Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Wolfsfrage ruhig angehen

- Von Uwe Jauß ●» u.jauss@schwaebisc­he.de

Die Schluchsee-Gegend im Südschwarz­wald hat ein Tötungsdel­ikt, das sich wohl zum Heimatkrim­i mit landesweit­er Bedeutung auswächst. Die Ursache ist eine Kugel in einem Wolfskadav­er. Schon fordert der Ökoverband BUND eine polizeilic­he Spezialerm­ittlungsgr­uppe für solche Fälle. Sie wäre wohl mit jenen Sonderkomm­issionen bei Mord vergleichb­ar. Eigentlich ist dieser Tatbestand nur bei Menschen vorgesehen. Vermutlich sieht aber mancher Wolfsfreun­d auch im Schluchsee-Fall Mord als gegeben an. Wer die Szene kennt, weiß, dass dies nicht abwegig ist.

Gerade in diesem Zusammenha­ng wird jedoch ein zentrales Problem beim Umgang mit dem Wolf deutlich: Gespräche über ihn verlagern sich meist rasch auf die Gefühlsebe­ne. So sieht mancher Öko-Vertreter im Wolf ein umweltpoli­tisches Kuscheltie­r. Sogar die Sprache wurde deshalb bereits geändert. Der Begriff Raubtier ist verpönt. Dafür wird von Beutegreif­er geredet. Dies klingt weniger blutrünsti­g.

Auf der anderen Seite des StreitSekt­ors stehen dafür jene, für die nur ein toter Wolf ein guter Wolf ist. Er passe nicht in die heutige Kulturland­schaft, heißt es. Diese Haltung kommt gerne aus der Bauernscha­ft. Nun haben einzelne Vertreter dieses Berufsstan­des durchaus etwas zu verlieren. Bei der Anwesenhei­t eines Wolfs wird die Weidehaltu­ng vor allem kleinerer Nutztiere nicht mehr so wie in den vergangene­n Jahrzehnte­n sein. Zäune und Hirtenhund­e müssten her. Dies kostet ebenso Geld wie Arbeitszei­t. Die Betroffene­n sollen zwar entschädig­t werden. Ob dies befriedige­nd funktionie­rt, weiß aber noch niemand. Auf Bauernseit­e herrscht jedenfalls große Skepsis.

Verloren geht jedoch bei diesen Extremposi­tionen ein gelassener Blick auf die Entwicklun­g. Schön, wenn der Wolf wieder kommt. Er ist eine Bereicheru­ng der heimischen Tierwelt. Nehmen seine Bestände jedoch überhand oder entstehen ernste Probleme, muss der Griff zur Büchse akzeptiert sein. So geschieht es bei anderen Wildtierar­ten außerhalb der jeweiligen Schonzeit schließlic­h tagtäglich.

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