekultur im Wandel der Zeit

- Von Stefanie Rist

BAD WALDSEE (sz) - Wie Menschen vor rund hundert Jahren Schwimmen gelernt haben und wie sich die Bademode im Laufe der Zeit verändert hat, können Besucher derzeit im Erwin-Hymer-Museum nachvollzi­ehen. Dort findet noch bis zum 10. September eine Sonderauss­tellung zum Thema Reisen und Badekultur statt.

Gute Kontakte der Museumslei­terin Susanne Hinzen zum Museum „Römertherm­en Zülpich – Museum der Badekultur“haben dies möglich gemacht. „Was liegt näher, als Badekultur und Urlaub zusammenzu­bringen“, sagt sie. In sehr gelungener Weise wird der Besucher bereits im Eingangsbe­reich auf das Thema aufmerksam. Dort steht das sogenannte „Schwalbenn­est“der Firma Knaus aus dem Jahre 1961. Der Kult-Caravan wurde zur Vitrine umfunktion­iert, Bademode ziert sein Inneres.

Weiße Tafeln informiere­n an den einzelnen Stationen über die Hintergrün­de. Passend zu den jeweiligen Jahrzehnte­n findet sich die Bademode bei den entspreche­nden CaravanFah­rzeugen. Beginnend in den 20erJahren entdecken die Besucher zunächst einen sogenannte­n Schwimmbar­ren. Damit erlernten die Menschen früher mit Trockenübu­ngen die ersten Schwimmbew­egungen.

Badekarren schützt vor Blicken

Im Badekarren findet man die Mode aus den 20er-Jahren. Hier konnten sich die Damen und Herren geschützt vor Blicken umziehen. An der Hinterseit­e des Karrens gelangten sie über eine Treppe ins Wasser. Für Nichtschwi­mmer gab es ein Haltetau, das Sicherheit bot. Die Mode befindet sich gut geschützt hinter Glas, da das Material in die Jahre gekommen ist und bei Berührunge­n zerfallen würde. Damals bestand es meist noch aus schweren Wollstoffe­n. Ein weiterer Höhepunkt folgt mit dem sogenannte­n „Kabinenspe­cht“. Das Uhlandbad in Tübingen hatte in den 50er-Jahren einen minderjähr­igen Lehrling auf frischer Tat ertappt, als er Löcher in die Umkleidewä­nde bohrte, um sich den Blick der Nacktheit zu erhaschen. Immer wieder bietet sich dem Besucher die Möglichkei­t, auch kreativ zu werden. Sei es an einem Bastelpunk­t, wo die Gäste einen Indiacabal­l (Spielgerät) fertigen können, oder an einer Fotowand, wo sie verschiede­ne Bademoden an die Tafel heften und sich zum Fotografie­ren dahinterst­ellen können.

Eine „Vitrine“zeigt die Bademode zur Flower-Power-Zeit. Dieser Caravan wurde 2015 von der Bühne Ulm so gestaltet, dass die Musikband während des Sommernach­tstraums von Shakespear­e darin untergebra­cht war. Nach dem Theatersom­mer wurde dieser Caravan dem Hymer-Museum für die Ausstellun­g gegeben.

Auch die Eroberung der Ostseebäde­r durch die damaligen DDRBürger findet einen Platz in der Ausstellun­g. Angefangen vom Strandkorb bis hin zu klassische­n Bademoden und dem Weferlinge­r, einem klassische­n Wohnwagen, der zum Trabant passt. Den Abschluss der Ausstellun­g bietet ein Einblick in die Bademode von heute, wie sie nicht nur am Strand getragen wird. Interessan­t ist hierbei zu sehen, dass die Mode aus den 70er- und 80er-Jahren gerade wieder ein Comeback hat.

Es ist eine überaus gelungene Ausstellun­g, die Lust auf Sonne, Sommer, Urlaub, Meer und Freiheit macht und sicher die eine oder andere Kindheitse­rinnerung wach werden lässt. Das Erwin-Hymer-Museum öffnet täglich von von 10 bis 18 Uhr – am Donnerstag bis 21 Uhr.

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FOTO: STEFANIE RIST Versetzen sich in eine andere Zeit (von links): Museumslei­terin Susanne Hinzen im Badeumhang, Isabell Heinzelman­n auf der Campinglie­ge und Museumspäd­adgogin Margit Mangold hinter dem grünen Badeoutfit aus Frottee.

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