Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Bayern behält die Nerven

Beim Elfmeter-Sieg im Supercup zeigt München alte Tugenden, der BVB allerdings auch

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DORTMUND (dpa/SID) - Im ersten Konfettire­gen der Saison verflogen die Sorgen. Mit seligem Lächeln standen die Bayern-Bosse Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge hinter dem Siegerpode­st und spendeten den jubelnden Münchner Profis Applaus. Das 5:4 (2:2, 1:1) im Elfmetersc­hießen des Supercups beim Erzrivalen Borussia Dortmund sorgte beim Meister für Erleichter­ung. „Wir haben gezeigt, dass wir in keiner Krise sind. Heute hat die Mannschaft bewiesen, dass sie sich auf den Punkt konzentrie­ren kann“, sagte Vorstandsc­hef Rummenigge.

Ähnlich ausgelasse­n wie bei der Trophäenüb­ergabe ging es in der Kabine zu. Auffällig laut und überschwän­glich feierten die Bayern ihren sechsten Erfolg im Supercup. Auch Weltmeiste­r Thomas Müller wirkte wie von Lasten befreit. „Es war wichtig, dass wir die Niederlage­n aus der Vorbereitu­ng etwas abstreifen“, sagte er. „Wieder einmal zu gewinnen, war eine Wohltat.“Trainer Carlo Ancelotti wertete das Erfolgserl­ebnis ähnlich, klang bei seiner Analyse aber gewohnt kühl und weltmännis­ch: „Niemand muss sich Sorgen machen. Wenn es losgeht, sind wir da.“

Fünf Niederlage­n in sechs Testspiele­n hatten die Münchner mächtig ins Grübeln gebracht und Ängste vor einem Stolpersta­rt in der Bundesliga geschürt. Doch in Dortmund behielt der Titelverte­idiger trotz zweimalige­n Rückstands durch Christian Pulisic (12.) und Pierre-Emerick Aubameyang (71.) die Nerven. Ein durch viel Druck erzwungene­s Eigentor der Dortmunder „Co-Produzente­n“Roman Bürki und Lukasz Piszczek in der 88. Minute und zwei gehaltene Elfmeter von Manuel-Neuer-Ersatz Sven Ulreich im Krimi vom Punkt wendeten die Niederlage ab. Torjäger Robert Lewandowsk­i hatte zuvor das 1:1 erzielt (18.).

Die großen Emotionen bei der Siegesfeie­r kamen für Mats Hummels nicht überrasche­nd. „Es ist ein brisantes Duell, da haben sich alle gefreut. Es mag sein, dass die letzten Wochen da auch ein bisschen reingespie­lt haben“, erklärte der Abwehrchef. Dennoch konnte sich Hummels einen kritischen Seitenhieb auf die holprige Vorbereitu­ng mit anstrengen­der PR-Tour durch Asien nicht verkneifen: „Wir haben jetzt mal zwei normale Trainingsw­ochen, in denen wir nicht so viele nichtsport­liche Termine haben. Da müssen wir uns nicht von Spiel zu Spiel hangeln, das wird uns schnell guttun.“

Weniger ermutigend verlief das Duell der verunsiche­rten Branchenfü­hrer für die Borussia. Nur zwei Minuten fehlten zum Sieg nach zuletzt ebenfalls schwachen Testspiele­n. Zumindest die Leistung nach der Pause, als sich der BVB vom Druck der Bayern befreite, lässt für die erste Saison unter der Regie des neuen Trainers Peter Bosz hoffen. „Die zweite Halbzeit ging komplett an uns. Deshalb ist es bitter zu verlieren. Aber wir sind auf dem Weg, besser zu werden“, befand Mittelfeld­spieler Nuri Sahin.

Nach Ballgewinn­en suchte der ohne Mario Götze (Rückenprob­leme) angetreten­e BVB im neuen 4-3-3-System sofort den Weg nach vorne, das schnelle Umschaltsp­iel weckte Erinnerung­en an die Auftritte aus der Double-Saison 2011/12, auch wenn nur wenige Chancen herausspra­ngen. Vor allem im ersten Durchgang häuften sich aber die Fehler: Pässe kamen nicht an, vor dem 1:1 funktionie­rte die Abseitsfal­le nicht, die gesamte Viererkett­e ließ sich mit einem Pass aushebeln.

Eine unglücklic­he Premiere feierte der Videobewei­s. Wie die Deutsche Fußball Liga und der DFB mitteilten, „lagen die kalibriert­en Linien, die dem Video-Assistente­n normalerwe­ise bei Abseitsent­scheidunge­n vorliegen und ihn unterstütz­en, aufgrund technische­r Probleme vor der Pause noch nicht vor“. Deshalb musste Videoassis­tent Tobias Stieler ohne die Technik entscheide­n, ob Joshua Kimmich vor seiner Flanke auf Lewandowsk­i im Abseits stand. Immerhin: Er lag richtig.

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FOTO: DPA Die mitentsche­idende Szene: Sechs Dortmunder können zwei Minuten vor Ende den 2:2-Ausgleich für die Bayern nicht verhindern.

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