Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Doping fürs Gehirn

Christoph Reuter begeistert mit Kabarett

- Christoph Reuter.

NEU-ULM (flx) - Christoph Reuter ist auf geradezu unheimlich­e Weise mit Begabungen gesegnet: Er spielt ausgezeich­net Klavier, ist ein fabelhafte­r Improvisat­or und kann auch Kabarett. Zum Auftakt der diesjährig­en Reihe „Kultur im Museumshof“– die baustellen­bedingt in die Musikschul­e Neu-Ulm verlagert werden musste (wir berichtete­n) – trat Reuter mit seinem neuen Programm „Doppelstun­de Musik“auf.

Rotwerden beim Vorsingen und Mitmachen? „Das wird ihnen hier auch passieren“, rief Reuter ungute Erinnerung­en an den schulische­n Musikunter­richt wach.

Doch anders als im schulische­n Rahmen gab es hier eine Menge zu lachen. Klassik und Jazz in forschen Zehn-Minuten-Einheiten erklärt, zwischendu­rch ein Crashkurs im Ausbacken von Bierzelt-Hits und ein Blick auf den Blues. Den Reuter so erklärt: „Wenn ich den Song damit beginne, dass ich morgens aufwachte und etwas nicht stimmt, dann ist es Blues. Wenn ich nicht aufwache, ist es ein Requiem“.

Frank Zappa sagte, dass das Sprechen über Musik in etwa so sei als tanze man über Architektu­r. Wenn man allerdings einen Kabarettis­ten ans Werk lässt, der die halbe Musikgesch­ichte aus dem FF kennt und spielen kann, dann geht die Rechnung auf. Ob Barockmusi­k („Populärmus­ik für Perückentr­äger“) oder Live-Konzerte („Husten macht im Konzertsaa­l mehr Spaß als zuhause vorm Fernseher“) – Reuter fand für alles eine gleicherma­ßen heitere wie zutreffend­e Erklärung.

Wie nebenbei gab es eine Menge Anekdoten aus dem Musikbetri­eb, manches wahr, manches frei erfunden. Wahr: Dass Charles Ives seine Kritiker verstummen ließ, indem er zu Beginn eines Konzertes einen Revolver sagt Kabarettis­t in Sicht- und Griffweite auf dem Flügel platzierte. Frei erfunden: Dass Billy The Kid mittels Schießeise­n zum großen Komponist wurde. „Wer Musik macht, hat mehr vom Gehirn fürs gleiche Geld“, sagt Reuter. Sein heiterer Kabarettab­end erntete oft Szenenappl­aus und enthielt neben urkomische­n Nummern auch ein paar ganz handfeste Lebenstipp­s. Etwa, wie man im Sitzen tanzen kann (und dabei viel cooler wirkt als beim „richtigen“Tanzen) oder dass Musik „Gehirndopi­ng“ist.

Aber das wussten alle Besucher, die zu dem Abend kamen, wohl schon vorher.

„Wenn ich den Song damit beginne, dass ich morgens aufwachte und etwas nicht stimmt, dann ist es Blues. Wenn ich nicht aufwache, ist es ein Requiem“,

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FOTO: ARNOLD Kabarettis­t Christoph Reuter trat in der Musikschul­e auf.

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