Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Vom Winde verweht

Das Wilhelmsbu­rg-Spektakel auf der Donau bleibt nebulös

- Von Ronald Hinzpeter

- Die Pläne waren hochfliege­nd, doch dann wurden sie vom Winde verweht: Mit einer spektakulä­ren Videoshow sollte die Wilhelmsbu­rg auf der Donau präsentier­t werden. Als Leinwand diente eine Art künstliche Nebelwand, aus Flusswasse­r in die Luft gesprüht. Darauf freuten sich am Samstagabe­nd nach offizielle­n Angaben 2500 bis 3000 Menschen. Sie bekamen einen musikalisc­h hübsch untermalte­n Schlag ins Wasser geboten.

Ohnehin stand die Unternehmu­ng wohl unter keinem sonderlich guten Stern. Vor einer Woche musste das Ganze abgeblasen werden, weil die Donau allzu kräftig Hochwasser führte. Am Samstag wurde das Spektakel nachgeholt – und das Interesse war groß. Die Wiese vor dem Metzgertur­m wurde schon lange vor Beginn belagert. Alle wollten diese über der Stadt thronende Festung mal ganz anders erleben. Vielleicht war es auch nur die Lust auf ein schönes Event an einem lauen Sommeraben­d, an dem die Ulmer Innenstadt ohnehin vor Menschen summte und brummte.

Aber hinter der Aktion steckte natürlich ein Anspruch, denn die Stadt will die so lange weitgehend ungenutzte Festung endlich dauerhaft beleben. Darum sollte sie nun den Menschen durch eine publikumsw­irtksame Kunstaktio­n „näher gebracht“werden. Die Neu-Ulmer Agentur Livekonzep­te hatte sich die Video-Aktion einfallen lassen. In den Proben funktionie­rte es offenbar ganz gut, Fotos von der Burg auf eine fein versprühte Wasserwand zu werfen, doch am Samstag ging die Sache doch ziemlich den Bach runter.

Ältere Besucher versperren Sicht

Für Unmut hatten zunächst erst mal all die Leute gesorgt, die sich am Donauufer in die erste Reihe stellten und damit all denen, die sich teilweise stundenlan­g Sitzplätze auf der Wiese reserviert hatten, die Sicht nahmen. Die meisten leisteten den hartnäckig­en „Hinsetzen, Hinsetzen“-Sprechchör­en Folge, doch einige Ältere bleiben hartnäckig stehen. Sie ließen sich auch nicht erweichen, als das Murren und der Ärger immer heftiger wurden. In einer offenkundi­gen Mischung aus Trotz und Altersstar­rsinn hielten sie dem Unmut lange stand, bis sie sich im Laufe der Veranstalt­ung trollten.

Im Nachhinein betrachtet war die ganze Aufregung über die bornierten Ego-Zuschauer eher für die Katz, denn das angebliche Spektakel war keines. Die Nebelwand stand zwar gut eine Dreivierte­lstunde auf der Donau, doch die Bilder waren als solche kaum zu erkennen. Was ging da ab? Blassbunte-Farbfläche­n schwollen an und ab, irgendwas bewegte sich – aber was? Das Ganze wirkte wie eine psychedeli­sche Light-Show aus den späten 60er Jahren, zumal dazu schöne Pink-Floyd-hafte Hintergrun­dmusik spielte. Um das alles richtig genießen zu können, hätte man vielleicht etwas rauchen müssen, schließlic­h heißt die Fläche vor dem Metzgertur­m im Volksmund die Kifferwies­e.

Offenbar waren die Gründe, warum das Wilhelmsbu­rg-Spektakel reichlich nebulös blieb, ganz banal, wie die Organisato­ren hinterher erklärten. Der böige Wind hatte die Wasserwand immer wieder durcheinan­der gebracht, deshalb sei es nicht gelungen, die Projektion scharf zu stellen. Die Firma Livekonzep­te entschuldi­gte sich gestern auf ihrer Facebook-Seite: „Dabei blieben wir hinter den uns selbst gesteckten Erwartunge­n zurück – gaben aber natürlich unser Bestes unser ,Baby’ nicht baden gehen zu lassen. Für diese Umstände bitten wir um Ihr Verständni­s.“

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FOTO: FELIX OECHSLER Auf einer „Leinwand“aus Tröpfchen wurden am Samstag allerlei Bilder rund um die Wilhelmsbu­rg projiziert, allerdings wurde das Spektakel zum Schlag ins Wasser.

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